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Krippenplatzpolitik in England hat sich verkalkuliert
Die Krippenpolitik der Bundesregierung könnte schon vor dem Start überholt sein
Immer mehr erwerbstätige Mütter in Großbritannien nehmen ihr Recht wahr, Teilzeit zu arbeiten anstatt ihr Kind ganztägig einer Krippe anzuvertrauen. Die Krippenpolitik der Bundesregierung könnte schon vor dem Start überholt sein. Darauf lassen aktuelle Entwicklungen in Großbritannien schließen. Nach einem starken Ausbau der Betreuungseinrichtungen für Kleinstkinder stehen dort inzwischen 160.000 Krippenplätze leer; das ist fast jeder vierte Platz. Darüber berichtet die Londoner Tageszeitung The Times in ihrem Online-Dienst.
Immer mehr britische Mütter, so heißt es, wollen sich selbst um ihre Kleinen kümmern, statt den schwierigen Balanceakt zwischen Beruf und Familie zu meistern. Früher als in Deutschland ist in Großbritannien das Krippenangebot ausgebaut worden von knapp 425.000 Plätzen im Jahr 2002 auf 725.000 im vorigen Jahr. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Zahl der Krippenplätze in Deutschland bis 2013 auf 750.000 verdreifachen; über die Finanzierung wird noch gestritten.
18 Prozent Ganztagsbetreuung
Wie die Times weiter berichtet, nehmen immer mehr erwerbstätige Mütter in Großbritannien ihr Recht wahr, Teilzeit zu arbeiten anstatt ihr Kind ganztägig einer Krippe anzuvertrauen. Rund 29 Prozent aller erwerbstätigen Eltern machten von Kinderkrippen Gebrauch. 18 Prozent aller Kindertagesplätze böten eine Ganztagsbetreuung. Sieben Prozent aller Krippenkinder seien unter einem Jahr alt. Die Times beruft sich auf Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens Laing & Buisson (London).
Höchste Geburtenrate seit 1992
Trotz des großen Leerstands will die Regierung in London das Platzangebot
in Kinderkrippen noch ausbauen. Die Gebühren verharren indes besonders
in London und Umgebung auf hohem Niveau: Im Durchschnitt kostet dort ein Krippenplatz
umgerechnet rund 250 Euro pro Woche. Laut Times ist zu erwarten, dass sich der
Trend zur häuslichen Betreuung zusätzlich verstärkt, wenn Mütter
das neu eingeführte Erziehungsjahr in Anspruch nehmen. Viele Eltern seien
von Untersuchungen alarmiert, dass Krippenkinder später ein unsozialeres
Verhalten an den Tag legen. Die Geburtenrate in Großbritannien ist unterdessen
auf den höchsten Stand seit 1992 gestiegen, nämlich auf 1,8 Kinder
pro Frau. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 1,3 Kinder.
Autor dieser Seite: Uwe Schütz
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