Begriff "Islamische Expansion"
Die islamische Expansion
bezeichnet die Eroberungspolitik der Araber von der Mitte der 630er
Jahre an. Der Beginn der islamischen Expansion wird häufig
auch das Ende der Antike angesehen.
Geschichte (bis 750 n. Chr.)
In den 630er Jahren begann
der Angriff der Araber auf das Oströmische (auch: Byzantinische
Reich) und das neupersische Sassanidenreich, als Großmächte
von einem langjährigen Krieg gegeneinander stark geschwächt
waren. Die Oströmer verloren 636 Palästina und Syrien,
640/42 Ägypten und bis 698 ganz Nordafrika an die Araber. Während
die Oströmer ein Restreich mit dem Schwerpunkt Kleinasien halten
konnten, ging das Sassanidenreich 651 unter. In den folgenden Jahrzehnten
griffen die Araber auch zur See an und eroberten
zu Beginn des 8. Jahrhunderts das Westgotenreich auf der Iberischen
Halbinsel.
Der arabische Vormarsch
konnte schließlich im Osten von den Byzantinern gestoppt werden,
während den Arabern im Westen nur kleinere Vorstöße
in das Frankenreich gelangen. Damit begann im Frühmittelalter
die fortdauernde Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen
islamischen und einen christlichen Teil, der seinerseits in einen
lateinischen Westen und einen von Byzanz dominierten griechischen
Osten zerfiel.
Grafik:
Islamische Expansion bis 750 Quelle: wikipedia.de
Lage der Christen unter muslimischer
Herrschaft
Christen behielten zunächst ihre Jobs in der Verwaltung
Die christlichen Kirchen
in Ägypten, Syrien und Mesopotamien behielten noch längere
Zeit ihre Bedeutung und die Mehrheit der Bevölkerung unter
arabischer Herrschaft blieb noch lange christlich. Einige Christen
arbeiteten zunächst weiterhin in der Verwaltung des Kalifenreichs,
andere waren am Kalifenhof als Gelehrte tätig, wie z. B. Mitte
des 8. Jahrhunderts Theophilos von Edessa. Die arabische Herrschaft
stieß nach Abschluss der Eroberung zunächst anscheinend
auf keinen nennenswerten Widerstand, zumal die Araber die alte Verwaltungsordnung
nutzten und sich so gesehen zunächst relativ wenig änderte.
Anhänger der sogenannten Buchreligionen galten nicht als
Ungläubige
Im religiösen Bereich
waren die Araber zunächst recht tolerant, jedenfalls solange
es nicht Heiden betraf: Anhänger der Buchreligionen
also Christen, Juden und in Persien auch die Zoroastrier
durften ihren Glauben behalten und durften nicht dazu gezwungen
werden, diesen aufzugeben. Im
Koran wird strikt zwischen den Muslimen und Andersgläubigen
unterschieden, so dass Christen und Juden zwar ein Teil-Glauben
zugestanden, ihnen aber auch ein Teil-Unglauben unterstellt und
der Absolutheitsanspruch beider Religionen bestritten wird, da der
Islam der einzig wahre Glauben sei.
Der Neubeu von Synagogen und Kirchen war untersagt
Die Andersgläubigen
mussten eine spezielle Kopfsteuer (Dschizya) entrichten, durften
ihren Glauben behalten, jedoch nicht in der Öffentlichkeit
ausüben, der Neubau von Synagogen und Kirchen in Städten
und größeren Ortschaften war untersagt und sie durften
keine Waffen tragen, wenngleich unter den ersten Kalifen sogar christliche
Araber als Soldaten zwangsverpflichtet wurden und Andersgläubige
auch zu militärischen Hilfsdiensten verpflichtet waren.
