20.03.2003
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Am 20. März beginnt
die Militäroperation
"Iraqi Freedom" mit der Bombardierung Bagdads.
Die ersten Luftangriffe
gelten hauptsächlich dem irakischen Diktator. Mit der gezielten
Luftschlägen auf Paläste und vermuteten Schlupflöchern
Saddam Husseins wird ein "Enthauptungsschlag" versucht.
Ohne Erfolg: In einer Fernsehansprache ruft er Bevölkerung
und Militär zum erbitterten Widerstand auf und verspricht die
Niederlage "der amerikanischen Teufel".
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Anders als im ersten
Golfkrieg oder beim Afghanistan-Feldzug beginnt sofort die Bodenoffensive:
250.000 Amerikaner, 45.000 Briten und 2.000 Australier marschieren
in den Irak ein, während hunderte Kampfjets und Langstreckenbomber
Angriffswelle um Angriffswelle auf strategische Ziele fliegen. Im
Süden des Landes stoßen die Briten sehr schnell auf Basra
vor. Die US-Amerikaner nehmen Kurs auf Bagdad.
Die Gegenwehr der irakischen
Streitkräfte ist unerwartet stark: Bei Nasirija und Kerbela
gerät der Marsch auf Bagdad durch heftige Sandstürme tagelang
ins Stocken. Mehrfach schneiden gezielte Attacken der Iraker die
amerikanischen Truppen an vorderster Front von ihren Nachschublinien
ab. Immer wieder geraten die US-geführten Koalitionstruppen
unter so genanntes "friendly fire" (Beschuss durch eigene
Luftwaffe oder Artillerie).
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Die Eröffnung einer
zweiten Front im kurdischen Nordirak scheitert zunächst am
Widerstand des Parlaments in Ankara, das den Aufmarsch amerikanischer
Truppen auf türkischem Territorium untersagt. Erst eine Woche
nach Kriegsbeginn landen US-Fallschirmjäger in großer
Zahl im irakischen Kurdengebiet und beginnen mit dem Aufbau einer
Nordfront.
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Wie schrecklich Krieg
ist, wird am tragischen Schicksal des irakischen Jungen Ali Ismail
Abbas deutlich, das um die Welt geht (Reuters): Bei einem Luftangriff
wird versehentlich das Haus seiner Eltern getroffen. Der zwölfjährige
Junge erleidet nicht nur schwere Verbrennungen, er verliert auch
beide Arme und - noch schlimmer - seine schwangere Mutter, seinen
Vater und seinen Bruder.
In der kalten Fachsprache
des Militärs zählt Ali zu den "Kollateralschäden".
Wie viele Zivilisten ums Leben komen, ist völlig unklar.
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Während US-Truppen
bereits den Flughafen von Bagdad eingenommen haben und amerikanische
Panzer ins Stadtzentrum vorrücken, verkündet der irakische
Informationsminister Mohammad Said al-Sahhaf unbeirrt im TV: "Glauben
Sie mir, es gibt keine Amerikaner vor Bagdad. Wir haben sie eingekesselt
und geschlachtet."
Zur befürchteten
großen Schlacht um Bagdad kommt es nicht. Ohne großen
Widerstand rücken amerikanische Truppen ins Zentrum vor. Bewohner
beginnen damit, die Insignien der Macht zu zerstören.
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Vor dem "Palestine"-Hotel
klettern mehrere Männer auf das Podest einer überlebensgroßen
Statue des Diktators. US-Soldaten bedecken dessen Gesicht mit dem
Sternenbanner. Mit Hilfe eines Panzers wird Saddam vom Sockel gerissen.
Das Regime ist am Ende.
Nach der anfänglichen
Freude folgt das Chaos: Auf den Straßen herrscht Anarchie.
Tausende plündern in großen Städten Hotels, Geschäfte
und Museen. Die Koalitionskräfte greifen zunächst nicht
ein. Selbstjustiz ist an der Tagesordnung. In der Hauptstadt bricht
die Gesundheitsversorgung weitgehend zusammen. Jubel und Unglauben
auf Bagdads Straßen.
