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Das Kalenderblatt

Eine Kalenderwoche zurück

KW 40 / 2024

Eine Kalenderwoche weiter

 

Der schlafende Riese erwacht *)

Vor 75 Jahren: Mao ruft die Volksrepublik China aus

01.10.1949: Auf dem Tor des Himmlischen Friedens in Peking proklamiert Mao Zedong die Volksrepublik China
01.10.1949: Auf dem Tor des Himmlischen Friedens in Peking proklamiert Mao Zedong die Volksrepublik China
Die Wirtschaftsreformen unter Deng Xiaoping ermöglichten die schnelle Entwicklung der Küstenstädte wie hier Shenzhen
Die Wirtschaftsreformen unter Deng Xiaoping ermöglichten die schnelle Entwicklung der Küstenstädte wie hier Shenzhen Foto: wikipedia.de unter CC BY-SA 3.0
Delegierte des 18. Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Chinas
Delegierte des 18. Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Chinas (11.11.2012) Foto: wikipedia.de /pd

01.10.1949: In Peking ruft Mao Zedong, Generalsekretär der Kommunistischen Partei, die Volksrepublik China aus. Die im Bürgerkrieg unterlegene Regierung unter Chiang Kai-shek flieht auf die von Japan zurückeroberte Insel Taiwan (früher auch Formosa).

Mao will die bisherige Gesellschaftsordnung zerschlagen. In einer „Bodenreform“ werden „Großgrundbesitzer“ enteignet und fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche umverteilt. Gleichzeitig will Mao China industrialisieren. So sterben infolge katastrophaler Fehlplanung 40 Millionen Menschen an Hunger.

Auf berechtigte Kritik reagiert Mao 1966 mit der „Kulturrevolution“: Es ist eine Orgie von Gewalt, Rechtlosigkeit und Willkür, der Millionen Menschen zum Opfer fallen. Als Mao 1976 stirbt, liegt China wirtschaftlich am Boden.

* * *

Maos Nachfolger Deng Xiaoping öffnete China zum kapitalistischen Westen, und erste Sonderwirtschaftszonen entstanden. Doch als im Frühjahr 1989 Studenten in Peking Demokratie mit Meinungs- und Pressefreiheit forderten, ließ Deng den Aufstand durch die Armee niederschlagen.

Über 40 Jahre ging es in China wirtschaftlich nur aufwärts. Fehlendes technische Know-how besorgte man sich durch massive Wirtschaftsspionage.

Als Xi Jinping 2012 Präsident wurde, beseitigte er nicht nur korrupte Parteikader, sondern auch seine Gegner. Hoffnungen, China könnte sich unter Xi dem Westen öffnen, wurden enttäuscht. Wie schon zu Maos Zeiten darf das Machtmonopol der Kommunistischen Partei nicht infrage gestellt werden. Deshalb wurden Maos Verbrechen auch nie aufgearbeitet, sondern er wird bis heute vergöttert. Minderheiten wie Christen und Muslime stehen bis heute unter Generalverdacht und unter besonderer Beobachtung. China ist eine digitale Diktatur geworden.

Mit Planwirtschaft wollte Mao in China „den großen Sprung nach vorne” schaffen. Wenn heute Politiker und Journalisten von der „grünen Transformation“ schwärmen, klingt das in meinen Ohren nach einem neuen Sozialismus. Gut, dass wir es uns schon finanziell nicht mehr leisten können, die Fehler der Geschichte zu wiederholen.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller

 

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*) Die Bezeichnung geht auf Napoleon Bonaparte zurück. Er sagte, China sei ein schlafender Riese, dessen Erwachen die Welt erschüttern werde

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