Mutterbindung bestimmt Verhalten von Söhnen
Aggressionen gehen mit frühkindlichen Bindungsstörungen
einher
06.04.2010: Entwickelt
eine Mutter keine sichere Bindung zu ihrem Sohn in dessen ersten
Lebensjahren, sind bei ihm spätere Verhaltensprobleme wahrscheinlicher.
Das berichten Psychologen aus England, Holland und den USA im Fachblatt
"Child development". Sie analysierten dazu 69 Studien,
an denen insgesamt 6.000 Kinder teilgenommen hatten. "Unsichere
Bindungen gehen eindeutig mit späterer Verhaltensauffälligkeit
einher", berichtet Studienleiter Pasco Fearon von der University
Reading http://www.reading.ac.uk im pressetext-Interview.
Sichere Bindung fördere die Sozialkompetenz
"Bindung" beschreibt
Fearon als Maß für die Qualität der Beziehung zwischen
Eltern und Kind. "Sie ist dann gegeben, wenn sich ein Kind
sicher und beschützt fühlt, und hilft dabei, die Umwelt
zu erkunden, selbstständig zu werden und sich in psychologisch
positivem Sinn zu entwickeln", erklärt der Forscher. Die
sichere Bindung fördere die Sozialkompetenz, das Selbstvertrauen
und auch die Selbstregulation, was in Summe ein Schutz vor aggressivem
Verhalten sei. "Bindung beginnt von Geburt an und beeinflusst
das gesamte Leben."
In der aktuellen Studie
untersuchten die Forscher, inwiefern Verhaltensprobleme wie Aggressionen
und Feinseligkeiten bei Kindern bis zum Alter von zwölf Jahren
mit unsicherer Bindung zur Mutter im Kleinkindalter zusammenhängt.
Die Angaben dazu stammten aus verschiedenen Quellen wie etwa direkte
Beobachtungen sowie Eltern- oder Lehrer-Fragebögen. "Der
Zusammenhang konnte klar gezeigt werden. Besonders bei Buben mit
unsicherer Bindung zeigten sich mehr Verhaltensprobleme, auch wenn
diese erst viele Jahre später gemessen wurden", so Fearon.
Die Vaterbeziehung ist dagegen kaum erforscht
Auf Mütter habe
sich die Studie konzentriert, da es zu wenige Forschungen zu Vätern
gibt. "Vermutlich ist der Vater ähnlich bedeutend, jedoch
für andere Facetten der Entwicklung. Zudem liefert er einen
wichtigen indirekten Beitrag, indem er die Mutter unterstützt."
Auch der stärkere Effekt bei Buben als bei Mädchen könnte
durch das Studiendesign erklärbar sein. "Aggressionen
und Ungehorsam ist bei Buben offensichtlicher und auch ihre Schwelle
zu Risikoverhalten viel niedriger. Bei Mädchen werden Aggressionen
eher indirekt ausgelebt, etwa auf dem sozialen Weg oder über
Depressionen", gibt der Studienleiter zu bedenken.
Die Erkenntnis, dass
Bindung und späteres Verhalten zusammenhängen, ist laut
Fearon für die Praxis von hoher Bedeutung. "Eine anfangs
unsichere Bindung lässt sich verbessern, was die Entwicklung
eines Kindes auch positiv beeinflusst. Dazu beitragen können
etwa eine psychologische Behandlung, der Abbau von Stressfaktoren
oder die Verbesserung äußerer Umstände." Gezielt
könne die Betreuungsperson eines Kindes an der sicheren Bindung
arbeiten, wenn sie ihm zur verlässlichen Quelle von Unterstützung
und Trost wird, dabei aber auch dessen Selbstständigkeit und
das Erkunden der Welt fördert.
Quelle: pressetext.de
(pte/03.04.2010/06:10)
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