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Party und Leistung

Jugendkulturforschung: Kein Platz für andere im Selbstbild der jungen Generation

16.09.2011: Spaß haben, Selbstentfaltung und Leistungsdenken kennzeichnet das Eigenbild der heute 16- bis 29-Jährigen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung eines österreichischen Instituts für Jugendkulturforschung http://jugendkultur.at . "Die heutige Jugend ist eine individualistische Generation. Sie lebt nach dem Motto: Zuerst muss es mir selbst gut gehen, dann kann ich vielleicht noch etwas für andere tun", erklärt Studienautor Philipp Ikrath im Interview mit pressetext.

Kohle und Karriere zählen

Das Bild, das Jugendliche von sich selbst haben, gibt den Blick frei für Vorlieben und Werte. "Das Eigenbild unterscheidet sich von den Vorwürfen wie etwa jene, die Jugend sei faul, wisse nicht was sie will, sei eine reine Spaßgeneration und habe keinen Sinn für den Ernst des Lebens. Teils gibt es Überschneidungen, doch wird man der Realität nie gerecht, wenn nur ein Aspekt herausgenommen wird. Jugendliche haben ein sehr ambivalentes Weltbild", so der Jugendforscher.

Spaß bedeutet für Jugendliche vor allem Party, Weggehen, Freunde, Sport, Konzerte und Kino, während soziale Tätigkeiten an Attraktivität einbüßen. Obwohl auch im Job verbissene Betriebsamkeit gemieden wird, genießt Leistung dennoch einen hohen Stellenwert, erklärt Ikrath. "Jugendliche mit niedriger Bildung bejahen Leistung, wenn sie 'viel Kohle' einbringt. Für Abituranten und Studenten geht es um die berufliche Selbstverwirklichung, wobei Aufsteigen und Karriere für die Identität entscheidend sind."

Kinder ihrer Zeit

Jede Generation spiegelt ihre Zeit, so die Ansicht des Experten. Die ebenfalls stark ego-zentrierte 68er-Generation habe vor allem gegen Werte der Nachkriegsgenerations-Eltern wie Leistung, Sicherheit, Geld und Konsum rebelliert, unter anderem durch mehr Selbstverantwortung, Reflexion und politische Mitbestimmung. Nun sei trotz hohen Wohlstands das Unsicherheitsgefühl stark, weshalb man den eigenen Aufstieg gegenüber anderen verteidigen müsse. "Der Weg dazu geht eben über Leistung und Materialismus", betont Ikrath.

Insgesamt sei es ein fatales Ergebnis für die Politik, dass Junge immer weniger gewillt sind, über den eigenen Horizont hinaus zu denken. Solidarität gebe es zwar weiterhin, doch bloß innerhalb der eigenen Subkultur. "HipHop-Begeisterte fühlen sich mit anderen Mitgliedern der eigenen Szene mehr verbunden als mit der alten Frau von nebenan - auch wenn Erstere in Polen wohnen." Zu direkten Konflikten führe dies aber meist nicht, sehe man von jenen zwischen Punks und Rechtsradikalen ab.

Das Wertekonzept ändert sich nicht durch Älterwerden

Da sich das Wertekonzept im Alter von 20 bis 25 Jahren etabliert, werden sich die jungen Menschen von heute auch beim Älterwerden nicht radikal ändern, so die Prognose des Experten. Wie sich die nächste junge Generation orientiere, könne man derzeit nicht sagen. "Möglich ist, dass sich heutige Haltungen weiter verschärfen. Oder es kommt zu einem Umdenken, wenn die Jungen mit ihren Eltern brechen und bescheidener auftreten." Die weitere Weltgeschichte werde ein bestimmender Faktor sein, so Ikrath.

Quelle: Pressetext-Newsletter (pte025/14.09.2011/13:58)

Autor dieser Webseite: Uwe Schütz

 

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