Malediven - Sonnenparadies mit Schattenseiten
Im Taucherparadies Malediven müssen Christen auf "Tauchstation"
gehen
13.08.2010: Neben Saudi-Arabien
sind die Malediven das einzige Land, welches von sich behauptet,
zu 100 Prozent islamisch zu sein. Trotz dieser offiziellen Angaben
leben auch eine Handvoll Christen in dem beliebten Taucherparadies,
die ihren Glauben allerdings streng geheim halten müssen. Seit
Jahren gehört der Inselstaat zu den ersten zehn Ländern,
in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden.
Aktuell steht es auf
Platz 5 des Weltverfolgungsindex,
den das überkonfessionelle Hilfswerk für verfolgte Christen
Open Doors jährlich herausgibt.
Über das wunderschöne blaue Meer die Unfreiheit der
Christen nicht vergessen
Rund 300.000 Menschen
leben auf den Malediven. Der Staat liegt etwa 700 Kilometer südwestlich
von Sri Lanka und besteht aus 1.192 kleinen Inseln. Neben den Einheimischen
leben hier auch mehr als 70.000 ausländische Gastarbeiter,
von denen einige zu nicht-islamischen Religionen gehören, darunter
auch Christen. Open Doors bittet für die wenigen einheimischen
Christen im Land zu beten und appelliert, bei den Malediven nicht
nur an das wunderschöne blaue Meer und die fantastischen Sandstrände
zu denken, sondern auch die Unfreiheit der Gläubigen nicht
zu vergessen.
"Wenn man mit einem
maledivischen Staatsbürger über das Christentum spricht
und er meldet das den Behörden, ist die Wahrscheinlichkeit
sehr groß, dass der Christ in Schwierigkeiten kommt",
erklärt ein Informant dem Informationsdienst Compass Direct.
Er möchte aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. "Ein
in Sri Lanka studierender Jugendlicher wurde kürzlich Christ.
Als seine Eltern davon erfuhren, holten sie ihn sofort zurück.
Wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört."
Unsere Religion ist ein wichtiger Teil unserer kollektiven Identität
Abdulla Yameen, Bruder
des früheren Herrschers der Malediven und jetziger Oppositionsführer,
berichtete, was am 28. Mai bei einem Besuch des indischen muslimischen
Fernsehpredigers Zakir Naik geschah. 11.000 maledivische Zuhörer
verfolgten das Gespräch des Predigers mit Mohammed Nazim, einem
37-jährigen Bürger des Inselstaates. Nazim gab an, er
sei zwar in eine den Islam praktizierende Familie hineingeboren,
habe aber große Schwierigkeiten damit, sein Vertrauen in irgendeine
Religion zu setzen. Viele aus der Menge forderten daraufhin den
Tod von Nazim. Einige schlugen und verletzten ihn, bevor ihn die
Polizei aus dem Tumult rettete. "Schaut doch nur, wie die Menge
ihm an die Kehle gehen wollte", sagte der Politiker Yameen.
Befragt, ob eine derartig leidenschaftliche Religiosität für
eine Gesellschaft förderlich sei, bejahte er entschieden. Die
Malediver seien eine islamische Nation, und unsere Religion
ist ein wichtiger Teil unserer kollektiven Identität.
Die Einfuhr von dem Islam widersprechenden Material ist verboten
Jährlich besuchen
etwa 60.000 Touristen die Malediven. Schon beim Ausfüllen des
Einreiseformulars bekommen sie einen Eindruck von den herrschenden
Einschränkungen. Dort findet sich eine Liste von Gegenständen,
deren Einfuhr verboten ist darunter auch "dem Islam
widersprechendes Material". Die Regierung versucht, den Kontakt
von Touristen zu Einheimischen auf ein Minimum zu beschränken.
45 Inseln sind den Touristen vorbehalten. Die Einheimischen leben
auf den übrigen 200 bewohnten Inseln, nur in der Hauptstadt
Malé lässt sich der Kontakt nicht vermeiden.
Nur Muslime können die maledivische Staatsangehörigkeit
erwerben
Malediver haben nicht
das Recht, selbst zu entscheiden, ob und welcher Religion sie angehören
wollen. Doch auch ausländische Gastarbeiter können ihren
Glauben nicht frei leben. In den vergangenen Jahren wurden mehrere
Gastarbeiter verhaftet oder ausgewiesen, weil sie in ihren Häusern
private Gottesdienste gefeiert hatten. Ein europäischer Gastarbeiter
berichtet, dass er seine Bibel lieber nicht mit ins Land gebracht
hat, sondern sie nur online liest. Gemäß der im Jahr
2008 verabschiedeten neuen Verfassung können ausschließlich
Muslime die maledivische Staatsangehörigkeit erwerben.
Quelle: open doors /
Compass Direct
mehr Informationen unter
www.opendoors-de.org
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