Hintergrund-Infos Kriegspropaganda |
Es gäbe kaum eine politische Auseinandersetzung, keine Invasion und keinen Krieg mehr, der nicht von PR-Agenturen begleitet oder eingeleitet wird, schrieb der Journalist Uwe Wolff 2003 in einem on-line-Artikel. Was ist Kriegspropaganda?Als Kriegspropaganda bezeichnet man den Versuch, Denken, Handelns und Fühlen von Menschen (Bevölkerung und/oder Politiker) bewusst für Krieg zu beeinflussen. Propaganda hat einen großen Anteil daran, dass Kriege geführt werden. Die Wahrheit bleibt dabei meinstens auf der Strecke. Nur wer Propaganda als solche erkennt, kann sich dagegen wehren. Der Begriff Propaganda wird heute vor allem im Zusammenhang mit Beeinflussungsstrategien in autoritären und totalitären Staaten verwendet. Wozu braucht man Kriegspropaganda?Wer Propaganda betreibt, verfolgt damit immer ein bestimmtes Interesse. Kriege sind vor allem in demokratischen Gesellschaften gegen den Willen der Bevölkerung schwer durchzusetzen. Wer also die Regierung und die Bevölkerung eines Landes für einen Kriegseinsatz gewinnen will, muss ein Bild vermittelt werden, das einen Krieg als notwendig und als unausweichlich darstellt. Kriegspropaganda wird auch eingesetzt, um Soldaten für den Krieg zu rekrutieren oder die Kampfbereitschaft des Militärs aufrechtzuerhalten. Ein Mittel hierfür ist beispielsweise, die Bedrohlichkeit des Feindes hervorzuheben, um Aggressionen gezielt auf ihn zu lenken. Gegenüber dem Kriegsgegner verfolgt Propaganda vor allem das Ziel, die Kriegsmoral seiner Soldaten und der gegnerischen Bevölkerung zu schwächen oder durch die Verbreitung falscher Informationen den Gegner zu täuschen. Staaten, die Mitglieder militärischer Bündnisse sind, versuchen mit Kreigspropoganda die Bündnispartner von der Notwendigkeit eines Kriegseinsatzes zu überzeugen und ihre Beteiligung an militärischen Aktionen zu erreichen. Wie funktioniert Kriegspropaganda?Wegen der schnellen Verbreitung erfolgt Propaganda heute fast ausschließlich über elektronische Medien. Häufig eingesetzte Formen sind schriftliche Dokumente wie Flugblätter, Zeitungs- und Internetartikel oder Plakate, fotografische Aufnahmen, Filmaufnahmen, Radiosendungen oder Computerspiele. Der propagandistische Einsatz von Medien beginnt meist schon lange vor dem Krieg. Die Verbreitung erfolgt durch direkte persönliche Weitergabe, über Massenmedien und zunehmend über das Internet.
