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BürgerkriegVor 25 Jahren im Bosnienkrieg: Serben erobern die Moslem-Enklave Srebrenica
11.07.1995: Im Osten Bosniens stürmt die bosnisch-serbische Armee die Moslem-Enklave Srebrenica. Die Belagerer hatten den Zivilisten eine 48-Stunden-Frist gesetzt, die Stadt zu verlassen. Tausende Muslime flüchten zum UN-Hauptquartier in den Nachbarort Potočari, doch die UN-Einheiten sind völlig überfordert. Am Tag darauf dringen auch die bosnisch-serbischen Truppen in den Ort ein. Mit Bussen und Lastwagen bringen sie Frauen, Kinder und alte Männer bis kurz vor bosnisch-muslimisch kontrolliertes Gebiet. Dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien zufolge töten die bosnisch-serbischen Einheiten mehr als 7.000 muslimische Männer. Dieses sogenannte Massaker von Srebrenica gilt als das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Seit der Unabhängigkeitserklärung von Jugoslawien 1992 herrschte zwischen den drei großen Volksgruppen der ehemaligen Teilrepublik Bosnien ein grausamer Bürgerkrieg: Die meisten bosnischen Muslime waren für einen unabhängigen Staat, die bosnischen Kroaten wollten den Anschluss an Kroatien und die bosnischen Serben wollten die Unabhängigkeit oder den Wiederanschluss an Restjugoslawien.
Die bosnischen Serben hatten schon bald den Norden und den Osten Bosniens erobert. Die Stadt Srebrenica wurde jedoch im Mai 1992 von muslimischen Truppen zurückerobert. Sie überfielen von dort aus über 50 serbische Orte und vertrieben oder ermordeten deren Männer, Frauen und Kinder. Als die serbischen Truppen die Stadt deshalb umzingelt hatten, vereinbarte die UNO mit den Kriegsparteien für Srebrenica eine muslimische Sicherheitszone. Dazu wurde Srebrenica im April 1993 durch UN-Truppen entmilitarisiert und Waffen beschlagnahmt. Die Sicherung der Stadt durch Blauhelm-Soldaten scheiterte jedoch an dem schwachen UN-Mandat und an der mangelnden Bereitschaft der UN-Mitglieder, Bodentruppen zu schicken. Und so konnten die wenigen Blauhelme auch nicht verhindern, dass aus den Moslem-Enklaven Terroristen-Nester wurden. Bis ich 1997 zum ersten Mal in Bosnien war, war meine Wahrnehmung: Die Serben waren die Täter und die Muslime die Opfer. Nur sehr langsam wurde mir klar, dass ich auf Kriegspropaganda (rechts im Bild ein Beispiel) hereingefallen war: Alle drei Kriegsparteien haben ethnische Säuberungen und Kriegsverbrechen begangen. Mit Srebrenica wurde ein Begriff installiert, mit dem man jede Diskussion im Keim ersticken kann. Und deshalb sollten wir sehr hellhörig werden, wenn heute jemand von Srebrenica und Völkermord spricht, denn diese Rhetorik führte uns drei Jahre später in unseren 1. Angriffskrieg (1999: Krieg gegen Rest-Jugoslawien). Autor: Uwe Schütz |