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Wo evangelisch draufsteht, muss Evangelium drin sein

EKD-Kirchenamtspräsident Barth: Die Landeskirche braucht die Evangelikalen

04.10.06: Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, hat die evangelikalen Christen in Deutschland ermuntert, die Bindungen an die großen kirchlichen Organisationen beizubehalten. Im evangelikalen Bereich gebe es eine wachsende Neigung, „kleine, aber feine“ selbstständige Gemeinden zu bilden und auf Distanz zur Kirche zu gehen, sagte er am Samstag beim Deutschen Evangelischen Allianztag in Bad Blankenburg (Thüringen). Das evangelikale Element sei aber wichtig für den volkskirchlichen Charakter der Kirchengemeinden. Dies meldet jesus-de unter Berufung auf den Evangelischen Pressedienst epd.

Evangelikale sind häufig das ehrenamtliche Rückrat der Kirchengemeinden

Zugleich warnte der EKD-Theologe vor Erwägungen in der evangelikalen Bewegung, neben den Großkirchen und den Freikirchen eine eigenständige "vierte Kraft" bilden zu wollen. Die Kirchengemeinden verlören ohne die evangelikalen Gemeindemitglieder ein wesentliches Element für die „geistliche Profilierung“, mahnte der Kirchenamtspräsident. Gerade diese Gemeindemitglieder seien häufig das Rückgrat für die ehrenamtliche Arbeit und das geistliche Leben der Kirchengemeinden. Vor allem ihr innovatives Potenzial sollte die evangelikale Bewegung weiter in den Kirchen einbringen.

Evangelikale im Medienbereich Vorreiter

Barth lobte an der evangelikalen Bewegung, dass sie etwa im Medienbereich gelegentlich Vorreiter gewesen sei. Als Beispiele nannte er den Evangeliums-Rundfunk (ERF), Bibel TV und die Nachrichtenagentur idea. Solche Aktivitäten seien ein Ansporn für die Kirche. Die Evangelikalen seien weniger strukturkonservativ als die Kirchen.

Sie hätten auch zum Konzept so genannter Profilgemeinden beigetragen, die laut dem EKD-Impulspapiers über die Zukunft der evangelischen Kirche künftig eine größere Rolle spielen sollen. Profilgemeinden binden ihre Mitglieder nicht aufgrund des Wohnorts, sondern aufgrund inhaltlicher Schwerpunkte, zum Beispiel Evangelisation oder Kirchenmusik. Positiv erwähnte Barth auch, dass es bei den Evangelikalen eine spürbare Offenheit dafür gebe, in Strukturfragen und im Qualitätsmanagement der Gemeindearbeit vom wirtschaftlichen Denken zu lernen.

Einigkeit um jeden Preis ist das „Markenzeichen des Fundamentalismus“

Barth empfahl weiter, die in evangelikalen Kreisen verbreitete Ablehnung von Pluralismus zu überdenken. Pluralismus als Ausdruck begrenzter Vielfalt unterschiedlicher Auffassungen sei nicht mit „purer Beliebigkeit“ zu verwechseln. Die Bibel sei ein ausgezeichnetes Beispiel für solchen Pluralismus. Hingegen sei Einigkeit, die um jeden Preis hergestellt werde, das „Markenzeichen des Fundamentalismus“, gab der Präsident des Kirchenamtes zu bedenken.

Evangelische Allianz ist eine weltweite Bewegung

Die Evangelische Allianz versteht sich als ein Bund von Christusgläubigen aus Landeskirchen, Freikirchen, innerkirchlichen Gemeinschaften und freien Werken. Als solche sind wir die am längsten bestehende interkonfessionelle Gemeinschaft, gegründet 1846 in London. Die Evangelische Allianz ist eine weltweite Bewegung. Das deutsche Netzwerk evangelikaler Christen wurde 1846 im thüringischen Bad Blankenburg gegründet. Die Deutsche Evangelische Allianz hat in 1.105 Orten örtliche Gruppen. Zu ihr zählen sich derzeit 337 überregional arbeitende Werke und Verbände.

Die Evangelische Allianz versteht nach eigenen Angaben ihren Auftrag nicht in der institutionellen und organisatorischen Vereinigung, sondern im Zusammenwirken der Christen als einer organischen und personalen Gemeinschaft. "Es geht um geschwisterliche Jesus-Gemeinschaft, nicht um ökumenische Kirchengemeinschaft, nicht um Organisation, sondern um den lebenden Organismus."

Homepage der Deutschen Evangelischen Allianz : www.ead.de

Den Wortlaut des Kurzreferats von Hermann Barth beim Deutschen Evangelischen Allianztag in Bad Blankenburg gibt es unter www.ekd.de/vortraege/barth/060930_barth_bad_blankenburg.html

Autor: Uwe Schütz, 04.10.2006