Tod durch Justiz-Irrtum?
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Cameron
Todd Willingham mit einem seiner vermeintlichen Opfer: Seine
Tochter Amber Quelle: www.executedtoday.com |
USA: Unschuldiger hingerichtet? - Die Hinweise verdichten sich
04.09.09: Die Hinweise
verdichten sich, dass der US-Bundesstaat Texas im Februar 2004 einen
unschuldigen Menschen hingerichtet hat, den wegen dreifachen Mordes
zum Tode verurteilten Cameron Todd Willingham.
Selbst eine von dem Bundesstaat
selbst in Auftrag gegebene Untersuchung habe das kürzlich bestätigt,
sagte Richard Dieter, Direktor des Todesstrafen-Informationszentrums,
dem Evangelischen Pressedienst (epd).
135 Todeshäftlinge
seien seit 1973 in den USA als unschuldig frei gelassen worden,
hieß es weiter. Es habe in den vergangenen Jahren einige Hinrichtungen
gegeben, die höchst umstritten waren. Aber der Fall Willingham
sei der erste, bei dem man die Unschuld eines Hingerichteten werde
nachweisen können, betonte Dieter.
Willingham soll seine drei Kinder durch Brandstiftung getötet
haben
Laut Todesurteil hat
der damals 23-jährige, mehrmals vorbestrafte und arbeitslose
Automechaniker Willingham zwei Tage vor Weihnachten 1991 sein Wohnhaus
im texanischen Corsicana angezündet. Die Staatsanwaltschaft
warf ihm vor, er habe damit seine drei Kinder töten wollen,
die ihn angeblich beim «Bier trinken und Dart spielen»
störten.
Die einjährigen
Zwillinge Karmon Diane und Kameron Marie sowie Willinghams zwei
Jahre alte Stieftochter Amber starben in den Flammen. Cameron Willingham
war alleine zu Hause mit den Babys. Seine Frau Stacy wollte in dieser
Zeit Weihnachtsgeschenke besorgen. Willingham selbst entkam den
Flammen.
Angebot des Staatsanwalts, bei Geständnis nur lebenslange
Haft, abgelehnt
Zwei Wochen später
wurde er verhaftet. Bei dem zweitägigen Verfahren war entscheidend,
dass die Feuerwehr und ein Brandursachenermittler in einer Analyse
eindeutig Brandstiftung als Ursache des Feuers ausmachten, als Täter
komme nur der Angeklagte in Frage. Willingham beteuerte seine Unschuld.
Er lehnte das Angebot von Staatsanwalt John Jackson ab, er sollte
gestehen, um nur lebenslange Haft zu erhalten.
Gerichtspsychologe beeinflusste Geschworene mit Heavy-Metal-Postern
Der Gerichtspsychologe,
der kein einziges Mal mit Willingham zusammentraf, machte die Geschworenen
auf Poster von Heavy-Metal-Bands in Willinghams Wohnung aufmerksam.
Darauf seien ein fallender Engel und ein Schädel zu sehen:
Oft interessierten sich Menschen mit derartigen Bildern für
satanische Aktivitäten, so der Psychologe. Die Geschworenen
verurteilten Willingham zum Tod.
Brandexperte Beyler hält «Brandstiftungsthese»
für hinfällig
Fünfeinhalb Jahre
nach der Hinrichtung erregt der Fall jetzt nationales Aufsehen in
den Medien. Anlass der neuen Aufmerksamkeit war die von einer texanischen
Regierungskommission bestellte Studie des Brandexperten Craig Beyler,
Autor von Standardwerken zur Brandursachenermittlung. Mitte August
legte Beyler seine Untersuchung vor, inzwischen findet man den Bericht
auch im Internet.
Beyler kam zu vernichtenden
Resultaten, kommentierte die Zeitung «Houston Chronicle».
Die beiden Fachleute haben laut Beyler viele Fehler gemacht. Weder
damals gebräuchliche noch moderne Ermittlungsmethoden seien
berücksichtigt worden. Die «Brandstiftungsthese»
sei hinfällig. Wenn es keine Brandstiftung war, könne
es noch viel weniger ein Mord durch Brandstiftung sein, erklärte
Barry Scheck, Ko-Direktor vom «Innocence Project» (Unschuldsprojekt),
das sich auf die Untersuchung fragwürdiger Todesurteile spezialisiert.
«Man kann nicht länger bezweifeln, dass ein Unschuldiger
hingerichtet worden ist.»
Hinrichtung trotz Zweifel an den gerichtlichen Brandexperten
Die beiden Brandexperten
von Corsicana waren schon früher kritisiert worden. Mehrere
Wochen vor der Exekution hatte der von Willinghams Angehörigen
beauftrage Brandursachenermittler Gerald Hurst die Aussagen der
Prozessexerten geprüft, berichtete der «New Yorker».
Seine Schlussfolgerungen decken sich weitgehend mit Beylers Untersuchung.
Willinghams Verteidiger
legte Hursts Untersuchung dem Gouverneur von Texas vor und der staatlichen
Begnadigungskommission. Der Antrag auf Hinrichtungsaufschub wurde
abgelehnt. Nach Angaben von Scheck gibt es keine Hinweise, dass
der Bericht zur Kenntnis genommen wurde. Der Gouverneur von Texas,
Rick Perry, hat sich noch nicht zu den Enthüllungen geäußert.
Staatsanwalt Jackson
ist heute Richter. In der «Corsicana Daily Sun» räumte
er diese Woche ein, die Aussagen der Brandermittler seien fehlerhaft
gewesen. Aber Willingham wäre ohnehin verurteilt worden. Er
sei ein «gewalttätiger Mensch», und habe einen
Lügendetektortest abgelehnt. Die Wissenschaftskommission wird
ihren Abschlussbericht Anfang 2010 vorlegen.
In Texas werden mehr
Menschen hingerichtet als in jedem anderen US-Bundesstaat.
Quelle: jesus.de-Newsletter
vom 04.09.2009 / epd
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