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Medienwirksam landet
er am 1. Mai auf dem Flugzeugträger Abraham Lincoln und verkündet
das Ende der Hauptkampfhandlungen. Später stellt sich heraus,
der Träger kreuzte nicht in der Golfregion, sondern vor der
Küste Kaliforniens.
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Überall im Irak
kommt es zu teils heftigen Protesten. Tausende Iraker demonstrieren
gegen die US-Besatzer. Sie fordern den Abzug der fremden Truppen
und skandieren "Irak den Irakern". Mehrfach eskaliert
die Situation. Besonders in Falludscha, einer Hochburg der Saddam-Anhänger,
kommt es zu tödlichen Auseinandersetzungen mit US-Soldaten.
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147 US-Soldaten sind
während des Feldzuges gefallen. Bei den täglichen Anschlägen
und Angriffen aber wächst ihre Zahl bis zum Jahrestag des Kriegsbeginns
auf 567. Dazu kommen 59 gefallene oder verunglückte Briten,
fünf Bulgaren, ein Däne, ein Este, 17 Italienier, zwei
Polen, zehn Spanier, zwei Thailänder und drei Ukrainer. Die
USA vermuten ausländische Terroristen und Anhänger des
alten Regimes hinter den andauernden Attacken. Irakische Freischärler
verüben beinahe täglich Anschläge auf die US-Truppen.
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Am 22. Juli umzingeln
amerikanische Spezialeinheiten ein Haus in Mossul, in dem sich die
Söhne Saddam Husseins versteckt haben. Nach einem sechsstündigen
Gefecht werden die Leichen von Udai und Kusai geborgen. Den entscheidenden
Hinweis für 30 Millionen Dollar Kopfgeld hatte ein Cousin des
gestürzten Diktators gegeben. Besonders der 39-jährige
Udai war wegen seiner unglaublichen Brutalität gefürchtet.
Wer ihm nicht passte, landete auf der Folterbank. Berüchtigt
waren seine Beutezüge durch Bagdad, bei denen er junge Frauen
auf der Straße kidnappte, um sie zu vergewaltigen. Einige
Opfer nahmen sich nach der Tortur, die nicht selten mehrere Tage
dauerte, das Leben.
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Am 13.12.2003 ziehen
US-Soldaten den Mann, der 55 Paläste bauen ließ, nach
acht Monaten Jagd aus einem Erdloch. Er sieht aus wie ein bemitleidenswerter
Landstreicher und sagt: "Ich bin Saddam Hussein, Präsident
des Iraks, und ich bin bereit, zu verhandeln." Die ganze Welt
schaut zu, wie ein Arzt den Kopf des Diktators nach Läusen
absucht.
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Das Ende Saddams bedeutet
den Aufstieg der schiitischen Bevölkerungsmehrheit. Zum mächtigsten
Mann wird der unter Saddam Jahrzehnte lang verfolgte, gemäßigte
Großayatollah Ali el-Sistani. Hunderttausende gehen auf sein
Wort hin auf die Straßen. Der betagte Rechtsgelehrte entwickelt
sich zu einem der wichtigsten Verhandlungspartner der USA. Andere,
wie der junge Geistliche Muqtada el Sadr, sperren sich gegen die
Demokratisierung aus und drohen offen mit Gewalt.
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- Der Frieden rückt
in weite Ferne: Inmitten von Millionen schiitischen Pilgern in
Kerbela und Bagdad explodieren während der Aschura-Feiern
am 2. März zahlreiche Bomben. Insgesamt sterben über
271 Menschen. Täter sollen sunnitische El-Kaida-Anhänger
sein, die einen Bürgerkrieg anzetteln wollen, wie die USA
behaupten. Doch grausame Anschläge sind im Irak nichts Neues:
Truppen und Mitarbeiter der Koalition, Hilfsorganisationen und
sogar die Uno selbst werden Tag für Tag blutig attackiert.
