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Pat Robertson  in seiner TV-Sendung "The 700 Club" - Hassprediger?

Hassprediger im eigenen Land

US-TV-Prediger ruft zum Attentat auf Venezuelas Präsidenten auf und tritt damit Sturm der Entrüstung los

Pat Robertson in seiner TV-Sendung "The 700 Club"
Marion Gordon, genannt "Pat", Robertson (* 22. März 1930) in seiner TV-Sendung "The 700 Club"

29.08.2005: Pat Robertson, einer der bekanntesten US-Fernsehprediger, hat mit seiner Aufforderung zur Ermordung des venezolanischen Staatspräsidenten Hugo Chavez einen Sturm der Entrüstung in Politik und Kirche entfacht. Der 75jährige konservative Prediger hatte am 22. August vor der Kamera vorgeschlagen, dass US-Agenten Chavez umbringen sollen.

Als Begründung führte der Prediger an, dass Chavez Venezuela zu einer Startrampe für kommunistische Infiltration und für muslimischen Extremismus auf dem Kontinent mache. Er sei ein gefährlicher Feind, der ein riesiges Ölvorkommen kontrolliere.

Pat Robertson: Ein Attentat ist billiger als ein Krieg

„Wir haben die Fähigkeit, ihn auszuschalten, und ich glaube, dass wir diese Fähigkeit nutzen sollten“, sagte Robertson in der Sendung „700 Club“ seines Senders Christian Broadcasting Network (CBN). Ein Attentat sei billiger als ein Krieg für 200 Milliarden Dollar. Chavez gehört neben dem kubanischen Diktator Fidel Castro zu den schärfsten Widersachern der US-Regierung in Lateinamerika. Venezuela hat die größten Ölreserven außerhalb des Mittleren Ostens.

Fidel Castro: Gott kann Robertson strafen

Wie die New York Tmes berichtet, hatte Chavez, der sich zu einem Besuch auf Kuba aufhielt, für die Mordpläne nur ein Achselzucken übrig. Vizepräsident Jose Vicente Rangel nannte Robertson einen heuchlerischen Prediger mit „terroristischen“ Äußerungen. Castro meinte, nur Gott könne Verbrechen dieser Größenordnung strafen. Auch die US-Regierung verurteilte Robertsons Äußerungen. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, ein Attentat sei gesetzeswidrig und komme nicht in Frage. Ein Sprecher des US-Außenministeriums nannte Robertsons Worte „unangemessen“. Der Prediger selbst wollte keinen Kommentar abgeben.

Konservative wie liberale Kirchenrepräsentanten haben Roberton Mordaufruf scharf verurteilt

Konservative wie linksliberale Kirchenrepräsentanten haben den Mordaufruf scharf verurteilt. Der Generalsekretär des Nationalen Kirchenrates, Robert Edgar (New York), bezeichnete die Äußerungen als „unglaublich und entsetzlich“. Nach Angaben der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI gehörte Edgar, früherer Abgeordneter der Demokraten, von 1976 bis 1979 einem Kongreßausschuß zur Untersuchung von US-unterstützten Anschlägen an. Edgar warf dem „sogenannten Evangelisten“ Robertson vor, seine Medienmacht zu mißbrauchen.

Der Beauftragte der Evangelischen Allianz in Washington, Richard Cizik, sagte, wie die meisten Evangelikalen distanziere auch er sich von solchen unverantwortlichen Äußerungen. Sie erschwerten zudem die Tätigkeit von Missionaren und christlichen Entwicklungshelfern, denen vielfach fälschlicherweise vorgeworfen werde, im Dienste von US-Geheimdiensten zu stehen. Der Präsident des konservativen Nationalen Rats der Pfarrerschaft, Bob Schenck, sagte, er habe immer Hochachtung für Robertson empfunden. Aber mit seinen jüngsten Äußerungen habe er eine moralische und ethische Grenze überschritten. Er sollte sich dafür entschuldigen.

