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Christen in Ägypten
150 Jahre Ungleichbehandlung von Christen und Muslimen in Ägypten
Das Hamayouni-Edikt, ein Relikt aus der osmanischen Besatzung Ägyptens, manifestiert seit 150 Jahren die Ungleichbehandlung von Christen und Muslimen in Ägypten. Es verlangt bis auf den heutigen Tag ein Präsidialdekret des ägyptischen Staatspräsidenten für den Bau einer christlichen Kirche, während die Errichtung einer Moschee hingegen völlig frei erfolgen kann. Anläßlich des 150. Jahrestages der Verkündigung des Hamayouni-Ediktes vom 18. Februar 1856 fordert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) die politische und gesellschaftliche Gleichstellung der Christen in Staat und Gesellschaft, wie es Art. 40 der ägyptischen Verfassung Gleichheit vor dem Gesetz unabhängig von der Religion verlangt.
IGFM fordert Präsident Mubarak auf,
die Gleichheit aller Religionen endlich sicherzustellen
Durch Weisung Nr. 291/5 hat Präsident Hosni Mubarak im Dezember letzten Jahres den Erlass etwas gemildert, wenngleich der diskriminierende Charakter des Edikt erhalten geblieben ist. Im Gegensatz zu früher dürfen nun kleinere Kirchenreparaturen ohne amtliche Genehmigung durchgeführt werden, die Genehmigung für größere müsse bei den Gouverneuren beantragt und die Anfrage innerhalb von 30 Tagen bearbeitet werden. Allerdings bliebe abzuwarten, so die IGFM, inwieweit extremistisch und antikoptisch eingestellte Gouverneure Gründe für die Verweigerung von Kirchenbauten fänden. Reparaturen und Renovierungen von Moscheen sind von einem entsprechenden behördlichen Hürdenlauf befreit. Die IGFM fordert anlässlich des Jahrestages Präsident Mubarak auf, die in Artikel 40 der ägyptischen Verfassung garantierte Gleichheit aller vor dem Gesetz, ungeachtet u.a. der Religion sicherzustellen.
Diskriminierung von Christen an der Tagesordnung
Präsident Mubarak nenne zwar die Kopten in Interviews immer wieder aufgrund ihres Blutes und ihrer Herkunft Teil des ägyptischen Volkes, aber sie blieben doch bedrohte Staatsbürger 2. Klasse, so die IGFM. Von vielen staatlichen Ämtern in Armee und Polizei, an den Universitäten seien sie ausgeschlossen; aussichtslos für Christen sei es, im Medienbereich die Position des Chefredakteurs anzustreben. Bei Bewerbungen um Arbeitsstellen und Studienplätzen seien sie aufgrund der obligatorischen Angabe des religiösen Bekenntnisses von vornherein diskriminiert.
Wer vom Islam zum Christentum konvertiert wird nicht selten
wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhaftet
Im Gegensatz zum problemlosen offiziellen Übertritt vom Christentum zum Islam würden christliche Konvertiten aus dem Islam wegen Störung der öffentlichen Ordnung nicht selten inhaftiert. Die Grundlage der ägyptischen Rechtsprechung, die Sharia, sei mitschuld daran, dass es immer wieder zu Entführungen und Zwangsislamisierungen komme, die vom Strafrecht nicht erfasst oder geahndet würden; die diskriminierende Darstellung von Christen in den ägyptischen Medien und die vollständige Ausblendung des koptischen Anteils an der ägyptischen Geschichte habe die geistige Basis gelegt für Zerstörungen von Kirchen und Gemeindezentren durch radikale Muslims. Noch am 19. Januar 2006 wurden in Al-Odeisat südlich von Luxor bei einem Angriff auf ein christliches Gemeindezentrum zwei Kopten getötet und elf Personen verletzt.
Die aufgeheizte Stimmung durch den Karikaturenstreit
könne sich an den einheimischen Christen entladen, wenn radikale Islamisten
die Christen als Stellvertreter westlichen Gedankenguts entdeckten
und anprangerten. Die IGFM appelliert, Vernunft walten zu lassen und nicht ständig
in großer medialer Aufmachung neues Öl ins Feuer zu gießen.
Die Zeit heile alle Wunden, aber eben nicht mehr die der unschuldigen Opfer
von Rechthaberei.
Quelle : jesus.de / igfm
AREF, 16.02.2006
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