Wo werden Christen am stärksten verfolgt?
Open Doors hat den Weltverfolgungsindex 2014 veröffentlicht
08.01.2014:
Rund 100 Millionen Christen weltweit werden um ihres Glaubens willen
verfolgt. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex hervor, den das
überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors heute veröffentlicht
hat.
Christen sind damit die
am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit. Erneut
hat besonders in Afrika die Verfolgung der Christen durch Islamisten
zugenommen. Nordkorea erweist sich das 12. Jahr in Folge als der
Staat, in dem Christen wegen ihres Glaubens am härtesten unterdrückt
werden.
Platz 1: Nordkorea
In Nordkorea wird bereits
der Besitz einer Bibel mit der Todesstrafe oder Arbeitslager für
die gesamte Familie geahndet. Dort erleiden zehntausende Christen
unmenschliche Qualen durch Folter und härteste Zwangsarbeit,
die sie zur Aufgabe ihres Glaubens zwingen sollen.
Bedrohung durch Islamischen Extremismus
Auf den folgenden neun
Plätzen folgen Staaten, in denen der islamische Extremismus
als Hauptquelle für die systematische Verfolgung von Christen
erkennbar ist. Gleiches gilt für insgesamt 36 der 50 Länder
auf dem WVI 2014.
Extremistische muslimische
Organisationen stehen bereit, dort die Macht zu ergreifen, wo sich
durch die Revolutionen ein Machtvakuum aufgetan hat. Markus Rode,
Leiter von Open Doors Deutschland, sagt: "Leider sehen wir
derzeit kein Ende der länderübergreifenden Ausbreitung
eines extremistischen Islam mit einer massiven Verfolgung und Vertreibung
der christlichen Minderheit." Besorgniserregende Nachrichten
kamen aus der wenig bekannten Zentralafrikanischen Republik (ZAR).
Das mehrheitlich christlich geprägte Land landete auf Anhieb
auf Rang 16 des WVI, nachdem die Allianz der islamistischen Seleka
Rebellen die Regierung im März gestürzt und anschließend
das Land mit furchtbaren Gewalttaten überzogen hatte. Die meisten
davon waren gegen Christen gerichtet. Christliche Leiter der ZAR
warnten vor einem "religiös motivierten Genozid",
sollten die Friedenstruppen der UN nicht zu Hilfe eilen. "Wie
in Mali im vergangenen Jahr macht auch das Beispiel der ZAR deutlich,
wie schnell ein scheinbar stabiles Land zerfallen und die christliche
Bevölkerung durch islamistische Rebellen attackiert und verfolgt
werden kann", sagt Markus Rode, der Leiter von Open Doors Deutschland.
Negative Entwicklungen: Kolumbien und Sri Lanka steigen im Index
am weitesten nach oben
Mit Rang 25 rangiert
Kolumbien zum ersten Mal unter den ersten 30 Ländern auf dem
WVI, da die Zahl der Entführungen und Mordanschläge in
den von FARC-Rebellen kontrollierten Gebieten enorm hoch ist. Christen
wenden sich gegen jede Form von Gewalt und vor allem gegen Entführungen
und die Rekrutierung von Kindern- und Jugendlichen, was sie zu Feinden
der Rebellen macht. Die Rebellengruppen haben ihre Gebiete in den
letzten Jahren ausgeweitet, was ein Ansteigen der Verfolgung zur
Folge hat und vermehrt zu Morddrohungen führte. Bemerkenswert
ist der Umstand, dass das Land mit seinen 44 Millionen Einwohnern
mehr Binnenflüchtlinge aufweist (etwa 5,5 Mio.) als Syrien
oder der Kongo.
Sri Lanka (29) gehört
ebenfalls zu den 30 Ländern mit der schärfsten Verfolgung.
Eine starke Welle der Gewalt gegen Christen mit über 50 Anschlägen
gegen Kirchen in nur einem Jahr hat die einheimische christliche
Gemeinde schwer getroffen. Dahinter steht eine zum ersten Mal im
Juli 2012 öffentlich in Erscheinung getretene nationalistisch-buddhistische
Bewegung.
China Druck durch Kontrolle auf alle religiösen Aktivitäten
China verbleibt auf Rang
37, nachdem es im Vorjahr im Index stark nach unten gerutscht war.
Die Art und Weise, wie China durch die Registrierungspflicht und
Kontrolle Druck auf alle religiösen Aktivitäten ausübt,
dient anderen Ländern Asiens als Vorbild, wie das Beispiel
Vietnam (Rang 18) zeigt. Mit seinem "Erlass 92" vom Januar
2013 reglementiert Vietnam massiv alle religiösen Aktivitäten
und gehört nun wieder zu den ersten 20 Ländern des WVI.
