Demokratiebewegung?
Ägypten: Auch nach dem Rücktritt Mubaraks erleben Christen
unruhige Zeiten
03.03.2011: In Ägypten
kam es in den vergangenen Tagen wieder zu Übergriffen gegen
Christen. Das Hilfswerk Open Doors bittet, für die christliche
Minderheit in Ägypten zu beten. Dort hofft man, dass die Demokratiebewegung
nach dem Rücktritt von Präsident Mubarak auch zu einem
besseren Schutz religiöser Minderheiten in dem islamisch geprägten
Land führen wird. Auf
dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Ägypten auf Platz
19. Die Liste zeigt an, wo Christen am meisten verfolgt werden.
Militär greift Kloster an
In Wadi Al-Natroum etwa
110 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Kairo haben Soldaten
einen Mönch und sechs Bauarbeiter durch Schüsse verletzt.
Armeeangehörige wollten am 23. Februar eine Mauer zur Kontrolle
des Eingangs zum koptischen Kloster Anba-Bishoy zerstören.
Mönche hatten sie unmittelbar zuvor zum Schutz vor Räubern
erbaut.
Nach einem kurzen Wortwechsel
mit den Geistlichen und Arbeitern vor der Klostermauer eröffneten
die Soldaten das Feuer auf die Menge. Wie Augenzeugen berichteten,
war das Militär mit gepanzerten Truppentransportern angerückt,
um die Mauer niederzuwalzen. Die Mönche hätten darauf
zunächst mit gesungenen Gebeten geantwortet. Einer der Anwesenden,
der anonym bleiben möchte, sagte, die Szene habe einem "Kriegsgebiet"
geähnelt. Dass niemand zu Tode gekommen sei, gleiche einem
Wunder. Die Verletzten liegen noch in einem Krankenhaus in Kairo.
Militärposten verhindern jeglichen Kontakt zu den Opfern.
Obwohl ein Video vorliegt, bestreitet die Armee den Angriff
Da sich während
der Umsturzproteste in Ägypten Armee und Sicherheitskräfte
überwiegend in der Hauptstadt Kairo befanden, befürchteten
Verantwortliche des Anba-Bishoy-Klosters, von Räubern oder
aus Gefängnissen entkommenen Kriminellen überfallen zu
werden. Ein Ersuchen um Schutz lehnte das Militär ab und wies
dabei die Mönche an, sich selbst zu helfen. Diese errichteten
darauf hin eine Schutzmauer mit einem Eisentor. Später monierte
die Armee, die erforderliche Baugenehmigung habe nicht vorgelegen
und setzte eine Frist für den Abriss der Mauer.
Nachdem die Mönche
sich weigerten, ging die Armee gegen sie vor. Obwohl ein Video das
harsche Vorgehen belegt, bestreitet die Armee den Angriff. Zu einem
ähnlichen Vorfall kam es am 28. Februar bei dem Anba-Makarious-Al-Sakandarie-Kloster
in Al Fayoum, etwa 130 Kilometer südwestlich von Kairo. Auch
hier hatte man eine Schutzmauer um das Anwesen errichtet, die von
Soldaten niedergerissen wurde. Zur Begründung hieß es,
die Mauer hätte auf dem Gelände eines Naturreservates
befunden.
Radikale Muslime bewarfen St.-Georgs-Kirche bei Minya mit Steinen
Radikale Muslime bewarfen
am 17. Februar die St.-Georgs-Kirche in El-Hathata bei Minya mit
Steinen. Auslöser waren Baumaßnahmen an dem Kirchengebäude.
"Es war beängstigend", erzählte Hany Malak von
der Gemeindeleitung. "Wer sich in der Kirche aufhielt, konnte
nicht hinaus. Alle hatten Angst und versuchten, sich zu verstecken".
Nach dem Rücktritt
Mubaraks hatte die Gemeinde sich um eine Genehmigung für die
Errichtung eines Daches bemüht. Dorfälteste und der Bürgermeister
stimmten der Baumaßnahme zu. Doch als die Stützbalken
für das Dach aufgestellt wurden, griff eine Gruppe Muslime
an. Auch in der Nachbarschaft der Kirche kam es zu Handgreiflichkeiten.
In Begleitung von Polizisten gelang es dem Bürgermeister, den
Mob vor der Kirche aufzulösen.
Motiv unklar
Fünf Tage vor dem
Angriff auf die St. George-Kirche in El-Hathatah plünderten
Bewaffnete die Jungfrau-Maria-Kirche in El-Arish im Norden der Sinai-Halbinsel.
Die Täter konnten entkommen. Unklar ist, ob mit dem Einbruch
Christen eingeschüchtert werden sollten. Am 5. Februar legten
Unbekannte Feuer in einer Kirche in Rafah. Es entstand ein geringer
Sachschaden. Medienberichten zufolge wurde ein großes Kreuz
gestohlen.
Quelle: Open Doors Nachrichten
vom 02. März 2011 / Compass Direct
Autor dieser Seite: Uwe Schütz
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