Charakteristisch für Propaganda ist, dass sie die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darlegt und Meinung und Information vermischt. Wer Propaganda betreibt, möchte nicht diskutieren und mit Argumenten überzeugen, sondern mit allen Tricks die Emotionen und das Verhalten der Menschen beeinflussen, beispielsweise indem sie diese ängstigt, wütend macht oder ihnen Verheißungen ausspricht. Propaganda nimmt dem Menschen das Denken ab und gibt ihm stattdessen das Gefühl, mit der übernommenen Meinung richtig zu liegen. Hier zeigt sich der große Unterschied etwa zur journalistischen Information: Journalisten betreiben Aufklärung, indem sie alle verfügbaren Fakten und Hintergründe darlegen und die Menschen selbst entscheiden lassen, was richtig und was falsch ist. In demokratischen Staaten unterliegen die Medien keiner direkten staatlichen Kontrolle. Der Begriff Propaganda wird heute vor allem für autoritäre und totalitäre Staaten verwendet, aber auch demokratische Staaten bedienen sich für Krieg dieser direkt oder indirekt / bewusst oder unbewusst dieser Mittel, um die Bevölkerung für Krieg zu beeinflussen. Kriegspropaganda erfolgt durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit bzw. PR (Public Relations) vor, während und nach dem Kriegsgeschehen. Teilweise werden hierfür auch externe PR-Agenturen und -Berater beauftragt. Die staatlichen Akteure verfolgen dabei das Ziel, das eigene Handeln im Zusammenhang mit einem Krieg in der öffentlichen Wahrnehmung in einem möglichst positiven Licht erscheinen zu lassen. Die mediale Darstellung eines Kriegsereignisses soll nach Möglichkeit gemäß ihrer Deutung erfolgen. Zumindest soll die eigene, aktiv verbreitete Wahrnehmung des Krieges oder eines Kriegsereignisses akzeptiert und von den Medien weitertransportiert werden. Dies erfolgt mittels verschiedener Strategien wie z. B. der Verbreitung eigener Medienbeiträge, der Durchführung von Medienevents, der öffentlichen Reaktion auf unvorteilhafte Berichte oder der Initiierung eines öffentlichen Austauschs mittels Medien. Die im Rahmen von Kriegspropaganda und -PR zum Einsatz kommenden Methoden ähneln sich dabei teilweise, eine genaue Abgrenzung zwischen beiden Formen ist im Einzelfall nicht immer möglich. Es gibt aber auch Propagandaformen, die ohne den Einsatz von Medien auskommen. Dazu zählen Reden, Predigten oder Lieder vor einem anwesenden Publikum. Diese Formen fanden bereits seit der Antike Verwendung. 1. Methode: AngsterzeugungMenschen lassen sich am leichtesten von der Notwendigkeit eines Militäreinsatzes überzeugen, wenn sie sich einem besonders bedrohlichen Gegner ausgesetzt sehen. Mit der Angst vor dem Verlust des Besitzes oder gar des eigenen Lebens steigt die Bereitschaft, einen Krieg zu befürworten. Diese Angst kann sich schnell in Wut wandeln und in Hass auf den vermeintlichen Feind umschlagen. Daher ist es äußerst wirksam, einen Zustand zu schaffen, in dem die Bedrohung von außen allgegenwärtig erscheint. Dies geschieht zum Beispiel durch die ständige Wiederholung der Größe der Gefahr und der Bedrohung durch den Feind. Dafür wird ein teuflisches Bild vom Gegner gezeichnet. Die eigene Bevölkerung wird hingegen als unschuldig und absolut gut dargestellt. Der Krieg scheint moralisch gerechtfertigt, weil dadurch das Gute (= wir) bewahrt und das Böse (= der Feind) bekämpft wird. 2 . Methode: ZensurSchon immer machte die Zensur, die bewusste Unterdrückung von Information, einen Teil der Propaganda aus: Eine Sichtweise kann dann besonders gut vermittelt werden, wenn eine andere unterdrückt wird. In Kriegszeiten werden mit Zensurmaßnahmen vor allem zwei Ziele angestrebt: Zum einen versucht das Militär zu erreichen, dass dem Gegner keine geheimen Informationen zukommen zum Beispiel