In Nigeria geht das Morden weiter
Auch ein Jahr nach ihrer Entführung ist das Schicksal der
252 Mädchen ungekannt
14.04.2015: Auch ein
Jahr nach ihrer Entführung (14.04.2014) im nigerianischen Chibok
durch Milizen der islamistische Boko Haram ist das Schicksal der
252 Mädchen ungekannt. 20 von ihnen konnten entkommen, die
übrigen gelten seither als verschollen.
Während die nigerianische
Regierung zunächst zögerlich reagierte, hatte die Entführung
weltweit starke Reaktionen besonders in den sozialen Medien ausgelöst
(#BringBackOurGirls). Boko Haram hatte zwischenzeitlich in einem
Bekennervideo angekündigt, die Mädchen "auf dem Markt"
verkaufen zu wollen.
Über den Verbleib der Mädchen gibt es nur Vermutungen
Nach bislang unbestätigten
Informationen könnten die entführten Mädchen unter
den zahlreichen Toten sein, die in Massengräbern nahe der Stadt
Bama entdeckt wurden. Sie wurde Anfang März von der Herrschaft
der Terrormiliz befreit. Andere halte es für wahrscheinlich,
dass die Mädchen inzwischen in Nachbarländer gebracht
wurden. Sie stellten damals die größte Gruppe dar, die
jemals von Boko Haram entführt wurde.
Situation ist für die Eltern der Mädchen unerträglich
Die Ungewissheit über
das Schicksal der eigenen Kinder in den Händen einer brutalen
Terrormiliz stellt für viele der Eltern eine schier unerträgliche
Last dar. Vollmundige Versprechen von Vertretern des Militärs
und der mittlerweile abgewählten Regierung, internationale
Hilfsbemühungen, Verhandlungen mit Boko Haram Vertretern
all das ist bislang ohne Ergebnis geblieben.
Stattdessen stehen immer
wieder Verwicklungen von Militär und Politik im Raum, ohne
die die zahlreichen Erfolge der Miliz kaum denkbar scheinen. Hinzu
kommt bei vielen von der Gewalt betroffenen Christen das Gefühl,
von der Weltöffentlichkeit alleine gelassen zu sein.
Boko Haram will eigenständigen islamischen Staat errichten
Die
islamistische Miliz der Boko Haram verübt seit Jahren Anschläge
gegen alles, was als "westlich" wahrgenommen wird. Dazu
gehören in besonderem Maße Kirchen und Christen, die
gezielt angegriffen, entführt oder vertrieben werden.
Das Kinderhilfswerk der
Vereinten Nationen UNICEF veröffentlichte am 13.04. einen Bericht
zu Nigeria, in dem von 1,5 Mio. Flüchtlingen infolge von Boko
Haram Übergriffen ist, darunter allein 800.000 Kinder. Ziel
der islamistischen Gruppierung ist die Errichtung eines eigenständigen
islamischen Staates.
Die Parallelen zu den
Inhalten und Methoden des "Islamischen Staates" (IS) in
Syrien und dem Irak sind unverkennbar. Im August 2014 rief Abubakar
Shekau, Anführer der Terrormiliz, ein islamisches Kalifat im
Nordosten Nigerias aus. Anfang März schloss sich Boko Haram
offiziell dem IS an, für die Bewohner von Nigerias Norden eine
weitere schlechte Nachricht.
Überfälle sollen die christliche Bevölkerung zermürben
Während sich die
Medien wieder anderen Themen zugewendet haben, setzen neben Boko
Haram auch Viehhirten vom Fulani Stamm ihre Angriffe auf christliche
Dörfer und Kirchen fort. Die regelmäßigen, oft tödlichen
Überfälle zermürben die christliche Bevölkerung
und haben dazu geführt, dass immer mehr Christen aus den betroffenen
Gebieten abwandern.
Eine neue Studie des Informationsdienstes World Watch Monitor stärkt
die These, dass dem andauernden Kampf gegen die Christen ein klares
Machtkalkül zugrundliegt. Dabei werden Altlasten aus der Kolonialzeit,
politische Ziele sowie religiöse Prägungen für das
Ziel instrumentalisiert, Nord- und Zentralnigeria vollständig
unter muslimische Herrschaft zu bringen.
Bei seinem Kondolenzbesuch
in Paris anlässlich des Attentats auf die Zeitung Charlie Hebdo
Anfang des Jahres klagte Ignatius Kaigama, Erzbischof der zentralnigerianischen
Stadt Jos: "Bei uns spielt sich eine monumentale Tragödie
ab, bei der wir auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft
angewiesen sind. Was wir hier in Paris [an Solidarität mit
den Opfern] erleben, wünsche ich mir auch [im Hinblick auf
die Terrorakte] in Nigeria, dem Niger oder Kamerun!"
Christen trotzen der Bedrohung
Mit Erstaunen registrieren
Beobachter, dass anders als etwa im Irak trotzdem
eine beträchtliche Zahl von Christen im Einflussbereich der
Islamisten wohnen bleibt. Gemeinden feiern trotz der Bedrohung weiter
Gottesdienste, Christen harren aus und verweisen dabei auf ihr Vorbild
Jesus. "Wir sind jederzeit bereit dazu, jeden Preis für
unseren Glauben zu bezahlen", äußerte ein Pastor
kurz nachdem seine Kirche niedergebrannt wurde.
Open Doors ruft weltweit zum Gebet für die entführten
Kindern und Frauen auf
Open Doors, das Hilfswerk
für verfolgte Christen, ruft die Christen weltweit zum Gebet
für die vielen entführten Kindern und Frauen auf, außerdem
auch zum Gebet für die Christen im Norden Nigerias, dass sie
weiter das Evangelium des Friedens gegen alle Gewalt setzen. Das
überkonfessionelle Hilfswerk ist seit vielen Jahren in Nigeria
tätig, um den verfolgten Christen durch Schulungen, Nothilfemaßnahmen,
Traumabegleitung und Hilfe zur Selbsthilfe beizustehen.
Auf dem Weltverfolgungsindex
von Open Doors sticht Nigeria durch die höchste vergebene Wertung
im Bereich "Gewalt gegen Christen" hervor. In der Gesamtwertung
belegt es Rang 10 unter allen Ländern, in denen weltweit Christen
verfolgt werden.
Quelle: Pressemitteilung
von Open Doors mit Material von World Watch Monitor und Reuters
Autor dieser
Webseite: Uwe Schütz
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