Die große christliche Gemeinschaft in Indien (jetzt auf Rang
28) wird weiterhin von einem hohen Maß an Gewalt erschüttert,
zum einen von hinduistischen Extremisten, zum anderen von maoistischen
Rebellen.
Pakistan: Verheerendster Anschlag auf Christen seit der Staatsgründung
Die christliche Kirche
in Pakistan musste 2013 den schlimmsten Vorfall von Verfolgung seit
der Gründung des Landes im Jahr 1947 hinnehmen. Am 22. September
rissen zwei Selbstmordattentäter mindestens 89 Christen vor
der Allerheiligenkirche in Peschawar in den Tod. Der achte Rang
auf dem WVI ist jedoch auch dem zunehmenden Druck der pakistanischen
Gesellschaft gegenüber den Christen geschuldet. Die Christen
Pakistans waren in allen Lebensbereichen starker Bedrängnis
ausgesetzt. Argwohn und Vorurteile gegen sie sind an der Tagesordnung,
schon das Aufbewahren christlicher Materialien ist gefährlich.
Christen muslimischer Herkunft stehen hier unter dem größten
Druck.
Verfolgte Christen zu wenig beachtet
Aufgrund einer sich weiter
verschärfenden Christenverfolgung bittet Markus Rode, der Leiter
von Open Doors Deutschland, um ein größeres Engagement:
"Leider finden die unfassbaren Gräueltaten an Christen
in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig Beachtung", so
Rode. "Wir appellieren deshalb an Kirchen, Medien und Politik,
diesen millionenfachen Menschenrechtsverletzungen an Christen noch
entschiedener als bisher entgegenzutreten. Jährliche Statistiken
wie der Weltverfolgungsindex sollen dabei helfen, die Situation
der Christen in den betroffenen Ländern bekannt zu machen und
damit Druck auf diese Länder ausüben. Doch dies ist noch
nicht genug", so Rode. "Wir alle müssen aktiv werden
und den Menschen in ihrem unsäglichen Leid hilfreich zur Seite
stehen."
Wachstum trotz Verfolgung
Doch es gibt auch hoffnungsvolle
Nachrichten. Markus Rode ergänzt: "Obwohl die Verfolgung
von Christen weltweit zunimmt, sind die christlichen Gemeinden in
vielen Ländern gewachsen." Die bedrängten Christen
in Syrien und Ägypten berichten von einer nie dagewesenen Einheit
unter den Denominationen. Der enorme Druck hat sie zusammengeschweißt.
Und auch in Nordkorea wächst die Zahl der Christen, die sich
trotz massiver Verfolgung heimlich treffen. "Durch das beherzte
Engagement von Politikern und Christen, die sich in Deutschland
und anderswo für verfolgte Christen im letzten Jahr eingesetzt
haben, konnten wir vielen Betroffenen unmittelbar helfen und neue
Hoffnung geben. Wir wünschen uns, dass der Weltverfolgungsindex
nicht nur als Gradmesser der Christenverfolgung weltweit gesehen
wird, sondern dazu führt, dass unsere freiheitlich demokratische
Gesellschaft, vorrangig die Kirchen und die Politiker, sich noch
intensiver für verfolgte und bedrängte Christen einsetzen",
appelliert Markus Rode.
Verfolgungsindex ist die einzige systematische Untersuchung zur
Verfolgung von Christen
Der Open Doors Weltverfolgungsindex
ist die einzige alljährlich durchgeführte systematische
Untersuchung zur Religionsfreiheit von Christen weltweit. Der Index
erfasst das Maß an Einschränkungen, das Christen hinsichtlich
ihres Glaubenslebens haben, in fünf spezifischen Lebensbereichen:
Privatleben, Familie, Gesellschaft sowie auf nationaler und politischer
Ebene. Dazu kommt ein sechster Bereich, der den Grad der Gewalt
gegen Christen im Land aufzeigt.
Mit dem Weltverfolgungsindex
(WVI) erfasst und dokumentiert Hilfswerk Open Doors jährlich
neu die Einschränkung der Religionsfreiheit von Christen weltweit
und listet die 50 Länder auf, in denen Christen wegen ihres
Glaubens am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Berichtszeitraum
für den neuen WVI ist der 1. November 2012 bis 31. Oktober
2013.
Quelle: Open
Doors Presseinfo vom 07.01.2014
Autor dieser
Webseite: Uwe Schütz
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