Der Wiener Kongress fand vom
18. September 1814 bis zum 9. Juni 181 im Palais am Ballhausplatz in Wien
statt, um nach der Niederlage von Napoleon Bonaparte in den Koalitionskriegen
Europa neu zu ordnen.
Ausgangslage und Ziele
Durch die militärischen
Eroberungen Napoleon Bonapartes waren die Staatsgrenzen in Europa verschoben
worden. Nach der Niederlage
Napoleons hatten sich die Staatsoberhäupter Mitteleuropas in Paris
(Pariser Frieden) drauf verständigt, die Machtverhältnisse in
Europa neu zu ordnen.
Eines der Hauptziele des Wiener
Kongresses war, eine Art Gleichgewichtssystem zu erstellen, in dem keinem
Staat zu viel Macht zukommen würde - es sollte wieder Frieden herrschen
und keinen Anlass zu erneuten Auseinandersetzungen geben. Gleichzeitig
wollte man unter dem Schlagwort 'Restauration' die alten Monarchien und
Dynastien aus der Zeit vor 1792 wiederherstellen und revolutionitionären
Ideen und Anarchie verhindern.
Teilnehmer
Zum Kongress erschienen schließlich
Staatsmänner, Fürsten und andere Vertreter der nahezu 200 teilnehmenden
Länder und Herrschaftseinheiten Europas mit Ausnahme des Osmanischen
Reiches. Die führende Rolle spielten die fünf Großmächte
Russisches Kaiserreich, Vereinigtes Königreich Großbritannien
und Irland, Kaisertum Österreich, Königreich Preußen und
die wiederhergestellte französische Monarchie sowie der Kirchenstaat.
Die Leitung des Kongresses
übernahm der österreichische Außenminister Fürst
von Metternich.
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Delegierte
des Wiener Kongresses in einem zeitgenössischen Kupferstich von
Jean Godefroy nach dem Gemälde von Jean-Baptiste Isabey. Dargestellte
Personen in der oberen Reihe: 1.Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington
(UK) 2. Joaquim Lobo da Silveira (Portugal) 3. António de Saldanha
da Gama (Portugal)
4. Carl Axel Löwenhielm (Schweden) 5.Paul-François
de Noailles (Frankreich) 6. Klemens Wenzel Lothar von Metternich (Österreich)
7. Frédéric-Séraphin de La Tour du Pin Gouvernet
(Frankreich) 8. Karl Robert von Nesselrode (Russland) 9. Pedro de
Sousa Holstein (Portugal) 10. Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry
( UK) 11. Emmerich Joseph von Dalberg (Frankreich) 12. Johann von
Wessenberg (Österreich) 13. Andrej Kyrillowitsch Rasumowsky (Russland)
14. Charles Vane, 3. Marquess of Londonderry (UK)
15. Pedro Gómez Labrador (Spanien) 16. Richard
Trench, 2nd Earl of Clancarty (UK) 17. Nikolaus von Wacken (Österreich)
18. Friedrich von Gentz (Kongress Sekretär) 19. Wilhelm von Humboldt
(Preußen) 20. William Cathcart, 1. Earl Cathcart (UK) Untere
Reihe: 21. Karl August von Hardenberg 22. Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
(Fraknreich) 23. Gustav Ernst von Stackelberg (Russland) |
Vorgehensweise
Die bestimmende politische
Idee war das Gleichgewicht der fünf großen Mächte Österreich,
Russland, Preußen, Großbritannien und Frankreich.
Den Entscheidungen darüber,
welcher Staat welche Territorien abzugeben hatte bzw. welche Territorien
ihm zugeschlagen wurden, lagen Vorarbeiten einer Statistischen Kommission
zugrunde. In dieser Kommission hatten Fachleute, darunter Geographen,
Ökonomen und Bevölkerungsstatistiker in aufwendiger Kleinarbeit
den jeweiligen Territorialwert veranschlagt, in den vor allem
die Größe des Territoriums, seine Einwohnerzahl und dessen
Ertragskraft einflossen. So ließen sich abgehende und gewonnene
Territorien, Forderungen und Zugeständnisse näherungsweise miteinander
verrechnen.
Verlauf
Anfangs zogen sich wegen der
massiven Interessenskonflikte zwischen den vielen Staaten die Verhandlungen
nur schleppend dahin, schlussendlich konnten jedoch Ergebnisse erzielt
werden, mit denen der Großteil der Teilnehmer für den Moment
zufrieden war.
Die deutschen Probleme wurden
angesichts ihres Umfangs von den übrigen europäischen Angelegenheiten
getrennt besprochen.
Ergebnisse
Mit den Beschlüssen des
Wiener Kongresses musste die europäische Landkarte komplett neu gezeichnet
werden:
Russland erhielt fast
das gesamte polnische Staatsgebiet und Finnland.
Preußen erhielt
den Norden Sachsens, die Rheinprovinz, Westfalen, Neuvorpommern sowie
Posen.
Österreich bekam
eine Vielzahl an Gebieten zugesprochen, darunter Istrien, Triest, Venedig
und die Lombardei sowie die heutigen Bundesländer Kärnten,
Salzburg, Vorarlberg und Tirol. Österreich musste jedoch seine
niederländischen Besitztümer abgeben und in weiterer Folge
wurde das Königreich der Vereinigten Niederlande - eine Verschmelzung
der heutigen Niederlande mit Belgien - gebildet.
Frankreich bekam in
etwa wieder die Grenzen, die vor Napoleon bestanden hatten.
Des Weiteren wurde der Deutsche
Bund, ein Zusammenschluss von ungefähr 40 einzelnen Staaten unter
österreichischer Führung, gegründet. Ein weiteres Ergebnis
des Wiener Kongresses war die Schaffung der Heiligen Allianz, einem freundschaftlichen
Bündnis zum Erhalt der Monarchien.
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Europa-Karte
nach dem Wiener Kongress 1815
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Folgen
Nach dem Wiener Kongress kam
Europa zunächst zur Ruhe. Doch bald entwickelte sich verstärkt
nationales, liberales und revolutionäres Denken in Europa und die
alten monachischen Strukturen passten vielen Menschen nicht mehr. Es rächte
sich auch, dass der Wiener Kongress keine Rücksicht auf Volkszugehörigkeit,
Sprachen oder ähnliches nahm und Grenzen teils willkürlich zog.
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts kam es aus diesem Grund immer wieder
zu Revolutionen und Aufständen.
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