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Versöhnung

Lutheraner bitten Mennoniten um Vergebung für Verfolgung im 16. Jahrhundert

23.07.2010: In einer bewegenden Zeremonie hat der Lutherische Weltbund (LWB) die Mennoniten um Vergebung für die grausame und blutige Verfolgung im 16. Jahrhundert gebeten. Die kleine Freikirche der Mennoniten ist der Hauptzweig der Nachfahren der christlichen Täuferbewegung. Diese waren auch mit Hilfe theologischer Argumente der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon von Lutheranern verfolgt und getötet worden. Dafür empfinde man nun «tiefes Bedauern und Schmerz», heißt es in einer am gestrigen Donnerstag in Stuttgart auf der 11. LWB-Vollversammlung einstimmig verabschiedeten Erklärung. Der mennonitische Weltverband nahm das Versöhnungsangebot an. Der Beschluss gilt als kirchenhistorisches Ereignis.

Der scheidende LWB-Präsident und US-amerikanische Bischof Mark Hanson würdigte die Mennoniten als Vorbild für Gewaltlosigkeit: «Wir können viel von ihnen lernen.» Larry Miller vom Weltverband der mennonitischen Christen bedankte sich für die Geste der Lutheraner. Die Abstimmung war mit einem Gebet eingeleitet worden. Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hatte zuvor die europäischen Christen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte aufgerufen. Vorbild hierfür sei die Vergebungsbitte der Lutheraner gegenüber den Mennoniten, so das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft.

In der Erklärung bitten die Lutheraner «Gott und unsere mennonitischen Schwestern und Brüder um Vergebung für das Leiden, das unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert den Täufern zugefügt haben». Die weltweite lutherische Konfessionsfamilie äußerte zugleich ihr Bedauern darüber, dass diese Verfolgungen in den folgenden Jahrhunderten vergessen und ignoriert wurden. Sie werfen sich zudem selbst vor, das lutherische Autoren bis heute unzutreffende, irreführende und verletzende Darstellungen über die Täufer und Mennoniten in wissenschaftlicher oder nichtwissenschaftlicher Form verbreitet hätten.

Was sind eigentlich Mennoniten?

Weltweit hat die Freikirche der Mennoniten nach eigenen Angaben heute weit mehr als eine Million Mitglieder, viele leben in den USA und Kanada. In Europa gibt es rund 62.000 mennonitische Christen, zur Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden (AMG) gehören in Deutschland 6.200 Mitglieder in 52 Gemeinden. In Deutschland gehören sie zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).

Die Mennoniten üben die Taufe auf das Bekenntnis des persönlichen Glaubens. Sie betonen damit die eigenverantwortliche Entscheidung zum Glauben und die Freiwilligkeit in der Zugehörigkeit zur Gemeinde. Die Mennoniten proklamieren das neutestamentliche Friedenszeugnis und Gewaltlosigkeit und lehnen Krieg und Kriegsdienst ab.

Der Name "Mennoniten" geht auf den ehemaligen katholischen Priester Menno Simons (1496-1561) aus Witmarsum zurück. Der Name diente als Schutzbezeichnung für die Bewegung, denen als sogenannte "Wiedertäufer" die Todesstrafe drohte.

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 23.07.2010 / epd

 

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