über Waffen, Truppenstärke und geplante Manöver. Zum anderen soll verhindert werden, dass bestimmte Darstellungen des Krieges das Vertrauen in Politik und Militär sowie die Zustimmung der Bevölkerung zum Krieg gefährden. Niederlagen, Fehlschläge, Kriegsverbrechen der eigenen Armee und das durch den Krieg ausgelöste Leid werden daher der Öffentlichkeit vorenthalten. Wenn man Journalisten den wichtige Informationen vorenthält oder sie nicht an bestimmte Orte nicht betreten dürfen (zum Beispiel den Kriegsschauplatz), dann bleibt ihnen in Kriegszeiten oft nichts anderes übrig, als die Meldungen der Militärs ungeprüft zu übernehmen. Sie haben sie noch die Möglichkeit, über das Internet an alternative Informationen zu gelangen. Dabei können sie natürlich auch genau in die Propagandafalle tappen. Unterschlagen Journalisten bestimmte Informationen, obwohl es keine politischen oder militärischen Zensurvorschriften gibt, wird dies als Selbstzensur bezeichnet. Gründe können zum Beispiel die wirtschaftliche Abhängigkeit eines Mediums von seinen Inserenten oder eine direkte Bestechung oder Begünstigung sein. Viel häufiger allerdings ist eine Berichterstattung, die wichtige Aspekte bewusst ausblendet, auf die Angst der Journalisten zurückzuführen, sich durch das Vertreten unpopulärer Ansichten Karrierechancen zu verbauen. Hinzu kommt, dass ein Journalist oftmals wegen seiner eigenen Einstellung und Meinung die Realität nur einseitig wahrnimmt. 3. Methode: Sprachliche VerzerrungSprache ist ein wirksames Mittel für Kriegspropaganda. In politischen Reden und militärischen Pressekonferenzen wird davon ganz bewusst Gebrauch gemacht. Durch eine gezielte Wortwahl lassen sich bei den Zuhörern gewisse Stimmungen hervorrufen oder unterdrücken. Um den Krieg als gute Sache gegen einen bösen Gegner erscheinen zu lassen, werden häufig Schlagwörter eingesetzt, die man auch als "White Words" und "Black Words" bezeichnet. Außerdem werden bei Reden über den Krieg negativ besetzte Ausdrücke meistens vermieden. Stattdessen werden Begriffe verwendet, die normalerweise in anderen Zusammenhängen gebraucht werden. Man bezeichnet dies auch als "sprachliche Schönfärberei". Die Verwendung von "Black Words""Black Words" dienen dem Aufbau eines klaren Feindbildes. Sie können beim Zuhörer Unbehagen und Angst auslösen. In politischen Reden wird bei der Beschreibung des Kriegsgegners häufig davon Gebrauch gemacht. Zu den "Black Words" gehören Begriffe wie: Diktator, Hass, Waffen, Terrorismus, Unterdrückung, Regime, Tyrannei, das Böse, Fanatismus etc. Die Verwendung von "White Words""White Words" sind Begriffe, die bei den meisten Menschen mit sehr positiven Gefühlen verbunden sind. Die Verwendung von "White Words" dient der moralischen Rechtfertigung des Krieges. Er erscheint als notwendiges Übel, um zu bewahren, was allen gleichermaßen lieb und teuer ist. Zu den "White Words" gehören Begriffe wie: Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Frieden, Familie, Nation, Humanität, Vaterland etc. "Sprachliche Schönfärberei"Bestimmte Wörter werden von Politikern und Militärs im Zusammenhang mit Krieg bewusst vermieden, weil sie die Grausamkeit und Barbarei des Krieges zutage treten lassen. Sie werden durch verharmlosende Formulierungen ersetzt, die sicherstellen sollen, dass der Widerstand gegen den Krieg innerhalb der Öffentlichkeit so gering wie möglich bleibt. Häufig verwendete beschönigende Formulierungen sind beispielsweise "Kollateralschaden" statt "Getötete oder verletzte Zivilisten" oder "Luft-Kampagne" statt "Bombardement". 