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Zwischen Hoffen und BangenChristen in Tunesien hoffen nach dem Sturz von Präsident Ben Ali auf mehr Freiheit25.01.2011: Tunesische Christen bitten weiterhin um Gebet für einen friedlichen Ausgang der Regierungsneubildung und für eine Beruhigung der äußerst angespannten Lage auf den Straßen. Vor allem in der Hauptstadt Tunis demonstrieren zahlreiche Menschen vor dem Regierungssitz. Einheimische äußerten sich dem Hilfswerk Open Doors gegenüber besorgt, dass die Protestaktionen für Demokratie und Freiheit weiter eskalieren könnten. Auch sei für sie unsicher, wie sich für Christen ein möglicher Wechsel von einem bislang autoritär geführten Land, in dem der Islam Staatsreligion ist, hin zu einer Demokratie, in der Andersdenkende eine Stimme haben, auswirken werde. Derzeit rangiert Tunesien auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors auf Platz 37 in der Liste von 50 Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Neben Juden bilden Christen in Tunesien eine verschwindend kleine Minderheit. Der überwiegende Teil der schätzungsweise 22.800 Christen sind Ausländer. Ein tunesischer Christ fragt: "Was wird sich künftig für uns ändern? Unter Präsident Ben Ali war die Situation nicht gut, doch hatten wir ein gewisses Maß an Freiheit, unseren Glauben zu praktizieren. Bitte betet, dass wir künftig noch mehr Freiheit bekommen und ungestraft mit Muslimen über unseren Glauben sprechen dürfen." Als Unterzeichner der einschlägigen internationalen Menschenrechtsverträge hat sich Tunesien verpflichtet, das Recht auf Religionswechsel sowie auf die Weitergabe von Glaubensinhalten zu gewähren. Weitergabe des Evangeliums an Muslime verbotenDie Mehrheit der 10,2 Millionen Einwohner Tunesiens sind Muslime. Obwohl der Islam Staatsreligion ist, galt Tunesien bislang als tolerant gegenüber Christen. Die Verfassung schützt die Gewissensfreiheit und die freie Religionsausübung auch für andere Glaubensrichtungen, solange die öffentliche Ordnung nicht gestört wird. Zwar steht der Wechsel vom Islam zu einer anderen Religion gesetzlich nicht unter Strafe, noch ist er offiziell untersagt (Gewissensfreiheit): Doch einem Muslim das Evangelium weiterzusagen, gilt als Bekehrungsversuch sogenannter Proselytismus und ist verboten. Druck auf KonvertitenDie katholische Kirche ist anerkannt und unterhält eigene Kirchengebäude, darunter die Kathedrale in Tunis. Doch hat keine protestantische Kirche seit der Unabhängigkeit des Landes 1956 den Status einer anerkannten Glaubensgruppe erhalten, womit protestantische Christen faktisch in die Illegalität gedrängt werden. Ohne Anerkennung sind Christen gezwungen, sich in Privaträumen oder häusern zu versammeln. Konvertiten aus dem Islam stoßen wegen ihres Glaubenswechsels auf Schwierigkeiten vonseiten ihrer Familie, finden keine Arbeitsstelle oder werden leicht gekündigt. Seit 2007 stehen tunesische Christen muslimischer Herkunft unter erhöhtem Druck. Ausländische Christen werden verstärkt überprüft. Diese vermuten, dass ihre Telefone überwacht werden. Pastoren ausländischer Gemeinden werden beobachtet und die Einfuhr christlicher Bücher, vor allem auf Arabisch, wird behindert. Quelle: Open Doors |