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Dropping the PilotVor 120 Jahren: Rücktritt des 1. Reichskanzlers Otto von Bismarck
18.03.1890: Die Differenzen zwischen Reichskanzler Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. scheinen unüberbrückbar. Der Kanzler reicht - gezwungenermaßen - sein Rücktrittsgesuch ein. Weite Teile der deutschen Öffentlichkeit sind erleichert, dass der alte Bismarck abtritt, der seit Gründung des Deutschen Reichs 1871 Kanzler war. Im Ausland dagegen wird der Machtwechsel mit gemischten Gefühlen aufgenommen, da Bismarck als Garant einer friedlichen Außenpolitik gilt. * * *
Durch den frühen Tod des Vaters standen sich seit 1 ½ Jahren (seit 1888) zwei völlig ungleiche Persönlichkeiten gegenüber: Der erst 29 Jahre alte Kaiser Wilhelm II. hielt den 73-jährigen Bismarck für eine nicht mehr zeitgemäße Person. Und Bismarck hielt den jungen Kaiser für unreif: Er sei ein "Brausekopf, könne nicht schweigen, sei Schmeichlern zugänglich und könne Deutschland in einen Krieg stürzen, ohne es zu ahnen und zu wollen." Bismarck war von nun an nur noch kritischer Beobachter, sein Rat war nicht mehr gefragt. Sein kompliziertes Bündnissystem wurde durch eine vereinfachte, aber ungeschickte Außenpolitik abgelöst. So sah man sich 1914 mit Österreich-Ungarn von einer "Welt von Feinden" umgeben. Und am Ende schrieb man Wilhelm II. tatsächlich die Schuld zu, den 1. Weltkrieg entfesselt zu haben. Leider gelingt es heute wohl noch seltener, das Know-how der Alten an die Jungen weiterzugeben. Dass das gelingen kann, dazu braucht es immer zwei: Einer, der bereit ist, Macht und Know-how abzugeben und einer, der bereit ist, alte Geschichten anzuhören und einen Rat anzunehmen. |
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1859 : Geburt
von Wilhelm II. |
1870
: Unfehlbarkeit
des Papstes
1875 : Der Meter wird Längenmaß 1876 : Alexander G. Bell lässt sich Telefon patentieren 1887 : Erfindung der Schallplatte 1888 : 1. Fernfahrt mit einem Auto 1894 : Neubegründung der Olympischen Spiele 1895 : Entdeckung der Röntgenstrahlen |