Werbung gegen Gott
Veranstalter der atheistischen Buskampagne ziehen eine positive
Bilanz
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Der
gecharterte Bus am Hamburger Fischmarkt, während einer
Lesung.
Quelle: Presseinfo von www.buskampagne.de Foto: Evelin Frerk
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24.07.09: Zwanzig Tage
lang tourten sie unter dem Motto "Es gibt (mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott" mit einem Reisebus
durch Deutschland, nun ist die atheistische "Buskampagne"
in Berlin zu Ende gegangen, wo sie auch begann. Der Veranstalter
zog auf seiner Website eine positive Bilanz.
Neben harscher Kritik
habe wir haufenweise lebhafte Zustimmung erfahren. Für einige
Monate sei man zu Aktivisten in Sachen Unglauben geworden
für ein Thema, das vor Jahren kaum eine Erwähnung
wert gewesen wäre. Ein neuer religiöser Fundamentalismus
habe sich etabliert und den neuen Atheismus als entschiedene
Gegenwehr auf den Plan gerufen. Evangelikale, Kreationisten und
Islamisten wären in der öffentlichen Wahrnehmung mit ihren
Themensetzungen nicht länger allein.
Aber auch traditionelle
Christen bezögen nach Meinung der Veranstalter wieder Positionen,
die als längst überwunden gehalten. Und sie nenen auf
ihrer Website Beispiele, z.B.:
Wo Gott geleugnet
oder bekämpft wird, da wird bald auch der Mensch und seine
Würde geleugnet und missachtet. Eine Gesellschaft ohne Gott
ist die Hölle auf Erden. verlautbart Bischof Mixa in
seiner Osterpredigt. Und bedient sich der Geschichtsklitterung,
Hitler und Stalin mit allen Nichtgläubigen in einen moralischen
Topf zu werfen.
Zu
viele moderne Werte seien gegen die Religionen errungen worden:
Demokratie und Gleichberechtigung, Meinungs- und Pressefreiheit,
die Freiheit von Wissenschaft und Kunst, das Verbot von Folter und
Todesstrafe, Minderheitenschutz und Toleranz gegenüber Andersdenkenden.
Nach der Wahrnehmung
der Veranstalter erleben wir mitten im Europa des 21. Jahrhunderts
"Eruptionen einer Frömmigkeit wider besseren Wissens.
Als Nichtgläubige empfinden wir das als rückschrittlich,
anmaßend und gefährlich." Für die Veranstalter
ist klar: Für zwischenmenschliche Werte ist kein Gottesglaube
notwendig, Solidarität und Nächstenliebe hätten ihren
Ursprung im natürlichen Verhalten des Menschen.
Die Atheisten äußerten zum Abschluss der Buskampagne
drei Wünsche
Als Quintessenz ihre
Buskampagnen-Erfahrungen stelten die Veranstatler drei Forderungen
auf, die aus ihrer Sicht Grundlage eines fairen Miteinanders von
Gläubigen und Nichtgläubigen jeglicher Couleur sein sollten:
1. Toleranz gegenüber
Andersdenkenden. So wie Nichtreligiöse niemandem seinen Glauben
ausreden können und wollen, möchten wir nicht als moralisch
Minderbemittelte angesehen werden, die vom Pfad abgekommen sind.
Mit einem Drittel der Bevölkerung stellen einen Kernbereich
der Gesellschaft.
2. Religion bzw. Weltanschauung
ist Privatsache und soll auch privat bezahlt werden. Der
Staat sollte endlich aufhören, über großzügige
Alimente (die ein Vielfaches der Kirchensteuer betragen) jeden
Steuerbürger zum zahlenden Mitglied der christlichen Gemeinde
machen.
3. Verzicht auf eine
Missionierung unmündiger oder in Not geratener Menschen.
Besonders Schulkinder müssen über Religion und Werte
unterrichtet statt bekenntnisorientiert indoktriniert werden.
Im geeigneten Alter können sie selbst entscheiden ob sie
religiös sein wollen oder nicht.
Quelle: www.buskampagne.de
Mit ihrer neuen Website
www.gottlosglücklich.de
möchten die Veranstalter nach eigenen Angaben "ein positives
Bild vom Unglauben vermitteln." Um eine atheistische
Missionierung gehe es ihnen nicht und sie hätten auch
noch niemanden von seinem Glauben abgebracht. Nach Auswertung der
vielen Diskussionen um die Buskampagne werde auf der neuen Website
klar und sachlich gezeigt, wie Menschen dazu kommen, nicht an Gott
zu glauben und warum es ihnen an nichts fehlt. Sie verbinden
mit dem Webauftritt die Hoffnung, dass er "zu etwas mehr Verständnis
im Umgang mit Atheisten, Humanisten, Agnostikern & Co."
beiträgt.
Parallel lief die "Gottkennen-Tour" mit "Und wenn
es ihn doch gibt...
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Gott-Kennen-Tourbus
und Buskampagne-Bus am Brandenburger Tor in Berlin
Quelle: Pressefoto von tour.gottkennen.de
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Begleitet wurden die
Humanisten von einem "Gottkennen-Bus" der Organisation
"Campus für Christus". Auch sie ziehen nach ihrer
Charterbustour durch Deutschland eine positive Bilanz.
"Mit der Gottkennen-Tour
wollen wir die Buskampagne im fairen aber kritischen Dialog begleiten",
so der Veranstalter zu Beginn der Tour. . "Und wir möchten
weiter geben, an wen wir als Christen glauben." Jeder, der
sich auf die Frage nach Gott einlasse, könne erleben, dass
er Wirklichkeit ist. Wissenschaftlich beweisen wollen und müssen
wir Gott nicht. 2Wir glauben daran, dass Gott uns liebt und dass
er eine persönliche Beziehung zu uns möchte. Das erleben
wir als Bereicherung warum sollten wir es also für uns
behalten?", so der Veranstalter.
Busse in Nürnberg
Am Montag, 15. Juni 2009,
gastierten beide Busse in Nürnberg. Bei den Atheisten stand
eine Hommage für Ludwig
Feuerbach mit Besuch des Grabes Feuerbachs auf dem Friedhof
St. Johannis, Fahrt zur Feuerbach-Gedenkstätte auf dem Rechenberg
in Nürnberg und ein Vortrag Ludwig Feuerbach: Ein Philosoph
der Aufklärung auf dem Programm. Die Gott-kennen-Tour
machte an der Lorenzkirche Station.
Atheistische Buskampagne begann in England
In Großbritannien
hatte die Kampagne mit Werbung
für ein Leben ohne Gott auf öffentlichen Busse begonnen.
Auch in Deutschland sollten Busse mit den Sprüchen plakatiert
werden doch 17 Verkehrsbetriebe lehnten die Werbung der Atheisten
ab. Die Atheisten beklebten deshalb einen eigens gecharterten roten
Doppeldeckerbus mit ihrem Spruch und besuchten damit seit dem 18.
Juni 2009 knapp 30 deutsche Städte.
Gegen die Ablehnung
der öffentlichen Verkehrbetriebe in Deutschland wollen
die Atheisten jetzt gerichtlich vorgehen. Eine Musterklage soll
offenbar in München gegen einen der Verkehrsbetriebe eingereicht
werden, der ihr die atheistische Werbung nicht erlaubt hat.
Autor: Uwe Schütz
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