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Lage in Afghanistan wird immer bedrohlicher

Bestürzung über Ermordung eines Mitarbeiters der Deutschen Welthungerhilfe

09.03.2007: Mit großer Bestürzung wurde in Deutschland die Nachricht von der Ermordung eines Mitarbeiters der Deutschen Welthungerhilfe (DWH) in Afghanistan aufgenommen. Die Deutsche Welthungerhilfe vermutet, dass hinter dem gestrigen Überfall ein ideologisches Motiv steckt.

Der 65-jährige Bauingenieur Dieter Rübling aus Weikersheim in Baden-Württemberg war gemeinsam mit lokalen Mitarbeitern mit zwei Fahrzeugen in der Region Sar-i-Pul unterwegs, als sie gegen 12:30 Uhr deutscher Zeit von zwei maskierten und bewaffneten Männern angehalten wurden. Die einheimischen Mitarbeiter wurden als Ungläubige beschimpft und mit Waffen vom Tatort vertrieben. Auf ihrem Weg ins nächste Dorf, wo sie die Polizei verständigten, hörten sie bereits die tödlichen Schüsse. Bei ihrer Rückkehr konnten sie Dieter Rübling nur noch tot auffinden.

Anschläge auf Ausländer nehmen zu

Der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks MISEREOR Martin Bröckelmann-Simon sieht darin keinen Einzelfall :

"Dass auch im vermeintlich friedlichen Norden des Landes vermehrt Mitarbeiter ziviler Entwicklungsorganisationen Ziel von Anschlägen werden, erfüllt uns mit großer Sorge. Bereits am 17. Februar wurde mit Rahman Qul ein afghanischer Mitarbeiter einer unserer langjährigen Partnerorganisationen vor seinem Haus erschossen. Diese Entwicklung Afghanistans ist besorgniserregend. Während im Süden mittlerweile bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, war es im Norden bislang weitgehend friedlich.

Langfristige Entwicklungsarbeit gefährdet

Langfristige Entwicklungsarbeit wurde möglich und trug erste sichtbare Früchte. Mit der Ermordung des Mitarbeiters der Deutschen Welthungerhilfe und von Rahman Qul sehen wir diese positive Entwicklung gefährdet", erläuterte Bröckelmann-Simon. Zudem scheine der Unterschied zwischen militärischem Handeln des Westens und Entwicklungsarbeit in der Wahrnehmung vor Ort immer bedeutungsloser zu werden. Militärs würden überdies zum Teil ganz gezielt die Nähe zu nicht-staatlichen, zivilen Organisationen suchen, um größere Akzeptanz und dadurch Schutz zu erlangen.

Die Region im Norden galt bisher als sicher

Die Region im Norden von Afghanistan galt bisher als sicher. Die Welthungerhilfe-Mitarbeiter haben bei der Fahrt in das Projektgebiet alle für das Land üblichen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten. Dazu gehört das Fahren im Konvoi, die Benutzung unterschiedlicher Fahrpläne sowie das Einhalten verschiedenster Sicherheitschecks.

MISEREOR kritisiert Tornado-Einsatz der Bundeswehr

"Vor diesem Hintergrund sehen wir in dem Einsatz von Bundeswehr-Tornados in Afghanistan keinen zusätzlichen Schutz der Arbeit von humanitären Organisationen, sondern befürchten eher weitere Gefährdung von langfristiger Entwicklungsarbeit", so Bröckelmann-Simon. "Für eine Stabilisierung Afghanistans ist vor allem eine Intensivierung des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Aufbau funktionierender staatlicher Strukturen unumgänglich."

Bundestag stimmt für Tornado-Einsatz

Der Deutsche Bundestag hat soeben trotz etlicher Gegenstimmen quer durch die Parteien, aber mit mit großer Mehrheit, den Einsatz der Flugzeuge in Afghanistan beschlossen. Für die Entsendung der Tornados stimmten 405 Abgeordnete, 157 Parlamentarier waren dagegen. Es gab elf Enthaltungen. Es war die bislang größte Ablehnung eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr im Parlament.

Sechs bis acht Tornados der Bundeswehr sollen von Mitte April an eingesetzt werden, damit sie für die von der Nato geführten ISAF-Truppen Taliban-Kämpfer finden. Für Kampfeinsätze sind die Mehrzweckkampfflugzeuge nicht vorgesehen. Die Jets werden auf dem Stützpunkt der deutschen Streitkräfte in Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans stationiert. Der Bundestags-Beschluss sieht im Zusammenhang mit der "Tornado"-Mission den Einsatz von bis zu 500 Soldaten vor. Der Einsatz ist bis zum 13. Oktober 2007 befristet. Die Kosten werden mit 35 Millionen Euro angegeben.

Unmittelbar nach der Abstimmung reichten der CDU-Abgeordnete Willy Wimmer und der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen den geplanten Einsatz ein. Das Mandat sieht die Entsendung von sechs Aufklärungsflugzeugen und bis zu 500 weiteren deutschen Soldaten vor, die ab April in Afghanistan stationiert werden sollen mehr

MISEREOR ist bereits seit 1970 in Afghanistan tätig und unterstützt vor allem Programme im Gesundheits- und Bildungsbereich in Zentral- und Nordafghanistan sowie in Kabul.

Quellen : Presseinfos von Welthungerhilfe und Misereor vom 09.03.2007

Uwe Schütz, AREF, 09.03.2007