Album
des Monats Oktober 2018
Von Mücken und Elefanten von Johannes Falk ist AREF-Album
des Monats
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Johannes
Falk
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Nach den ersten beiden Alben 2011 und 2013
war es ruhig geworden um den Singer/Songwriter Johannes Falk. Im
Hintergrund arbeitete er noch als Texter für Max Giesinger
und Laith Al-Deen.
Mit Von Mücken und Elefanten hat
er sich nun zurückgemeldet. Mit gleich drei Bonustracks kommt
das Album auf ganze 17 Titel. In denen erzählt Johannes Falk
Geschichten über Ereignisse, die er selbst erlebt oder direkt
beobachtet hat. Ich habe während der Arbeit an diesen
Songs an mir selbst und den Menschen um mich herum beobachtet, wie
schwierig die Dinge werden können, sagt Johannes, Beziehungen
gehen kaputt, Lebensentscheidungen erweisen sich als problematisch
ich wollte das alles genau ansehen und verstehen. Aus
diesem ehrlichen Blick wächst auf Von Mücken und Elefanten
die Entschlossenheit, sich trotz aller Widrigkeiten ein Stück
Leichtigkeit zurückzuholen. Auch wenn man dafür kämpfen
muss.
Johannes kennt die Dinge, von denen er erzählt,
nicht nur vom Hörensagen er hat sie selbst erlebt. Alles
hier hat Gewicht, Poesie und künstlerische Gravität. Bemerkenswert,
wie sich die Musik in der schmerzhaft ehrlichen Seelenschau Granaten
zu einem mächtigen Crescendo auftürmt und wie sich der
Sänger aufbäumt gegen die Angst, die Sorge, den Zweifel.
In Keine Heimat zeichnet er das Schicksal einer Flüchtlingsfrau
nach. Als Kind einer russlanddeutschen Aussiedlerfamilie kann Johannes
Falk hier aus eigenen Erfahrungen schöpfen.
Für mich geht es auf dem Album
darum, dass es sich lohnt zu warten, erklärt Johannes,
auf das Glück, auf den Neuanfang und darauf, dass die
Dinge sich drehen. Natürlich ist das ein Risiko, aber ich will
es eingehen. Max Frisch hat mal gesagt, dass alles besser ist als
ein Leben, das nicht gelebt wurde das trifft es für
mich. (Leben ist Leben)
Vieles auf Von Mücken und Elefanten
wird von einer riesengroßen Euphorie getrieben. Zum Beispiel
Dein Herz, in dem sich jemand aus dem Schmerz erhebt
und sich vom Leben in den Arm nehmen lässt. Alles neu, alles
offen, alles möglich. Der Trost in diesen Liedern ist nicht
billig, sondern er kommt aus der Tiefe.
Weil sich da jemand nichts schönredet
und trotzdem die Schönheit feiert, die uns umgibt. Und weil
man sich wiedererkennt zum Beispiel in dem schonungslos ehrlichen
Wortlos, in dem ungesagte Worte zu Mauern zwischen zwei
Menschen werden, die vorher unzertrennlich waren. Der Quasi-Titelsong
Elefanten handelt dagegen von Deeskalation in einer Beziehung.
Auffallend in Von Mücken und Elefanten
ist die weniger offensichtliche fromme Färbung in den Texten.
Der christliche Hintergrund ist unverkennbar, stellt sich aber nur
noch indirekt dar. Für den im sehr streng-frommen Umfeld aufgewachsenen
Johannes Falk reifte diese Entwicklung in den letzten Jahren. Es
waren schwierige Jahre, in denen Beziehungen auf dem Prüfstand
standen und Träume ausgeträumt werden mussten. Sicherlich
ist die Mainstream-orientierte Ausrichtung auch beeinflusst durch
den Wechsel zu einem Major-Label.
Von Mücken und Elefanten ist in
seinem Kern eine Erfolgsgeschichte. Die Geschichte vom Erfolg, sich
treu zu bleiben, Träume zu Ende zu träumen, sich durchzubeißen
und sich immer wieder neu zu erfinden. Wir sind morgen, was
wir heute tun / Wir gehen weiter, es geht weiter (Hallo
Leben).
Jens R. Göbel, 24.09.2018
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