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Babyklappen-Tragödie

Erfrorener Säugling in Hannover beerdigt

11.01.: Der vor einem «Babykörbchen» in Hannover erfrorene Säugling «Mose» ist am Freitag bestattet worden. An einer Trauerfeier in der Kapelle des Friederikenstiftes nahmen rund 80 Menschen teil, unter ihnen zahlreiche Mitarbeiter des Krankenhauses. «Wir nehmen heute Abschied von einem kleinen Menschenkind, dessen kurzer und tragischer Lebensweg uns alle aufgeschreckt und erschüttert hat», sagte die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann, die dem Neugeborenen den biblischen Namen «Mose» gab.

Der Junge wurde nach der Trauerfeier auf dem Stöckener Friedhof in Hannover beerdigt. Dort befindet sich ein Gräberfeld für totgeborene Kinder. Rund 30 Menschen begleiteten den kleinen hölzernen Sarg des Jungen, der mit weißen Rosen und Tulpen sowie blauen Hyazinthen geschmückt war. «Nachdem der gnädige Gott Mose zu sich genommen hat, legen wir ihn in Gottes Acker, dass er wieder zu Erde werde, davon er genommen ist», sagte Käßmann am Grab.

Bei der Trauerfeier rief die Bischöfin dazu auf, sich noch energischer für Mütter und ihre Kinder einzusetzen. Der tragische Tod des Jungen sei «eine Mahnung an uns alle, für die Kleinen einzutreten, ihnen beizustehen, damit keines verloren gehe». Obwohl keiner den kleinen Jungen, seine Eltern und seine Herkunft kannte, habe dieses Kind viele Herzen bewegt. «Gott wollte dieses Kind schützen, davon bin ich überzeugt», sagte Käßmann: «Ich denke, auch Gott weint mit uns um dieses Kind.»

Der Tod des Jungen hatte in Hannover viel Hilfsbereitschaft ausgelöst. Menschen boten an, die Bestattung auszurichten oder Blumen zu spenden. Ein Steinmetz wird kostenlos einen Grabstein zur Verfügung stellen. Mitarbeiter des Netzwerks «Mirjam» für Mütter in Not wollen die Grabpflege übernehmen. Käßmann äußerte die Hoffnung, dass auch die Mutter des toten Säuglings das Grab aufsuchen werde, um dort um ihn zu trauern.

Staatsanwaltschaft ermittelt noch

Der tote Neugeborene war am 2. Januar in einer Stofftasche und in ein Handtuch gehüllt auf dem Betonboden in unmittelbarer Nähe der Babyklappe am Friederikenstift gefunden worden. Der Junge, dessen Nabelschnur noch nicht abgetrennt war, starb laut Obduktionsbericht an Unterversorgung und Kälteeinfluss. Einem ersten Gutachten der "DEKRA" zufolge waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Hinweise auf der Klappe nicht ausreichend. Staatsanwältin Kathrin Söfker sagte dem epd am Mittwoch: "Sie ließ sich nicht entsprechend der darauf angebrachten Hinweise öffnen."

Die Staatsanwaltschaft will die Ursache nun durch weitere Sachverständige klären lassen. Staatsanwältin Söfker sagte, es gebe derzeit keinen Grund, um gegen das "Netzwerk Mirjam" als Betreiber des "Babykörbchens" zu ermitteln. Die Klärung könne sich mehrere Wochen hinziehen, da zahlreiche Unterlagen ausgewertet werden müssten. Hinter der Klappe des Babykörbchens befindet sich ein Wärmebett, in das Säuglinge hineingelegt werden können.

Was ist eine Babyklappe?

Eine Babyklappe ermöglicht es Müttern in Not, ihr Neugeborenes anonym zur Adoption freizugeben. Eine Klappe dient als Erste-Hilfe-Stelle, um ungewollte Kinder vor Tötung oder Aussetzung zu schützen. Zunehmend richten gemeinnützige private und kirchliche Organisationen und Krankenhäuser Babyklappen ein. Wegen unklarer Rechtslage sind sie umstritten.

Vergleichbare Einrichtungen existieren schon seit Jahrhunderten. Papst Innozenz III. ließ gegen Ende des 12. Jahrhunderts als erster verfügen, dass an den Pforten der damals besonders in den romanischen Ländern zahlreichen Findelhäuser sogenannte Drehladen angebracht wurden. Diese Einrichtung sollte die geheime Aussetzung ermöglichen und die Ermordung unehelich geborener Kinder verhindern.

Die erste moderne Babyklappe in Deutschland wurde am 8. April 2000 in Hamburg-Altona eingeweiht. Diese Einrichtung besteht aus einem Wärmebett, in das der Säugling von außen gelegt werden kann. Mit einer Zeitverzögerung, die der einlegenden Person die Möglichkeit gibt, sich unentdeckt zu entfernen und so ihre Anonymität zu wahren, wird ein stummer Alarm ausgelöst. Der ruft Fachpersonal herbei, das sich um das Findelkind kümmert.

Telefon-Hotline

Notruf für Schwangere und Mütter mit Neugeborenen in Not kostenlos rund um die Uhr unter:

0800 456 0 789
Über diese Notrufnummer erfahren Sie auch, in welchem Krankenhaus in Ihrer Nähe eine anonyme Entbindung möglich ist

Ausführliche Infos über Babyklappen einschließlich deren Bau gibt es unter www.babyklappe.info

Quellen: jesus.de-Newsletter vom 11.01.2008 / epd und wikipedia.de

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