AREF-Startseite

AREF-News

Zuflucht

Erste Flüchtlinge aus dem Irak in Deutschland eingetroffen

21.03.09: Die ersten 122 von 2.500 Flüchtlingen aus dem Irak sind am Donnerstag, 19.03.09, in Deutschland eingetroffen. Dies meldet die Nachrichtenagentur epd. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann und Staatssekretär Peter Altmaier begrüßten die Iraker auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen. «Wir gehen davon aus, dass sie hier in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben und auf Dauer bleiben werden», sagte Schünemann. Altmaier sprach von der größten humanitären Aktion der Bundesregierung seit der Aufnahme der Kosovo-Flüchtlinge.

Iraker haben bis zu 5 Jahre in Syrien gelebt ohne Chance auf eine Rückkehr

Unter den Flüchtlingen, die mit einer Chartermaschine aus Damaskus eintrafen, sind 96 im Irak verfolgte Christen und 19 Mandäer sowie einzelne Schiiten und Sunniten im Alter von bis zu 79 Jahren. 36 der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche. Zum großen Teil handelt es sich um Familien, auch mit Säuglingen. Laut Niedersachsens Innenminister haben die als erstes eingereisten Iraker bis zu fünf Jahre als Flüchtlinge in Syrien gelebt ohne Chance auf eine Rückkehr. Einige seien erkrankt oder pflegebedürftig. Auch die Integrationsmöglichkeiten in Deutschland hätten bei der Auswahl eine Rolle gespielt, hieß es.

«Wir freuen uns, dass Sie heute in Niedersachsen gelandet sind und in eine neue Zukunft gehen können», sagte der Minister. «Wir wissen, dass Sie eine schwierige Zeit hinter sich haben. Für Sie beginnt heute ein neuer Lebensabschnitt.» Altmaier überbrachte die Grüße von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. «Wir wünschen uns, dass Sie zu stolzen, erfolgreichen und glücklichen Bürgern unseres Landes werden», sagte er. Der Staatssekretär ermunterte die Iraker zu «Tatkraft und Optimismus» und riet ihnen dringend, die deutsche Sprache zu erlernen: «Das ist wichtig für Sie und vor allem für ihre Kinder.»

EU will bis zu 10.000 besonders schutzwürdige Flüchtlingen Zuflucht zu gewähren

Die EU-Innenminister hatten Ende November beschlossen, rund 10.000 besonders schutzwürdigen irakischen Flüchtlingen Zuflucht zu gewähren, unter anderem Christen, Mandäern und Yesiden. Von ihnen sollen 2.500 in Deutschland aufgenommen werden. Das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR und das Bundesamt für Migration und Flüchtlingsfragen in Nürnberg wählen die Flüchtlinge in Syrien und Jordanien aus.

Von diesem Donnerstag an sollen alle zwei Wochen bis zu 145 von ihnen mit dem Flugzeug in Deutschland ankommen. Die Aufnahmeaktion soll etwa ein dreiviertel Jahr dauern. Die Flüchtlinge werden zunächst ins Durchgangslager Friedland bei Göttingen gebracht und später auf die Bundesländer verteilt. Ihre Aufenthaltserlaubnis ist zunächst auf drei Jahre befristet. 233 der Flüchtlinge sollen nach Angaben von Innenminister Schünemann in Niedersachsen bleiben und an Integrationskursen teilnehmen.

Kirchen und Politik begrüßen die Aufnahme

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), rief dazu auf, die Irak-Flüchtlinge «mit offenen Armen» zu empfangen: «Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass wir den Schutz suchenden Menschen schnell helfen», sagte sie in Berlin.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann forderte eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für die Irak-Flüchtlinge. Die Menschen hätten traumatische Erfahrungen gemacht und müssten Zugang zu Therapien erhalten, sagte sie am Donnerstag dem epd. «Es geht darum, ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.» Der Sprecher für Menschenrechte der SPD-Bundestagsfraktion, Christoph Strässer, sprach sich ebenfalls dafür aus, die Aufenthaltsgenehmigungen «auf Wunsch» problemlos zu verlängern. Aktuell müsse alle getan werden, um die Flüchtlinge erfolgreich zu integrieren.

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz begrüßte die Aufnahme der Flüchtlinge. «Leider gehören dazu viele Angehörige religiöser Minderheiten, der Anteil der Christen ist besonders hoch», sagte Weihbischof Josef Voß aus Münster. Sie litten unter der Gewalt im Irak und müssten vor gezielten Angriffen muslimischer Fanatiker fliehen.

Irakischer Bischof kritisiert Aufnahme christlicher Flüchtlinge durch EU

Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, hatte die Absicht der EU-Staaten kritisiert, verfolgte irakische Christen aufzunehmen. Die Aufnahme verfolgter Christen aus dem Irak heize den Flüchtlingsstrom weiter an, beklagte der irakische Bischof. Stattdessen sollte die internationale Gemeinschaft alle nötigen Initiativen ergreifen, dass irakische Christen in ihrer Heimat bleiben mehr

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 20.03.2009 / epd

mehr bei uns: