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Köln bekommt Großmoschee
Moschee-Neubau
im Modell
Entwurf der Kölner Architekten Gottfried und Paul Böhm erhielt den Zuschlag Quelle: koeln.de |
Stadtrat ebnet Weg für geplante Großmoschee in Köln
01.09.: Dem Bau einer repräsentativen Zentralmoschee in Köln steht nichts mehr im Wege. Der Stadtrat beschloss am Donnerstag, 28.08.2008, eine Änderung des Bebauungsplans und gab damit endgültig grünes Licht für das Vorhaben des türkisch-islamischen Verbands DITIB. Islamverbände und die evangelische Kirche begrüßten die Entscheidung, die mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und Linkspartei gegen die Stimmen der CDU und der rechtspopulistischen Organisation «Pro Köln» fiel. Das umstrittene Bauvorhaben sorgt seit zweieinhalb Jahren bundesweit für Diskussionen.
Die Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld solle ein «Symbol des furchtlosen, friedlichen und vertrauensvollen Zusammenlebens» werden, kündigte die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) als Bauherrin an. «Wir bauen hier für alle Kölner - nicht nur für die Muslime», betonte der Vorsitzende Sadi Arslan. Mit dem Abriss der alten Moschee und dem Bau der neuen werde in Kürze begonnen.
Moschee bekommt zwei 55 Meter hohe Minarette und eine knapp 35 Meter hohe Kuppel
Die Moschee soll zwei 55 Meter hohe Minarette und eine knapp 35 Meter hohe Kuppel erhalten, auch Büros und Läden sind vorgesehen. Der Moscheekomplex ersetzt dann ehemalige Fabrikräume, die der DITIB seit mehr als 20 Jahren als Gebetsstätte und Verwaltungszentrale dienen. Der Verband, der eng mit der türkischen Religionsbehörde verbunden ist, hatte seine Pläne im März 2006 vorgestellt, nachdem Gespräche über eine gemeinsame Moschee aller Islam-Verbände gescheitert waren.
Ali Kizilkaya, Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, wertete die Stadtrats-Entscheidung als wichtiges Signal, dass Muslime in Deutschland das Recht hätten, würdige Gebetshäuser zu bauen. «Wenn Muslime ein Teil dieser Gesellschaft sind, wie der Bundesinnenminister sagt, dann gehören Moscheen dazu», sagte Kizilkaya am Freitag dem epd. «Das ist ein Teil von Deutschland.»
«Eine solche Baugenehmigung für eine christliche Kirche in der Türkei völlig undenkbar»
Für die evangelische Kirche sagte der Präses der rheinischen Landeskirche, Nikolaus Schneider, die Muslime machten mit dem repräsentativen Bau deutlich: «Wir sind hier, wir wollen uns auf Dauer auch hier einrichten und dieses Land mit gestalten.» Im WDR forderte Schneider die DITIB auf, sich für Religionsfreiheit auch in der Türkei einzusetzen, wo christliche Kirchen diskriminiert würden. «Eine solche Baugenehmigung in der Türkei für eine christliche Kirche wäre ja völlig undenkbar», sagte der Theologe.
Die evangelische Kirche in Köln zeigte sich erfreut, dass «unsere muslimischen Mitbürger künftig an einem würdigen Ort ihren Glauben unter uns leben können». Der stellvertretende Superintendent Rolf Domning mahnte aber Vertrauensbildung und «das Bemühen um Kommunikation mit der Bevölkerung sowie um wechselseitige Begegnung von Christen und Muslimen» in Köln müssten weitergehen. In der Vergangenheit sei «vieles nicht gut gelaufen». Das Erzbistum Köln wollte sich nicht zu der Ratsentscheidung äußern.
Grüne: Toleranz und Integrationsbereitschaft dürften nicht nur ein Lippenbekenntnis sein
Die nordrhein-westfälischen Grünen kritisierten, dass die CDU-Fraktion im Kölner Stadtrat anders als CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma gegen das Moschee-Projekt in den geplanten Dimensionen stimmte. Toleranz und Integrationsbereitschaft dürften nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, erklärte der Grünen-Landesvorsitzende Arndt Klocke. Er hoffe, dass die deutliche Entscheidung für den Moscheebau «das Signal ist, um der Hetze der rechtspopulistischen Bewegung 'Pro NRW' den Boden zu entziehen».
Die vom Verfassungsschutz beobachtete Wählervereinigung will vom 19. bis 21. September in Köln einen «Anti-Islamisierungskongress» abhalten. Pfarrer Domning sprach von einer «rechtsradikalen Hetzveranstaltung», die Ängste vor dem Islam schüren solle. Gegen den Kongress sind bereits Proteste geplant.
Giorano: Größe der Moschee verkörpert einen Machtanspruch
Der Publizist Ralph Giordano hat die Zustimmung des Kölner Stadtrats zum Bau einer Großmoschee im Stadtteil Ehrenfeld scharf kritisiert. «Ich halte das für eine integrationsfeindliche Entscheidung», sagte der 85-jährige Autor am Freitag im WDR. Zwischen einer Hinterhofmoschee und einer Großmoschee wären sehr wohl Abstufungen möglich gewesen, «ohne den Abschreckungseffekt der Ehrenfelder Dimension». Die Größe der Moschee verkörpere einen Machtanspruch, unterstrich er.
Religionsbehörde finanziert Moschee, lässt aber Religionsfreiheit in der Türkei vermissen
Giordano kritisierte auch, dass der Moscheebau zum großen Teil von der Religionsbehörde der Türkei finanziert werde. Damit regiere die türkische Behörde in Deutschland hinein, warnte er. Religionsfreiheit sei zwar sehr wichtig. Es gebe aber keine Parallelbemühungen für die Religionsfreiheit in der Türkei. Seine Kritik richte sich nicht gegen die Muslime, sondern gegen «ganz bestimmte Kräfte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft», betonte der aus einer jüdischen Familie stammende Publizist.
Quellen: jesus.de-Newsletter / epd
Autor: Uwe Schütz, AREF, 01.09.2008
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