Juden und Christen waren rechtlich nicht gleichgestellt
Ebenso wurden im Erbrecht
Einschränkungen vorgenommen und teils spezielle Kleidungsvorschriften
erlassen. Durch diese Maßnahmen wurde deutlich hervorgehoben,
dass die nichtmuslimische Mehrheitsbevölkerung den Muslimen
rechtlich keineswegs gleichgestellt war. Dieser Status wird als
Dhimma bezeichnet, der Juden und Christen zuerkannt wurde. Demnach
handelte es sich um Schutzbefohlene, deren Religion
eine gewisse Freiheit genießt, aber grundsätzlich dem
Islam unterworfen ist, deren Anhänger nicht als vollwertige
Gläubige anerkannt sind und gegen die im Koran teilweise durchaus
auch polemisiert wird. Hierbei stand nicht zuletzt die Anerkennung
der prophetischen Sendung Mohammeds und die koranische Offenbarung
im Zentrum der muslimischen Betrachtungen, da diese Aspekte im Judentum
und im Christentum freilich nicht vorkamen. Viele Bestimmungen gehen
hierbei noch auf die Phase der islamischen Geschichte zurück,
als sich die muslimische Gemeinde konstituierte und in einem Kampf
um die Selbstbehauptung befand.
Mit der Zeit nahmen restriktive Maßnahmen und Übergriff
zu
Grundsätzlich war
das Verhalten der neuen muslimischen Herren gegenüber der zahlenmäßig
weit überlegenen christlichen Mehrheitsbevölkerung oft
von Zweckmäßigkeiten geprägt: Man nutzte Christen
in der Verwaltung, weil diese damit vertraut waren, und man benutzte
die Schutzverträge, um die christliche Mehrheitsbevölkerung
unter eine gewisse Kontrolle zu bringen, da man auf deren Mitwirken
angewiesen war; die zunächst ausgeübte Toleranz gegenüber
Nichtmuslimen entsprang demnach vor allem praktischen Erwägungen.
In der Anfangszeit nach
der Eroberung gestaltete sich das Zusammenleben zunächst ohne
größere Schwierigkeiten. Dies änderte sich allerdings
in der folgenden Zeit, als es zu Übergriffen und restriktiven
Maßnahmen gegen Christen kam, so bereits Ende des 7. Jahrhunderts.
Dies hing mit der jeweiligen Religionspolitik des regierenden Kalifen
zusammen. Als im Jahr 699 Arabisch Amtssprache in der Verwaltung
wurde und damit Griechisch bzw. Mittelpersisch ablöste, war
dies anscheinend auch mit dem Verbot verbunden, Nichtmuslime in
der Verwaltung zu beschäftigen. Christen (und Zoroastrier im
ehemaligen Perserreich) durften somit keine hohen staatlichen Posten
mehr bekleiden und wurde von einem erheblichen Teil der Gesellschaft
ausgeschlossen; Johannes von Damaskus zog sich denn auch um 700
in ein Kloster zurück.
Das öffentliche Leben wurde auf den Islam ausgerichtet und
öffentliche Kreuze verboten
Das Gesellschaftsleben
wurde verstärkt auf den neuen islamischen Glauben ausgerichtet
und die Lebenssphären von Muslimen und Nichtmuslimen sollten
offenbar bewusst voneinander getrennt werden. Dies lässt sich
unter anderem an den erwähnten neuen Münzprägungen
dieser Zeit ablesen (seit ca. 697), die ohne Bilder, dafür
aber mit Koransuren (Sure 112) versehen waren. Religiöse Kulthandlungen
von Nichtmuslimen, die zunächst kaum behindert wurden, wurden
noch in der späten Umayyadenzeit stärker eingeschränkt;
hinzu kamen Handlungen, die ein gewisses Überlegenheitsgefühl
der muslimischen Herrscher gegenüber Nichtmuslimen demonstrierten.
So wurden im Kalifat die öffentliche Präsentation von
Kreuzen und christliche Gebete in der Öffentlichkeit untersagt
sowie eventuell einzelne Kirchen zerstört (die Quellenlage
für den letzten Punkt ist nicht eindeutig). Sicher ist, dass
restriktive Maßnahmen und Regulationen speziell im Hinblick
auf Christen zunahmen. So kam es nun verstärkt zu Eingriffen
der muslimischen Herrscher in innerchristliche Angelegenheiten und
auch zur Konfiszierung von Kirchen; seit dem 9. Jahrhundert entstanden
zudem Werke muslimischer Autoren, in denen gegen andere Buchreligionen
polemisiert wurde.