4. Methode: MitläuferfangMenschen stehen lieber auf der Gewinner- als auf der Verliererseite. Aus diesem Grund schließen sie sich gerne Mehrheiten an. Mehrheiten versprechen Erfolg, denn Menschen schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass Mehrheiten sich täuschen, als relativ gering ein. Das Denken folgt hier dem Grundsatz, dass irgendetwas schon dran sein wird, wenn so viele einer Sache folgen. Die Strategie des Mitläuferfangs nutzt dieses typisch menschliche Verhalten aus, indem sie die Menschen glauben macht, dass die kundgetane Meinung der Einstellung der Mehrheit entspricht. Dazu braucht es Bilder, die den Eindruck erwecken, eine große Masse würde bereits der Idee der Propagandisten folgen. Riesige Menschenmengen, die sich vor den Kameras geschlossen zu der propagierten Sache bekennen, eignen sich dafür besonders gut. Nicht selten wechseln anders denkende Menschen, bedingt durch das ungute Gefühl, zur Minderheit zu gehören, schnell die Seiten. 5. Methode: ÄsthetisierungÄsthetisierung heißt, dass etwas so dargestellt wird, dass es wesentlich schöner und reizvoller wirkt, als es gewöhnlich erscheint. Durch eine ästhetische Darstellung des Krieges wird dem Krieg der Schrecken genommen. Er lässt sich dadurch leichter akzeptieren. Fotos und Filme, die den Krieg dokumentieren sollen, werden bewusst so aufgenommen bzw. ausgewählt, dass sie beim Betrachter eher Faszination als Abschreckung auslösen. Erreicht wird dies beispielsweise durch den Einsatz von Licht, Farben, Musik, bestimmte Kameraeinstellungen, die Anordnung der Bildobjekte oder die Verwendung von gemeinhin als schön wahrgenommenen Bildmotiven aus Kunst, Natur, Alltag und Werbung. All das sorgt dafür, dass das Bild schön und ansprechend empfunden wird, und lässt den Betrachter die eigentlich hässliche Kriegsrealität vergessen. 6. Methode: EmpfindungssteuerungBei der Empfindungssteuerung wird dabei versucht, die Wahrnehmung und Bewertung von Ereignissen durch die Bevölkerung in der gewünschten Weise zu beeinflussen. Anders als bei der klassischen Propaganda werden hier nicht aktiv Fakten (durch falsche Behauptungen etc.) geschaffen. Stattdessen wird auf reale Fakten so reagiert, dass damit die öffentliche Diskussion über einen Sachverhalt in die gewünschte Richtung gelenkt wird - z. B. weg vom ursprünglicihen Kriegsgrund wie illegale Massenvernichtungswaffen. 7. Methode: Lüge und TäuschungEine Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheiten und Lüge ist eine beliebte Methode, um die Meinung möglichst vieler Menschen langfristig und unbemerkt zu beeinflussen. In Kriegszeiten lassen sich Informationen nur schwer oder gar nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Das macht es für kriegführende Parteien einfach, die Öffentlichkeit durch Streuung falscher Informationen auf Kriegskurs zu bringen. Um die Menschen davon zu überzeugen, dass eine Lüge wahr ist, wird sie stetig wiederholt. Als wirksam erweist sich dabei auch der Einsatz besonders vertrauenswürdig erscheinender Personen. 8. Methode: PopulismusMit Populismus wird versucht, die Sympathie der Bevölkerung zu gewinnen. So präsentieren sich Politiker beispielsweise als Teil des "einfachen Volkes". Damit soll der Eindruck erweckt werden, die Bevölkerung stehe geschlossen zusammen. Es gibt keine Unterschiede zwischen Politiker und Volk, alle haben dieselben Interessen. Dass sich die Machteliten in der Regel zur Durchsetzung ihrer eigenen Ziele anderer Menschen bedienen, die dafür zu leiden und zu sterben haben, wird verschwiegen. Die Politiker täuschen mit dieser Methode über die Tatsache hinweg, dass sie von den unmittelbaren Folgen des Krieges (Leid, Sterben, Arbeitslosigkeit etc.) im Allgemeinen nicht betroffen sind. Getragen wird die Last von eben jenen, mit denen sie sich gleichgestellt präsentieren. Quelle: Bundeszentrale für Politische Bildung bpb.de Beispiele für Kriegspropaganda
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