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Wieder in Haft
Mordechai Vanunu, ehemaliger israelischer Nukleartechniker, wieder in Haft
11.11.2004: Die israelische Polizei hat Mordechai Vanunu, der wegen Verrats von Informationen über das staatliche Nuklearprogramm 18 Jahre in Haft saß, nach nur knapp sieben Monaten erneut verhaftet. Seit seiner Freilassung hatte Vanunu mehrfach gegen seine Auflagen verstoßen.
Wie die "Jerusalem Post" berichtet, durchsuchte die Polizei am Donnerstagmorgen das Zimmer in der Anglikanischen Kirche Saint George in Ost-Jerusalem, wo Vanunu wohnte. Dabei fand sie brisantes Material. Der ehemalige Techniker des Nuklearzentrums Dimona wurde festgenommen.
Hintergrund
Die Untersuchung und die Verhaftung wurde von Oberstaatsanwalt Menahem Masus angeordnet. Als Vanunu im April nach 18 Jahren aus der Haft entlassen wurde, wurde ihm verboten, mit ausländischen Medien zu sprechen und das Land zu verlassen. Vanunu hielt sich nicht daran und gab mehrere Interviews mit ausländischen Zeitungen. Das berühmteste davon, das er der britischen BBC gab, führte im Mai zur Verhaftung des britischen Journalisten Peter Hounam. Dieser hatte im Jahr 1986 durch ein Interview mit Vanunu erstmals Details über Israels Atomwaffenprogramm enthüllt.
Die in London erscheinende arabische Zeitung "Al-Wasat" druckte kurz nach seiner Entlassung ein Interview, das angeblich mit Vanunu geführt worden war. Darin behauptet er, Israel verfüge über 100 bis 200 Atom- und Wasserstoffbomben. Mehrfach führte Vanunu zudem verbale Attacken gegen den Staat Israel durch. Er plante, zum Christentum zu konvertieren und die israelische Staatsbürgerschaft gegen eine andere zu tauschen.
"Es war eine Frage der Zeit, bis er erneut schuldig wird", hieß es aus Sicherheitskreisen. Der Inlandsgeheimdienst hatte Vanunu seit seiner Entlassung beobachtet. "Er hatte sein Schicksal selbst in der Hand", sagten Vertreter des Verteidigungsministeriums. Bereits am Tag seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Aschkelon sagte ein Beamter der Sicherheitskräfte Vanunus erneute Verhaftung voraus. "Dann geschieht das nicht zum Spaß. Wenn er wieder geschnappt wird, wird es ernst sein". Er wollte offenbar seine Grenzen austesten, hieß es.
Vanunu war Techniker im israelischen Nuklearzentrum Dimona nahe der Wüstenstadt Be'er Scheva. Er hatte vor 18 Jahren der britischen Tageszeitung "Sunday Times" rund 60 Fotos vom Inneren des Atomreaktors zugespielt, die das Blatt veröffentlichte. Daraufhin wurde Vanunu von einer Mossad-Agentin aus London nach Rom gelockt, wo er festgenommen und nach Israel gebracht wurde. Wegen Spionage und Verrats von Staatsgeheimnissen hatte ihn ein Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Februar hatten sich Israels Premierminister Ariel Scharon und Generalstaatsanwalt Menachem Masus darauf geeinigt, Vanunu am 21. April freizulassen.
Verräter oder Nationalheld?
Israel gehört zu den Nichtunterzeichners des Atomwaffensperrvertrags und hat den Besitz von Atomwaffen bisher immer wieder dementiert. Einige Beobachter glauben, dass Vanunus Verrat der Sicherheit Israels gedient haben:"Keine Frage, er hat mehr als jeder andere zur israelischen Abschreckung beigetragen", sagt Historiker Cohen. Ägypten dagegen hat sich wiederholt darüber beklagt, dass das israelische Waffenarsenal arabische und muslimische Staaten erst dazu angetrieben haben, ihre eigenen Atombomben zu entwickeln.
Quelle: Israelnetz.de-Newsletter
Uwe Schütz, AREF, 11.11.04
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