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Angst - Entstehung und Ausweg
gesendet am 27.01.2002, von Elsbeth Rosen
 

Entstehung der Angst

Für Angststörungen gibt es viele verschiedene Ursachen und nicht jede kann durch eine Therapie aufgedeckt werden. Die Veranlagung, Angst zu empfinden, ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Vermutlich liegt das persönliche Ausmaß an Angstbereitschaft schon bei der Geburt fest. Wie sich diese Angstbereitschaft entwickelt, hängt davon ab, wie die wichtigsten Bezugspersonen des Kindes mit eigenen und fremden Ängsten umgehen. Oft entdeckt man, dass nicht nur die Mutter der Angst-Patienten ängstlich war, sondern bereits schon die Großmutter. Die Ängstlichkeit wurde also von Generation zu Generation weitergegeben. Wenn Eltern selbst mit großer Unsicherheit und Angst auf neue Situationen reagieren, wird auch das Kind durch diese Gefühle geprägt. So kann z.B. bei einem Kind schon Angst vor einer Maus entstehen, weil es gesehen hat, mit welcher Angst seine Mutter auf den Anblick einer Maus reagiert hat.

Neben diesen genetisch bzw. erziehungsbedingten Ursachen der Angst gibt es Ängste, die durch ein schweres traumatisches Erlebnis hervorgerufen werden wie z.B. durch einen schlimmen Verkehrsunfall, eine Naturkatastrophe, eine Vergewaltigung oder den Verlust eines nahen Angehörigen. Nicht selten werden diese sog. posttraumatischen Ängste schon durch einen Reiz ausgelöst, der rein zufällig mit dem Angstereignis gekoppelt war, z. B. bestimmte Geräusche oder Gerüche, ohne dass man sich im Nachhinein bewusst daran erinnert.

Einige Ängste haben vermutlich eine körperliche Ursache. Angstpatienten haben, nach Ansicht vieler Fachleute, ein sehr labiles autonomes Nervensystem, das sehr leicht durch die verschiedensten Reize erregt werden kann. Das macht sich dann bemerkbar durch Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüche oder auch Ohnmachtsanfälle. Auf Grund dieser Symptome ist den Betroffenen und den Hausärzten oft die eigentliche Ursache der Erkrankung gar nicht bewusst. Häufig geht eine lange Behandlungszeit voraus, bevor die körperlichen Symptome als Anzeichen einer Angsterkrankung erkannt werden.

Nicht selten sind Ängste auch Begleiterscheinungen von körperlichen Krankheiten. Man weiß z.B. von der Vernichtungsangst beim Herzinfarkt. Auch eine Überfunktion der Schilddrüse kann zu Ängsten führen. Ängste können beim Drogen- oder Alkoholentzug entstehen oder auch beim Absetzen von Beruhigungsmitteln

Schließlich können auch Medikamente bei manchen Patienten Angstzustände auslösen.

 

Wege aus der Angst

Angst stört massiv die Lebensqualität, deshalb suchen die Betroffenen nach Wegen und Methoden, um ihre Angst in den Griff zu bekommen. Man versucht, Angstsituationen zu vermeiden. Angst wird bagatellisiert und verdrängt. Angst wird betäubt in Alkohol und Drogen oder auch durch übersteigerte Aktivität. Angst führt zu Fluchtreaktionen - Flucht in die Isolation oder in die scheinbare Sicherheit und Nestwärme radikaler Gruppen. Alle diese Auswege sind nur Scheinlösungen. Häufig macht sich die verdrängte Angst bemerkbar in zwanghaften Reaktionen, Phobien oder nicht selten sogar in körperlichen Krankheiten. Dann ist eine Behandlung durch einem Fachmann dringend nötig. Durch eine Kombination ganz unterschiedlicher Methoden versuchen Therapeuten ihre Patienten von ihrer Angststörung zu befreien.

So werden z.B. zur Linderung von Angstzuständen Beruhigungsmittel verabreicht.
Dann gibt es die Entspannungstherapie mit autogenem Training, oder die Gruppentherapie, die helfen soll eine totale soziale Isolierung zu vermeiden oder zu vermindern.

Im tiefenpsychologischen Verfahren versucht der Therapeut Konflikte, die die Angst ausgelöst haben könnten, aufzudecken und mit dem Patienten aufzuarbeiten.

Gute Erfolge haben Therapeuten auch mit der sog. kognitiven Verhaltenstherapie. Der Grundgedanke dieser Therapie besteht darin, anstatt Angstsituationen zu vermeiden, möglichst viele dieser Angstsituationen mit dem Klienten zu trainieren, entweder in der Realität oder auch an Simulatoren, z.B. bei Flugangst. Gleich am Anfang der Therapie wird der Betroffene mit der für ihn am stärksten angstauslösenden Situation konfrontiert. Mit Hilfe des Therapeuten lernt er dann, diese Situation auszuhalten und gedanklich und gefühlsmäßig zu bewältigen.

Nach Ansicht des erfahrenen Psychotherapeuten Reinhold Ruthe steht hinter jeder Angst ein falsches Denken. Deshalb besteht der erste Schritt aus der Angst darin, dieses falsche Denken bewusst zu ändern. So ist der feste Entschluss notwendig, die angstauslösenden Gedanken zu stoppen, bevor sie das ganze Leben beherrschen und sie durch positive Gedanken zu ersetzen; das heißt z.B. dass man sich bewusst das Gute, das man schon erlebt hat ins Gedächtnis ruft und dass man dankbar ist für die kleinen Freuden im Alltag. Das bedeutet nicht, dass man die Augen vor der Realität verschließt, gerade die Überängstlichen sehen sich selbst und ihre Umwelt ja nicht realistisch. Aber positives Denken lässt nicht zu, dass die Angst das Leben völlig blockiert.

Ein weiterer ganz wichtiger Schritt ist nach Ruthe, einmal ehrlich zu überprüfen, ob hinter der Ängstlichkeit nicht vielleicht ganz massive egoistische Ziele stecken. Wird sie dazu benutzt, um Zuwendung zu erhalten? Um Aufmerksamkeit zu erregen? Um sich vor bestimmten Aufgaben zu drücken? Erst wenn diese unbewussten Ziele erkannt werden, ist es möglich, die Angst zu bewältigen und das Verhalten zu ändern.

Wer mit seiner Angst allein bleibt, sie vielleicht aus Scham verschweigt, kann leicht in Panik geraten. Wer Angst hat, braucht jemand, dem er sein Herz ausschütten kann, der einfach nur zuhört, der seine Ängste ernst nimmt.

Elsbeth Rosen

mehr aus unserer Sendung über Angst :
Einleitung
Was sagt die Bibel dazu ?
Ursachen