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AREF-News

Kritische Töne auf Pilgerreise

Katholischer Bischöfe äußern sich kritisch über Israels Sicherheitszaun

06.03.: Medienberichten zufolge sprachen Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz auf ihrer Pilgerreise im Zusammenhang mit dem Sicherheitszaun um das Westjordanland von "Brutalität" und "Ghettoisierung".

"In Yad Vashem sehe ich Bilder vom Warschauer Ghetto, und am Abend bin ich in einem wahrhaftigen Ghetto in Ramallah", sagte der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, laut der "Frankfurter Rundschau" am Wochenende während der bischöflichen Pilgerreise. Natürlich habe Israel ein Existenzrecht. Das dürfe aber nicht so brutal durchgesetzt werden.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner bemerkte: "Ich dachte nicht, dass ich in meinem Leben noch mal so eine Mauer sehe." Er habe in der Nacht Alpträume gehabt, in denen Erinnerungen an die Berliner Mauer und sein Leben in der DDR hochgekommen seien. "So etwas macht man mit Tieren, nicht mit Menschen." Doch die Mauer werde fallen - wie in Berlin auch. "Hier wird installiert, was wir im eigenen Land erlebt haben", so der Limburger Alt-Bischof Franz Kamphaus. Bischof Walter Mixa von Augsburg, bekannt durch seine kritischen Bemerkungen in der Kinderkrippen-Debatte, sprach von einer "Ghettoisierung" mit beinahe rassistischen Zügen.

Das Fazit einiger Bischöfe: Hanke und ein Teil seiner Mitbrüder wollen künftig zu Hause auch "politisch Position" beziehen. Das berichtet der "Tagesspiegel". Die 27 Vertreter des Ständigen Rates der Bischofskonferenz hatten bis zum Sonntag eine Woche lang das Heilige Land besucht.

Israels Botschafter Stein kritisiert Äußerungen der deutschen Bischöfe

Israelkritische Bemerkungen katholischer Bischöfe haben Empörung beim israelischen Botschafter in Berlin, Shimon Stein, hervorgerufen. Botschafter Stein schreibt hierzu: "Man kann zur israelischen Politik unterschiedliche Meinungen haben, man kann sie auch kritisieren - aber es kommt auf die Wortwahl, auf die Begriffe und die historischen Vergleiche an, die man verwendet." Wenn man Begriffe wie "Warschauer Ghetto" oder "Rassismus" im Zusammenhang mit der israelischen beziehungsweise palästinensischen Politik benutze, dann habe man "alles vergessen oder nichts gelernt und moralisch versagt". "Anstatt sich in Demagogie zu üben, hätten sich die Bischöfe über die Ursachen informieren müssen, die israelische Regierungen veranlasst haben, die erzwungenen und notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um Israelis vor Terror zu schützen."

Der israelische Diplomat fügt hinzu: "Darüber hinaus hätten die Bischöfe sich auch mit Angehörigen der Familien von über 1.000 Israelis treffen können, die - nur weil sie Juden waren - in den vergangenen sechs Jahren dem palästinensischen Terror zum Opfer fielen. Das Erhalten des Lebens hat Vorrang vor der Qualität des Lebens, das sollten selbst Bischöfe nicht vergessen - auch wenn sie anders sozialisiert wurden. Zaun oder Mauer, die als Sicherheitsmaßnahmen von Menschen gebaut wurden, können, wenn die politischen Bedingungen sich ändern, wieder abgebaut werden. Die Opfer von Terroristen kann man nicht wieder ins Leben zurückrufen."

Stein kommt zu dem Schluss: "Wir sind auf Hilfe und Rat angewiesen, aber wenn Bischöfe sich so äußern wie während dieser Reise, tragen sie nicht zu Aussöhnung und Frieden bei, sondern erzeugen bei uns das Gegenteil. Darüber hinaus leisten sie auch keinen Beitrag zu einem sachlichen katholisch-jüdischen Dialog."

Israelnetz.de-Newsletter vom 06.03.2007

Autor: Uwe Schütz, 06.03.2007

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