Proteste und Aufstänge gegen die muslimische Herrschaft wurden
niedergeschlagen
Der insgesamt steigende
Druck blieb nicht ohne Auswirkungen: In Ägypten revoltierten
die christlichen Kopten zwischen 725 und 773 allein sechsmal gegen
die muslimische Herrschaft, doch wurden die Aufstände niedergeschlagen.
Die Übergriffe nahmen dann spürbar im 9. Jahrhundert wieder
zu, als einzelne Kirchen geplündert und zerstört wurden.
Ebenso nahm die Steuerbelastung
zu. Insgesamt ist festzuhalten, dass es (nach restriktiven Maßnahmen
bereits in der späten Umayyadenzeit) seit der frühen Abbasidenzeit,
als sich die islamische Gemeinschaft in den eroberten Gebieten langsam
zu konsolidieren begann, zu einer von staatlichen Stellen betriebenen
Gängelung von Christen im Alltag kam. Sie durften ihren Glauben
zwar behalten, es kam aber zu sozialen Demütigungen und zu
Phasen der Unterdrückung mit gezielten Verfolgungen, wobei
politische und religiöse Motive miteinander vermischt wurden,
wenngleich es Phasen gab, in denen gewisse Maßnahmen zumindest
zeitweise gelockert wurden.
Um 900 wurden zwar noch
einmal für kurze Zeit Verwaltungsposten mit Christen und Juden
besetzt, doch ein 908 erlassenes Edikt verbot erneut die Beschäftigung
von Nichtmuslimen in öffentlichen Funktionen: Christen und
Juden durften demnach nur als Ärzte (wobei etwa christliche
Ärzte am Kalifenhof durchaus einen guten Ruf genossen) oder
Bankiers beschäftigt werden, zudem wurden für beide Gruppen
spezielle Kleidungsvorschriften erlassen. Eine wichtige Quelle für
Repressionen stellt unter anderem die Chronik des Pseudo-Dionysius
von Tell Mahre dar. Der früheste christliche Bericht über
das Verhältnis von Christen und Muslimen stammt von dem Katholikos
Ischo-Jab III.
Die Zahl der Konvertiten
blieb in den eroberten Gebieten zunächst offenbar gering, da
sich die damit verbundenen Vorteile in den ersten Jahrzehnten in
engen Grenzen hielten: Bis zur Machtübernahme der Abbasiden
konnten unabhängig von der Religion nur Männer Karriere
machen, die eine arabische Herkunft nachzuweisen vermochten. Christentum
und Zoroastrismus wurden nur nach und nach zurückgedrängt;
wohl erst um das Jahr 1000 sprach die Mehrheit der Bevölkerung
Ägyptens und des Irak Arabisch, während in Persien die
eigene kulturelle Identität stärker bewahrt werden konnte.
Anscheinend waren auch einige muslimische Theologen und Rechtsgelehrte
der Ansicht, dass diskriminierende Maßnahmen gegenüber
Nichtmuslimen den Übertritt zum Islam forcieren würden;
der soziale Druck war daher wohl ein wichtiger Faktor bei der Islamisierung
der eroberten Gesellschaften, wo die christliche Mehrheitsbevölkerung
mit der Zeit zu einer Minderheit wurde.
Quelle: wikipedia.de
Die Geschichtsschreibung ändert sich
Der Arabist Ferrín vertritt die Auffassung, es habe keine
arabisch-muslimische Expansion gegeben
Ob es sich bei Tariq
tatsächlich um eine historische Figur handelt, ist in jüngerer
Zeit in Frage gestellt worden. Der Arabist Emilio González
Ferrín von der Universität Sevilla vertritt in seiner
in Spanien vielbeachteten Historia General de Al Ándalus
die These, dass es im 8. Jahrhundert keine arabisch-muslimische
Eroberung gegeben habe, sondern vielmehr eine bürgerkriegsartige
Situation zwischen verschiedensten Volksgruppen. Die Landnahme durch
Tariqs Berber sei demnach ein Gründungsmythos, der erst zur
Zeit der Almoraviden im 11. Jahrhundert in die Welt gesetzt worden
sei, um die Machtübernahme durch eine lange bestehende muslimische
Präsenz auf der Iberischen Halbinsel zu legitimieren.
Quelle: wikipedia.de
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