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08.03.2004
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Nach erbitterten Diskussionen
verabschiedet der aus allen Ethnien zusammengesetzte irakische Regierungsrat
eine vorläufige Verfassung. Sie ist föderal und gesteht
den freiheitsgewohnten Kurden ein großes Maß an Unabhängigkeit
zu. Und: Der Irak soll kein Gottesstaat werden. Der Koran stellt
nur eine der Rechtsgrundlagen der neuen Verfassung dar, neben den
von der Uno definierten Menschenrechten.
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11.03.2004
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Am 11. März 2004
ermorden Terroristen durch Anschläge auf Personenzüge
in Madrid über 200 Menschen. Der Bezug zum Irak-Einsatz ist
unübersehbar. Nun bröckelt die "Koalition der Willigen":
Zapatero, der bereits vor den Madrid-Anschlägen den Truppenrückzug
aus dem Irak angekündigt hat, wird neue spanischer Regierungschef.
Auch andere Helfer der
USA signalisieren Kriegsmüdigkeit. Dabei spielt auch die Tatsache
eine Rolle, dass der Irak-Einsatz nach wie vor nicht von keiner
UN-Resolution gedeckt ist.
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12.01.2005
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Im Januar 2005 bestätigt
US-Präsident George W. Bush, dass die zweijährige Suche
nach Massenvernichtungswaffen mit bis zu 1.500 Spezialisten erfolglos
abgebrochen wurde und erklärt: "Ich dachte, wir finden
Massenvernichtungswaffen - so wie viele hier in den USA und viele
in der ganzen Welt." Nun gelte es aufzuklären, "was
falsch gelaufen ist bei der Informationsbeschaffung."
Gleichzeitig verteidigt
Bush das militärische Eingreifen der USA 2003 im Irak mit weit
über tausend Toten allein auf US-Seite war. Auch ohne den Fund
von Massenvernichtungswaffen war es den Einsatz "absolut"
wert. In dem Fernsehinterview sagte Bush weiter, der irakische Staatschef
Saddam Hussein sei gefährlich gewesen und die Welt ohne ihn
sicherer geworden.
Mit der vermeintlichen
Existenz von Massenvernichtungswaffen hatte Bush den Irak-Krieg
begründet (s.o.)
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Unmittelbar vor den irakischen
Parlamentswahlen gibt US-Präsident George W. Bush in aller
Öffentlichkeit zu, dass er Amerika und seine Verbündeten
unter falschen Vorzeichen in den Krieg gegen Saddam Hussein geführt
hat.
Es ist richtig,
dass die Erkenntnisse unserer Geheimdienste zum großen Teil
fehlerhaft waren, erklärt Bush in Washington: Als
Präsident bin ich für diese Kriegsentscheidung verantwortlich
und ich bin auch dafür verantwortlich, dass wir korrigieren,
was damals falsch gelaufen ist. Wir haben bereits damit begonnen,
indem wir unsere Geheimdienste reformieren.
Damit räumt Bush
ein, dass seine ursprüngliche Begründung für die
Invasion Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen und dessen
Beziehungen zu El Kaida nicht stimmte. Gleichzeitig betont
er, dass seine Entscheidung, Saddam Hussein zu stürzen, richtig
gewesen sei und fügt hinzu:
"Saddam stellte
eine Gefahr dar und es ist besser für Amerika und für
die Welt, dass er nicht mehr an der Macht ist.
Außerdem appeliert
er an die Geduld und kontert auf Pessimismus mit Durchhalteappellen:
Die Terroristen wissen, dass sie uns militärisch nicht
schlagen können, beteuert er: Deshalb wollen sie
unseren Willen brechen, in der Hoffnung, dass Amerika das Schlachtfeld
vorzeitig räumt. Es gibt für die Terroristen nur einen
Weg, sich zu behaupten: wenn wir die Nerven verlieren und gehen,
bevor wir unsere Arbeit erledigt haben. Und das wird nicht passieren,
solange ich an der Macht bin.
2.140 US-Soldaten und
30 000 Zivilisten sind bisher im Irak ihr Leben verloren.
mehr
zu den Erklärungen zum Irak-Krieg von US-Präsident George
W. Bush
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