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"Kein Deutsch in der Knesset!"

Vor Köhler-Besuch: Protest gegen Rede vor dem israelischen Parlament

18.01.2005: Einige israelische Abgeordnete haben dagegen protestiert, dass Bundespräsident Horst Köhler bei seinem Israel-Besuch in zwei Wochen in der Knesset eine Rede in deutscher Sprache hält. Gesundheitsminister Dani Naveh kündigte sogar an, er wolle die Feier zum 40-jährigen Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland boykottieren.

Ähnlich wie beim Besuch von Köhlers Vorgänger Johannes Rau im Jahr 2000 regte sich Protest unter israelischen Politikern. Der stellvertretende israelische Parlamentspräsident, Hemi Doron (Schinui), kündigte an, er werde eine Absage der Veranstaltung beantragen. "Mein Fuß hat nie deutschen Boden betreten, und ich kaufe keine deutschen Produkte", sagte er. Sein Großvater sei von den Nationalsozialisten ermordet worden. "Ich kann es nicht ertragen, diese Sprache im Abgeordnetenhaus des jüdischen Volkes zu hören." Daher müsse Köhler seine Rede in Englisch abhalten. Dies berichtet die Tageszeitung "Ma´ariv".

Literaturkritiker Reich-Ranicki kritisiert Boykottandrohung

Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki kritisiert die Boykottandrohung von israelischen Abgeordneten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Januar.

"Diese Boykottdrohung ist betrüblich, beschämend und unbegreiflich", schrieb Reich-Ranicki. Schließlich sei die deutsche Sprache von den Nazis missbraucht worden. Auch Juden wie Heinrich Heine, Franz Kafka, Paul Celan und Theodor Herzl hätten in dieser Sprache geschrieben.

Marcel Reich-Ranicki selbst ist ein Überlebender des Warschauer Gettos.

Johannes Rau bat vor der Knesset auf deutsch um Vergebung

Köhlers Amtsvorgänger Johannes Rau wurde es damals letztendlich erlaubt, auf Deutsch zu sprechen, weil er "der größte Freund Israels in Deutschland" sei, wie Knesset-Präsident Awraham Burg befand. Ihm sei die Entscheidung schwer gefallen. Doch Rau habe Israel mehr als 30-mal besucht. Rau bat damals in seiner Rede vor der Knesset um "Vergebung für das, was Deutsche getan haben". Er war der erste deutsche Politiker, der vor dem Parlament in Jerusalem sprechen durfte. Etwa ein Drittel der Knesset-Abgeordneten war der Sitzung ferngeblieben mehr

Quelle: Israelnetz.de

Autor: Uwe Schütz, 18.01.2005

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