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Das Kalenderblatt

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KW 32 / 2023

Eine Kalenderwoche weiter

Jüdische Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz in Nürnberg 

„Bausünde“ *)

Vor 85 Jahren: Abriss der jüdischen Synagoge in Nürnberg

Nürnberg, 10.08.1938: Gauleiter Julius Streicher verkündet den Abriss der Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz
Nürnberg, 10.08.1938: Gauleiter Julius Streicher verkündet den Abriss der Synagoge am Hans-Sachs-Platz
Jüdische Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz in Nürnberg, erbaut 1874 nach den Plänen von Adolf Wolff, zerstört 1938
Jüdische Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz in Nürnberg, erbaut 1874 nach den Plänen von Adolf Wolff Fotografie 1891

10.08.1938: Mit seiner Rede auf einer Großkundgebung am Nürnberger Hans-Sachs-Platz verkündet Gauleiter Julius Streicher den Abriss der jüdischen Hauptsynagoge. Er begründet ihn damit, dass das Gebäude „das schöne deutsche Stadtbild empfindlich störe“. Mit dem Abriss wird sofort begonnen.

Ein Wiederaufbau der Synagoge erfolgt nach 1945 nicht, obwohl das Grundstück verfügbar gewesen wäre. Erst seit 1988 erinnert ein Gedenkstein an der Heubrücke an die von den Nazis ausradierte Synagoge.

* * *

Judenverfolgung ist keine Erfindung der Nazis und sie endete auch nicht mit dem Naziregime. In Nürnberg war es 1938 die dritte jüdische Synagoge, die Progromen zum Opfer fiel. Als Termin für den Abriss wählten die Nazis bewusst den Tag, an dem Juden weltweit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem gedenken (9. Aw nach dem jüdischen Kalender).

Wohl erst nach dem 2. Weltkrieg begann auch unter Christen ein Umdenken und ein Dialog mit dem Judentum. Dabei warnte Paulus schon vor der Zerstörung des letzten Jerusalemer Tempels in einem Brief an die junge Christengemeinde in Rom davor, sich gegen Juden zu erheben und warnte vor Konsequenzen. Er verdeutlichte es in einem Bild:

Heidenchristen seien von einem wilden Ölbaum abgehauen und in den edlen Ölbaum eingepflanzt, und er betonte:

„Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont,
wird er dich doch wohl auch nicht verschonen.“
Römer 11, 21

Die teilweise „Verstockung“ des jüdischen Volkes, so Paulus weiter, werde einmal enden, wenn „die Fülle der Heiden“ den Weg zu Christus gefunden habe. Demnach hängen Christentum und Judentum enger zusammen, als man denkt. Ja, sie sind voneinander abhängig.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller
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*) Die Nazis bezeichneten die jüdische Synagoge als "Bausünde"

mehr bei uns aus der Zeit: mehr bei uns über Judenverfolgung im 3. Reich:  
1937 : Einweihung der GoldenGate Bridge
1938 : Reichsschulpflichtgesetz
1938 : Erfindung der Kunstfaser
1938 : Abriss der Synagoge in Nürnberg
1939 : 1. Düsenflugzeug
1939 : Beginn des 2. Weltkriegs

1933 : Ende der Demokratie in Deutschland
1938 : Abriss der Synagoge in Nürnberg
(Hintergrundinfos)
1942 : Wannsee-Konferenz
1943 : Aufstand im Warschauer Ghetto
1945 : Untergang von Nazi-Deutschland
1949 : 1. Bundespräsident verspricht Entschädigung
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