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Hintergrund-Infos

Jan Hus
Das Leben von Jan Hus

Sein Leben

Tschechischer Reformator Jan Hus
Jan Hus,
geb. um 1369 in Husinec, Böhmen
† 06.07.1415 in Konstanz

Jan Hus wird um 1369 in Husinec, Böhmen geboren. Seine Studentenjahre in Prag verlaufen zunächst wie die seiner Kommilitonen auch: Wein, Radau und Mädchen waren interessanter als die Universität. Doch irgendwann hat Hus ein Erlebnis, das ihn von höheren Werten des Lebens überzeugte. Er wechselt deshalb zum Theologiestudium. Begeistert befasst sich Hus mit den Lehren des Oxforder Theologen John Wyclif, von denen er 1398 durch Hieronymus von Prag erfährt. 1400 wird Jan Hus zum Priester geweiht und 1402 wird er Professor für Theologie und Philosophie an der Prager Uni.

Im Gottesdienst führt Hus das gemeinsame Singen ein und das Predigen in tschechischer Sprache. Leidenschaftlich wettert er gegen doppelte Moral der Priester, den Reichtum der Kirche (50% der Länderreien Böhmens waren im Besitz der Kirche) und die Unfehlbarkeit des Papstes. Hus kämpft für Glaubens- und Gewissensfreiheit, für die Bibel als einzige Autorität in Glaubensfragen und für die Reform der verweltlichten Kirche. Als man ihm deshalb 1408 verbietet zu predigen, zieht er als Wanderprediger durch's Land. Innerhalb kurzer Zeit bringt er den größten Teil Böhmens auf seine Seite.

1413 schreibt Hus in "De Ecclesia" seine Gedanken "Über die Kirche" nieder. Kirche sei eine nicht-hierarchische Gemeinschaft, in der nur Jesus Christus das Oberhaupt sein könne. Ein Jahr später wird Jan Hus deshalb vor das Konstanzer Konzil zitiert.

Obwohl der deutsche König Siegmund Hus schriftlich freie Hin- und Rückreise zusichert, wird er am 3. November 1414 bei seinem Eintreffen in Konstanz verhaftet. Die Kirche erklärt die Zusage des Königs für nichtig: Für Hus' "ketzerische" Ansichten seien nicht die weltliche, sondern die kirchliche Ordnung zuständig. Nach monatelanger Haft unter zum Teil erbärmlichen Bedingungen findet vom 5. bis 8. Juni 1415 die Verhandlung statt. Man gestattet Hus aber keine ausführliche Rechtfertigung, sondern verlangt den öffentlichen Widerruf seiner Lehren. Bis Ende Juni versuchte man noch mehrfach vergeblich, ihn zum Widerruf zu bewegen.Am 6. Juli 1415 wird Jan Hus in feierlicher Vollversammlung des Konzils im Dom als Ketzer zum Feuertod verurteilt.

In seinem Abschiedsbrief scheibt Jan Hus an seine Freunde:

"Das aber erfüllt mich mit Freude, dass sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, dass sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten."

und am selben Tag zwischen Stadtmauer und Graben zusammen mit seinen Schriften verbrannt. Seine Asche wird in den Rhein gestreut.

Vor seiner Hinrichtung soll Hus gesagt haben:

"Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen" (Hus bedeutet tschechisch Gans).

Die Folgen: Erster Prager Fenstersturz und Hussitenkriege

Am 30.7.1419 stürmen Anhänger des tschechischen Reformators Johannes Hus das Prager Rathaus. Dabei warfen sie die katholischen Stadträte aus dem Fenster (Erster Prager Fenstersturz). Und die Hussitenkriege (1419 bis 1434) verwüsten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht nur Böhmen (heute Tschechien) und Mähren (heute Slowakei), sie greifen auch auf die Nachbarländer über, bis die (nach Jan Hus benannten) Hussiten zuerst durch Zugeständnisse, dann durch Zwist und Verrat in eigenen Reihen besiegt wurden.

In Folge der Gegenreformation flüchten viele Hussiten / Böhmische Brüder Anfang des 18. Jahrhunderts nach Sachsen. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gewährt ihnen Asyl. In der Oberlausitz (Sachsen) entsteht das Dorf Herrnhut und eine christliche Glaubensgemeinschaft.

Die Rolle von Staat und Kirche bei Jan Hus

Der weltlichen Herrschaft kommt nach Jan Hus die Aufgabe zu, die Diener Gottes zu beschützen und das Gesetz Gottes zu verteidigen. Die Diener Gottes sollen "die Welt verbessern, die Kirche beleben als die Seele derselben und nach allen Seiten Christus am nächsten folgen"

Würdigung von Jan Hus

Zum Gedenken an den Reformator Jan Hus wird an seinem 500. Todestag 1915 auf dem Altstädter Ring in Prag an Stelle einer Mariensäule ein großes Hus-Denkmal eingeweiht. Mit ihrer Unabhängigkeit erklärt die Tschechoslowakei 1925 den 6. Juli zum Staatsfeiertag. Der Heilige Stuhl unterbricht daraufhin für drei Jahre seine diplomatischen Beziehungen mit dem "Ketzerstaat".

1996 äußerte Kardinal Miloslav Vlk die Meinung, dass das Urteil gegen Hus widerrufen werden müsse. 1999 erklärte Papst Johannes Paul II. anlässlich eines Historikerkongresses über den Reformator:

"Heute [...] fühle ich mich verpflichtet, mein tiefes Bedauern auszusprechen für den grausamen Tod von Jan Hus und für die daraus folgende Wunde, Quelle von Konflikten und Spaltungen, die dadurch in den Geist und die Herzen des böhmischen Volkes gerissen wurde" (Papst Johannes Paul II.).

Bis heute ist die Rehabilitierung aber noch nicht erfolgt.

In seiner Grundhaltung war Jan Hus der Kirche gegenüber loyal gesinnt - wie 100 Jahre später der junge Martin Luther. Hus wollte kein Ketzer sein und lehnte dieses Urteil über sich selbst ab.

Uwe Schütz, 05.06.2005

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Es gibt in der Geschichtsschreibung zwei Prager Fensterstürze