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Das Ende der "Zivis"

Ab Juli 2011 soll der Bundesfreiwilligendienst den Zivildienst ersetzen

18.11.2010: Der neue Bundesfreiwilligendienst soll zum 1. Juli 2011 eingeführt werden. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte bei der Vorstellung des Gesetzentwurfs am heutigen Donnerstag, 18.11.2010, in Berlin, sie rechne zunächst mit 35.000 Freiwilligen pro Jahr.

Der Bundesfreiwilligendienst soll den Zivildienst ablösen, wenn Mitte kommenden Jahres die Wehrpflicht ausgesetzt wird. Eine Konkurrenz zu den Jugendfreiwilligendiensten mit derzeit rund 35.000 Plätzen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FJS) und im freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) soll vermieden werden.

Die Länder bekommen dafür vom Bund mehr Geld für die Jugendfreiwilligendienste, statt 72 künftig 200 Euro pro Platz. Das hatten sie zur Bedingung gemacht für ihre Zustimmung zum Bundesfreiwilligendienst. Schröder sagte, die Einigung sei nicht leicht gewesen. Doch nun stünden Bund und Länder sowie die Träger der Freiwilligendienste hinter dem Konzept.

Zivis stehen finanziell besser da als die Freiwilligen

Die Freiwilligen bekommen ein Taschengeld von höchstens 324 Euro im Westen und 272 Euro im Osten Deutschlands. In der Regel liegt es deutlich darunter. Sie sind sozialversichert und erhalten Verpflegung und Unterkunft oder entsprechende Pauschalbeträge. Heute stehen die Zivildienstleistenden finanziell besser da als die Freiwilligen. Diesen Unterschied solle es nicht mehr geben, sagte Schröder. Die Bedingungen bei Jugendfreiwilligendiensten und im neuen Bundesfreiwilligendienst würden angeglichen.

Wer über 27 Jahre alt ist, soll den Freiwilligendienst auch als Teilzeitbeschäftigung mit mindestens 20 Stunden ableisten können, während die Jugendfreiwilligendienste Vollzeitstellen anbieten. Der Bundesfreiwilligendienst wird für alle geöffnet. Wie hoch der Anteil der Älteren sein werde, sei Spekulation, sagte Schröder. Sie könne sich aber vorstellen, dass künftig jeder fünfte Platz von einem älteren Menschen eingenommen wird.

Bundesfamilienministerin rechnet mit einem starken Rückgang der Dienstleistenden

Gegenwärtig leisten rund 90.000 junge Männer Zivildienst, die Mehrheit von ihnen nur noch sechs Monate. Schröder sagte, auch wenn 35.000 Freiwillige sich jeweils ein Jahr lang verpflichteten, bleibe eine Lücke. Doch wenn der Zivildienst ersatzlos wegfiele, «wäre das eine Katastrophe für unser Land».

Der Bundesfreiwilligendienst soll dem Gesetz zufolge ebenso wie der Zivildienst keine regulären Arbeitsplätze kosten. Dies soll das Bundesamt für den Zivildienst überprüfen. Plätze soll es künftig auch in Integrationsprojekten oder beim Sport geben.

Ob die Freiwilligenzeit für das Studium, die Rente oder als Praktikum anerkannt werden kann, ist weiter offen. Dafür seien die Länder zuständig, sagte Schröder. Sie müssten sich bemühen, die Anreize zu erhöhen. Über eine Anrechnung auf die gesetzliche Rente, für die der Bund zuständig wäre, müsse man erst noch diskutieren, erklärte sie. Möglicherweise sei es sinnvoller, private Altersvorsorge zu fördern.

Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Miriam Gruß nannte die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes «die größte Reform in der Engagementpolitik». Man nehme die Ängste der Menschen ernst, die befürchteten, mit dem Zivildienst würden viele soziale Dienste zusammenbrechen.

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 18.11.2010

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