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Keine Wehrdienstverweigerung ist in der Türkei

Türkischer Flugzeugentführer stellte sich in Italien den Behörden und bat um Asyl

04.10.: Die Entführung eines türkischen Passagierflugzeug ist in Italien unblutig zu Ende gegangen. Der Luftpirat stellte sich den Behörden und bat um Asyl. Die Maschine mit 113 Menschen an Bord war am Dienstagabend von einem unbewaffneten türkischen Wehrdienstverweigerer entführt worden, der einer drohenden Haftstrafe in seiner Heimat entkommen wollte. Der junge Mann, der sich als Christ bezeichnete, wollte nach eigenen Angaben den Papst um Hilfe bitten und ihm bei einer Audienz über die Probleme der Christen in der Türkei berichten. Benedikt XVI. ging während seiner Generalaudienz am Mittwoch nicht auf den Fall ein.

Luftpirat sollte von Albanien in die Türkei abgeschoben werden

Der nach italienischen Medienberichten 30 Jahre alte Luftpirat sollte mit der Maschine der Turkish Airlines von der albanischen Hauptstadt Tirana aus nach Istanbul abgeschoben werden. Es gelang ihm jedoch, in die Pilotenkanzel einzudringen, nachdem eine Stewardess die Cockpittür kurzzeitig geöffnet hatte. Der Türke habe damit gedroht, sich in die Luft zu sprengen, sagte Vize-Innenminister Marco Minniti. Zudem habe er dem Piloten deutlich gemacht, dass er sich sehr gut mit Flugzeugen auskennt. Bei einem ersten Verhör erklärte der Mann, er habe sich sein Wissen im Internet angeeignet.

Italienische F-15-Abfangjäger verhinderten eine Landung in Rom

Zunächst wollte er die Umleitung nach Rom erzwingen, italienische F-15-Abfangjäger zwangen die Maschine aber zur Landung in der Adriastadt Brindisi. Dort gab der Entführer rund drei Stunden später auf und bat um politisches Asyl in Italien. Alle Passagiere konnten die Maschine unversehrt verlassen. Der Täter wurde festgenommen. Bei einem langen Verhör überreichte er am Mittwoch den Staatsanwälten einen an das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche adressierten Brief, über dessen Inhalt nichts bekannt wurde. Das Schreiben sei beschlagnahmt worden, meldete die Nachrichtenagentur Ansa.

Spekulationen, der Entführer wolle die Türkeireise des Papstes verhindern, erwiesen sich als falsch

Anfängliche Spekulationen türkischer Medien, der Mann wolle gegen die Wiedergabe einer kritischen Äußerung des byzantinischen Kaisers Manuel II. (1391-1425) über den Propheten Mohammed durch Benedikt XVI. und gegen die geplante Papstreise in die Türkei protestieren, erwiesen sich als unzutreffend. Italienische Sicherheitsbeamte beschrieben den Luftpiraten als «nicht aggressiv». Er hatte zunächst behauptet, unter den Passagieren einen Komplizen zu haben. Dies habe sich aber nicht bestätigt, sagte Amato.

Entführer hatte sich bisher vergeblich hilfesuchend an den Papst gewandt

Türkischen Medien zufolge hatte der Entführer den Papst bereits im August in einem Brief um Hilfe gebeten. Darin schrieb er, er wolle als Christ nicht in einer muslimischen Armee dienen und habe im Christentum «das wahre Leben gefunden».

Entführer war 2005 mit den türkischen Truppen im Irak

Der Entführer will Einzeltäter sein, doch Italien zweifelt daran. In der Türkei jedenfalls ist der Luftpirat kein unbeschriebenes Blatt. Er soll wegen betrügerischen Bankrotts und Fälschung von Dokumenten verurteilt worden sein. 2005 war er mit den türkischen Truppen im Irak. „Einmal haben sie mich für zehn Monate ins Gefängnis gesteckt, weil ich die Uniform nicht anziehen wollte“, sagte er italienischen Ermittlern. Seit Monaten wollte er nach eigenen Angaben nach Italien. Im Mai setzte er sich nach Albanien ab und hatte beim Versuch, per Boot nach Italien überzusetzen, wenig Glück: „Ich bezahlte Menschenschmuggler, aber sie hauten mit dem Geld ab.“

In der Türkei gibt es kein Recht auf Wehrdienstverweigerung

In der Türkei gibt es kein Recht auf Wehrdienstverweigerung. Nach Angaben des «Vereins der Kriegsgegner» gibt es 60 Verweigerer aus Gewissensgründen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg rügt die türkische Praxis, Kriegsdienstverweigerer wegen Befehlsverweigerung oder Fahnenflucht zu verurteilen.

Papst hält an Türkeireise fest

Nach der glimpflich verlaufenen Entführung eines türkischen Passagierflugzeuges will der Vatikan an der geplanten Papstreise Ende November nach Ankara und Istanbul festhalten. Das Programm werde nicht geändert, verlautete aus dem Vatikan. Allerdings gebe es «Sicherheitsprobleme», sagte der italienische Innenminister Giuliano Amato.

Quelle: jesus.de / dpa

Autor: Uwe Schütz, 04.10.2006

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