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Das Kalenderblatt

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KW 40 / 2019

Eine Kalenderwoche weiter

 

Die Wende

Vor 30 Jahren: DDR-Flüchtlinge in bundesdeutscher Botschaft dürfen ausreisen

Tausende DDR-Flüchtlinge im Garten der bundesdeutschen Botschaft in Prag. Trotz Schließung wegen Überfüllung und trotz Behinderung durch tschechische Polizisten überwanden 1989 immer wieder DDR-Bürger den Zaun zur Botschaft.
Tausende DDR-Flüchtlinge im Garten der bundesdeutschen Botschaft in Prag. Trotz Schließung wegen Überfüllung und trotz Behinderung durch tschechische Polizisten überwanden 1989 immer wieder DDR-Bürger den Zaun zur Botschaft.
Foto: Screenshot der phoenix-history-Doku Zug in die Freiheit
Die mit der DDR-Führung ausgehandelte Lösung sah die Ausreise über die DDR vor. So fuhren die Flüchtlinge mit Sonderzügen der DDR-eigenen Deutschen Reichsbahn aus Prag über Sachsen nach Nordbayern Bayern. Das Foto zeigt einen der Züge bei seiner Ankunft im oberfränkischen Hof
Die mit der DDR-Führung ausgehandelte Lösung sah die Ausreise über die DDR vor. So fuhren die Flüchtlinge mit Sonderzügen der DDR-eigenen Deutschen Reichsbahn aus Prag über Sachsen nach Nordbayern. Das Foto zeigt einen der Züge bei seiner Ankunft im oberfränkischen Hof Foto: Screenshot der phoenix-history-Doku Zug in die Freiheit

30.09.1989: Mehr als 4.000 DDR-Bürger sind auf das Gelände der bundesdeutschen Botschaft in Prag geflüchtet. Unter immer schlechter werdenden hygienischen Bedingungen harren sie zum Teil seit zwei Monaten in der Botschaft aus.

Am Abend betritt Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher den Balkon: „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise ...“. Seine weiteren Worte gehen trotz Mikrofon im grenzenlosen Jubel der DDR-Flüchtlinge unter.

Sonderzüge befördern sie von Prag über die DDR in die Bundesrepublik. Obwohl das DDR-Regime es als „Ausweisung“ deklariert, ist es der Anfang vom Ende der DDR. Sechs Wochen später kommt die Reisefreiheit für alle DDR-Bürger.

* * *

Was muss das 1989 für ein Wechselbad der Gefühle gewesen sein zwischen Hoffnung, in den Westen zu kommen und Resignation, in die DDR zurückkehren zu müssen! Wirklich nachempfinden kann das nur jemand, der selbst Flucht erlebt hat.

Mich erinnert die Geschichte an das alte Volk Israel auf ihrer Flucht aus der Sklaverei in Ägypten: Als sie vor dem Roten Meer stehen und die Ägypter ihnen "im Nacken sitzen", beschimpfen sie Mose, ihren Anführer: „Wir hätten lieber weiter für die Ägypter arbeiten sollen, als hier in der Wüste zu sterben!“ (2. Mose 14, 12 b)

Aber Mose sagte zu ihnen: „Habt keine Angst! Wartet ab und seht, wie der Herr euch heute retten wird.“ (Buch Exodus; 2. Mose 14, 13 ) Das Meer teilte sich, die Israelis kamen trockenen Fußes durch, aber das ägyptische Heer ertrank in den Fluten.

Damals wie 1989 geschah das auch für mich fast Unvorstellbare. Die Juden in aller Welt feiern das Ereignis bis heute mit dem Passahfest, einem fröhlichen Fest, wo alle Taten Gottes bei der Flucht aufgezählt werden.

Bestimmt haben wir auch schon eine wunderbare Rettung oder Bewahrung erlebt. Wir brauchen auch Hilfen, die uns daran erinnern.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller

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1989 : Die Rote Armee verlässt Afghanistan
1989 : Start von ISDN in Deutschland
1989 : Das Aus für WAA in Wackersdorf
1989 : Studentenproteste in China
1989 : DDR-Flüchtlinge in bundesdeutscher Botschaft in Prag
1989 : Reisefreiheit für DDR-Bürger - Fall der Berliner Mauer
1989 : Sturz des rumänischen Diktators Ceausescu
1990 : Deutsche Wiedervereinigung
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