Fernsehsender distanziert sich, kann aber Robertsons Show nicht stoppen

Unterdessen sind Forderungen laut geworden, daß der Fernsehkanal ABC Family, der Robertsons Sendung „700 Club“ ausstrahlt, die Übertragungen sofort einstellen solle. ABC Family distanzierte sich von Robertson und erklärte gleichzeitig, man sei vertraglich zur Ausstrahlung verpflichtet und habe keinen Einfluss auf die Inhalte der Show. Der „700 Club“ hat in den USA täglich etwa eine Million Zuschauer. Die Programme werden insgesamt in 90 Länder ausgestrahlt.

Venezuelanische Regierung hebt Aufenthaltserlaubnis von Missionaren auf

Die Wogen, die der US-Fernsehprediger Pat Robertson mit seinem Mordaufruf an Venezuelas Präsident Hugo Chavez verursacht hat, schlagen immer höher. Nach Informationen des evangelikalen Informationsdienstes "idea" hat die venezuelanische Regierung nun die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für die ausländischen Mitarbeiter der 61 protestantischen Missionsgesellschaften in Venezuela aufgehoben.

Nach Angaben eines Sprechers des venezuelanischen Justizministeriums würden neue Bedingungen für eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Missionare erstellt - bis dahin gelte die Aufhebung der bisherigen Regelungen. Weiter will Venezuela nach Informationen der "Netzzeitung" Robertson verklagen. Das teilte Chávez am Sonntag bei einer Konferenz der «Organisation Amerikanischer Staaten» (OAS) in Caracas mit. «Ich kündige an, dass meine Regierung in den USA gerichtliche Schritte einleiten wird», erklärte der Linksnationalist vor Vertretern von 34 Ländern.

Venezuela erwartet Stellungnahme der US-Regierung

Die Welt warte noch auf eine Stellungnahme der US-Regierung «zum terroristischen Aufruf dieses Verrückten und Verbrechers», sagte Chávez, der einen Antrag auf Auslieferung des bekannten US-Predigers im Rahmen «der geltenden internationalen Antiterror-Abkommen» nicht ausschloss.

Venezuela könne, so Chávez laut "Netzzeitung", sogar die USA bei den Vereinten Nationen oder bei der OAS anzeigen, weil die Regierung in Washington einem «Terroristen» Zuflucht gewähre, der zur Ermordung eines Präsidenten aufgerufen habe.

US-Fernsehprediger entschuldigt sich für Mordaufruf

"Televangelist" Pat Robertson auf dem Titelblatt des Time-Magazins
"Televangelist" Pat Robertson auf dem Titelblatt des Time-Magazins

Pat Robertson entschuldigt sich für Mordaufruf

Nach US-amerikanischen Presseberichten vom Donnerstag , erklärte Robertson, er habe sich nur „aus Frustration“ für einen Anschlag auf Chávez ausgesprochen, weil Venezuela Ausgangspunkt für kommunistische und andere radikale Bestrebungen sei. Es sei aber nicht richtig gewesen, zum Mord aufzurufen.

Wer ist Pat Robertson?

Marion Gordon, genannt "Pat", Robertson (* 22. März 1930) ist Moderator der amerikanischen Fernsehsendung "The 700 Club", die von vielen religiösen Kanälen ausgestrahlt wird.

Der US-TV-Prediger Pat Robertson ist Anhänger der Republikanischen Partei und hat sich schon häufiger zu politischen Tagesereignissen äußert und damit Kontroversen ausgelöst. So erklärte er in einer Predigt, die Anschläge des 11. September 2001 seien eine Strafaktion Gottes, weil sich Amerika so weit von Gott abgewendet habe. Mehrmals betete Robertson auch dafür, dass im Obersten Gerichtshof Platz gemacht werde für neue Richter. Im Supreme Court werden in der Regel nur Posten neu besetzt, wenn einer der neun Richter stirbt oder aus Gesundheitsgründen zurücktritt.

1960 gründet er das Christian Broadcasting Network, das heute in 180 Ländern und 71 Sprachen sendet. Robertson ist auch Gründer und Präsident des American Center for Law and Justice, einer Anwaltskanzlei und Lobby-Gruppe, die die Rechte religiöser Amerikaner verteidigt und die Ansicht vertritt, die Trennung von Staat und Kirche könne durch die individuelle Entscheidung des Einzelnen zum Glauben wieder aufgehoben werden.

Uwe Schütz, 29.08.2005, mit Material von Jesus.de

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