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Gehört der Islam zu Deutschland?

Bundesinnenminister Friedrich: Islam gehört nicht zu Deutschland

Dr. Hans-Peter Friedrich,
seit März 2011 Bundesinnenminister

Foto: Henning Schacht, unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe

07.03.2011: Deutschland hat eine neue Islam-Debatte. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt sorgt der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in der Republik für Aufregung, in dem er sagte: "Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt." Zugleich unterstrich er, Muslime in Deutschland gehörten als Bürger selbstverständlich zu diesem Land.

Friedrich sagte weiter, er werde das «Gesamtthema sehr, sehr ernst nehmen». Es gehe dabei um den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Dabei gehe es darum, dass «man die Dinge zusammenführt und nicht polarisiert». Der CSU-Politiker übernahm das Amt des Innenministers von Thomas de Maizière (CDU), der als Nachfolger von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ins Verteidigungsressort wechselte.

Friedrich nahm damit Bezug auf die Äußerung von Bundespräsident Christian Wulff (CDU) in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Bremen, die Wulff am Montag dieser Woche in einem TV-Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira wiederholte.

Zentralrats der Muslime wirft Friedrich Realitätsverweigerung vor

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, kritisierte die Äußerung Friedrichs und warf dem neuen Minister Realitätsverweigerung vor. «Europa hat eine ganze Reihe von eindeutigen historischen Bezügen zum Islam und der islamischen Welt. Niemand kann das ernsthaft leugnen», sagte er den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (Freitagsausgabe). Die Muslime seien «hierzulande eine nicht mehr wegzudenkende gesellschaftliche Gruppe. Deswegen ist die Aussage des Bundespräsidenten mehr als richtig», unterstrich Mazyek.

Und der Chef der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, drohte in der "Rheinischen Post": "Wenn der Innenminister den Streit sucht, wird er ihn bekommen."

Grünen-Chef hat Zweifel, ob Friedrich zum Dialog über Integration des Islam bereit ist

Grünen-Chef Cem Özdemir sagte, der neue Innenminister offenbare ein «krudes Gesellschaftsverständnis», wenn er Menschen muslimischen Glaubens zugestehe, Teil Deutschlands zu sein und zugleich erkläre, der Islam sei es aus historischen Gründen nicht. Es sei «zumindest zweifelhaft», ob Friedrich bereit und in der Lage sei, den Dialog über die Integration des Islam unter dem Dach des Grundgesetzes glaubwürdig fortzuführen.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast ergänzte, der Satz des Bundespräsidenten vom 3. Oktober vergangenen Jahres, dass der Islam zu Deutschland gehöre, habe Türen aufgestoßen in Deutschland und auch in der Türkei. Rückwärts sollte es nun nicht gehen, sagte Künast: «Das wäre schädlich für Deutschland.»

Der Journalist Matthias Matussek versucht, die Debatte zu versachlichen

In seinem Debattenbeitrag "Warum der Minister recht hat" schreibt der Journalist Matthias Matussek auf Spiegel-online, kein einziger Kritiker habe in der Sache auf Innenminister Friedrich geantwortet. Das interessierte Publikum warte immer noch auf Belege für das, was an der Minister-Aussage falsch sein soll.

Wortlich schreibt er: "Sagen wir es so: Ich habe einige muslimische Freunde. Trotzdem gehört der Islam nicht zu Deutschland, geschichtlich, er gehört nicht in unsere historisch-religiöse DNA, denn die ist, allen Unkenrufen zum Trotz, immer noch christlich."

Quellen: jesus.de-Newsletter / epd, spiegel.de

Autor dieser Webseite: Uwe Schütz