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Hintergrund-Infos


Der Fall Kurras

Der West-Berliner Polizist, der Benno Ohnesorg erschoss, war Stasi-Mitarbeiter

02.06.1967:  Student Benno Ohnesorg (26) von Polizeikugel in den Hinterkopf getroffen und getötet
2. Juni 1967, 20.35 Uhr im Hof der Krummen Straße 66/67: Als die Polizei die Anti-Schah-Demonstration gewaltsam auflöst, schießt ein Polizist dem Studenten Benno Ohnesorg (26) in den Hinterkopf
Foto: Screenshot von ZDF-History vom 20.05.2007

Der Polizist Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg aus nächster Nähe erschoss, war Mitglied der SED und Inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sein Deckname war „Otto Bohl“.

Das berichten Helmut Müller-Enbergs und Cornelia Jabs, Mitarbeiter der Behörde der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin. Sie haben durch einen Zufall entsprechende Unterlagen im Aktenbestand des MfS gefunden haben. Ihr Bericht über die insgesamt 17 Aktenbände des Staatsicherheitsdienstes zu Kurras erscheint in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Deutschlandarchiv“, die am 28. Mai 2009 veröffentlicht wird: „Der 2. Juni 1967 und die Staatssicherheit“.

Der Aktenfund erhellt den Täter, nicht seine Tat. Warum Karl-Heinz Kurras während der Studentendemonstrationen gegen den Persischen Schah am 02.06.1967 im Hof der Krummen Straße 68 auf den 26 Jahre alten Studenten Benno Ohnesorg schoss, bleibt rätselhaft.

Kurras war im März 1950 im Alter von 22 Jahren in den West-Berliner Polizeidienst eingetreten. Im April 1955 bat er, in die DDR übersiedeln und in der Volkspolizei arbeiten zu dürfen. Doch seine Gesprächspartner in Ost-Berlin überzeugten ihn in „einer gründlichen Aussprache“, wie es in seiner Akte heißt, besser in der West-Berliner Polizei weiterzuarbeiten.

Am 15. Dezember 1962 stellte er „in ehrlicher Überzeugung“ den Antrag, in die SED aufgenommen zu werden, weil diese „mit ihrer Zielsetzung den wahren demokratischen Willen verkörpert, ein demokratisches Deutschland zu schaffen“. Mit Zustimmung des ZK der SED wurde er nach der Kandidatenzeit tatsächlich aufgenommen und erhielt am 28. Juli 1964 das Mitgliedsbuch mit der Nummer 2 002 373.

Nachdem er Benno Ohnesorg erschossen hatte, erhielt er die Anweisung, alles Material zu vernichten und die Arbeit einzustellen. Die Verbindung zu Kurras wurde „vorläufig abgebrochen“. Das „Ereignis“ betrachte man „als sehr bedauerlichen Unglücksfall“.

Der Tod v. Benno Ohnesorg wurde zur Geburtsstunde des Terrorismus in Deutschland

Der Tod des Studenten Ohnesorg wurde zur Geburtsstunde des Terrorismus. Bader, Meinhof, Ensslin, die erste Generation der Rote-Armee-Fraktion (RAF), wählten Gewalt als Antwort. „Wir müssen uns bewaffnen“, war die Parole, mit der eine kleine Gruppe aus der Studentenbewegung noch am Abend des 2. Juni in den Terrorismus abbog. Ausgesprochen hatte sie Gudrun Ensslin, eine schwäbische Pastorentochter im sechzehnten Semester ihres Germanistikstudiums. Wenige Monate später wird sie gemeinsam mit Andreas Bader und zwei weiteren Komplizen in einem Frankfurter Kaufhaus einen Brandsatz legen.

Die Geschichte der RAF beschäftigt uns auch deswegen bis heute, weil immer wieder über die Begnadigung von RAF-Terroristen diskutiert wird. Zur Zeit geht es um den Terroristen Christian Klar, der 1977 zusammen mit Brigitte Mohnhaupt Jürgen Ponto, Vorstandsprecher der Dresdner Bank erschoss.

21.05.2009

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