Medizinisch nicht indizierte operative Genitaloperation
Anzeige gegen jüdischen Rabbi aus Hof
24.08.2012: Der Gießener Arzt Sebastian Guevara Kamm hat Rabbi
David Goldberg aus Hof in Oberfranken bei der dortigen Staatsanwaltschaft
angezeigt. Goldberg lade auf seiner Internetseite dazu ein, medizinisch
nicht indizierte operative Genitaloperationen an nicht einwilligungsfähigen
Säuglingen vorzunehmen, lautet einer der Vorwürfe. Die
Ermittler prüften derzeit die strafrechtliche Relevanz
der Anzeige, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde.
Der jüdische Rabbi weist darauf hin, dass bisher kein Gesetz die
Beschneidung verbietet
Der jüdische Geistliche wandte dagegen ein, keine Straftat begangen
zu haben. Bislang gibt es kein Gesetz, das die Beschneidung verbietet,
sagte der 64-Jährige am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Es gebe
nur ein Urteil des Landgerichts Köln, das die religiös motivierte
Beschneidung eines Jungen als strafbare Körperverletzung bewertete.
Nach eigenen Angaben führt Goldberg pro Jahr bis zu 30 Beschneidungen
an Kleinkindern durch.
Auf Wunsch ziehe der Rabbiner auch einen Arzt hinzu, betonte er. Eine
Betäubung der Kleinkinder lehnt er jedoch ab. Dies sei viel schädlicher
als die Beschneidung. Die Kinder schlafen nach dem Eingriff immer
wenige Minuten später friedlich ein. Hinter der Strafanzeige
vermutet Goldberg antisemitische Motive. Anders könne er sich das
nicht erklären, sagte er.
Der Gießener Arzt wies den Antisemitismusvorwurf zurück. Ich
sehe mich dem Schutz der Kinder verpflichtet, und das gilt nicht nur gegenüber
rituellen Beschneidern, sondern auch gegenüber ärztlichen Kollegen,
betonte er gegenüber dpa. Goldberg habe weder eine Zulassung als
Arzt noch hinreichende medizinische Kenntnisse. Zudem führe er die
Eingriffe an medizinisch ungeeigneten, unsterilen Plätzen durch.
Israelischer Oberrabbiner regt ärztliche Ausbildung an
Unterdessen hat Jona Metzger, der Oberrabbiner der aschkenasischen Juden
in Israel, vorgeschlagen, dass Ärzte künftig die Fachleute für
Beschneidung, sogenannte Mohels, ausbilden sollen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin
Spiegel Online. Mohels sollten bei Komplikationen erste Hilfe
leisten können. Umgekehrt sollten sie die Ärzte theologisch
schulen. Nach Abschluss der Ausbildung würden die Mohels ein Diplom
des Oberrabbinats in Israel erhalten.
Metzger befindet sich derzeit auf einer Deutschlandreise, um mit Regierungsvertretern
der Bundesrepublik einen Kompromiss in der Frage der Beschneidung zu finden.
Erste Gespräche über den Kompromissvorschlag mit dem Justizministerium
seien vielversprechend verlaufen. Der jüdische Geistliche ist seit
2003 einer von zwei Großrabbinern in Israel, die jeweils den sephardischen
und den aschkenasischen Juden vorstehen.
Das 4.000 Jahre alte Ritual sei nicht verhandelbar, betonte Metzger.
Von uns zu fordern, dieses Gebot zu ändern, heißt, unserere
Religion zu ändern, zitiert ihn der Spiegel. Ebenso
wenig könne man verlangen, Weihnachten zu verschieben. Auch eine
Betäubung komme nicht in Frage, dies schließe das jüdische
Recht aus. Eine Betäubungsspritze würde dem Kind ohnehin mehr
Schmerzen bereiten als der bloße Schnitt.
Der Deutsche Bundestag hatte im Juli mit großer Mehrheit die Legalisierung
religiöser Beschneidung befürwortet. Die Abgeordneten sprachen
sich dafür aus, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung
von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig
ist. Das Bundesjustizministerium will bald einen Gesetzentwurf vorlegen.
Nach dem Urteil
des Landgerichts Köln Ende Juni stellt dies in Deutschland eine Körperverletzung
dar.
Quelle: jesus.de-Newsletter vom 22.08.2012
Autor dieser Webseite: Uwe Schütz
|