Zu Besuch bei der Hamas
Ex-US-Präsident Carter bestürzt über Zerstörung
im Gazastreifen
17.06.09: Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat am Dienstag
den Gazastreifen
besucht, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Er traf sich
unter anderen mit dem dortigen Premierminister und Hamas-Chef Ismael Hanije.
Bei seinem Aufenthalt übergab er der radikal-islamischen Gruppe außerdem
einen Brief für den entführten
israelischen Soldaten Gilad Schalit.
Er sei tief bewegt und müsse seine Tränen angesichts der Zerstörung
zurückhalten, sagte Carter vor Journalisten, als er die Überreste
einer US-amerikanischen Schule in Beit Lahija besichtigte. Das Gebäude
war während der dreiwöchigen
israelischen Offensive gegen die Hamas Anfang des Jahres getroffen
worden. Er fühle sich teilweise verantwortlich für die Zerstörung,
da die Bomben von F-16 Flugzeugen abgeworfen wurden, die in seinem Land
hergestellt wurden, so der Ex-Präsident weiter.
"Tragischerweise ignoriert die internationale Gemeinschaft weitestgehend
die Hilferufe, während die Einwohner von Gaza eher wie Tiere und
nicht wie Menschen behandelt werden, so Carter laut der Tageszeitung "Ha´aretz".
Der Friedensnobelpreisträger von 2002 appellierte an die Palästinenser,
die Streitigkeiten zwischen den rivalisierenden Gruppen Hamas und Fatah
zu beenden. Der Wiederaufbau in der Region könne nur durch nationale
Einheit funktionieren. Es stimme ihn traurig, wenn er höre, dass
sich Palästinenser gegenseitig töten und verhaften.
Carter übergibt Brief für Gilad Schalit an Hamas-Führer
Obwohl die meisten ausländischen Politiker und Gesandten Gespräche
mit Hamas-Führern bislang vermieden haben, traf sich Carter mit Hanije
und anderen hochrangigen Vertretern der Organisation. Dabei übergab
er auch einen Brief der Familie Schalit für den vor drei Jahren in
den Gazastreifen verschleppten Soldaten Gilad. Nach dem Treffen mit Carter
sagte Hanije, die Hamas begrüße alle Bemühungen, um die
Angelegenheit "Schalit" zu beenden.
Wenige Stunden nach dem Besuch im Gazastreifen traf sich Carter mit Noam
Schalit, dem Vater des Entführten, und bestätigte diesem die
Übergabe des Briefes. Er konnte jedoch nicht versichern, dass der
Brief auch tatsächlich zugestellt werde. Carter hatte auch keine
Informationen über den Zustand des Israelis. Allerdings habe er "den
Eindruck, dass Gilad Schalit am Leben ist und es ihm gut geht".
Der israelischen Soldat Gilad Schalit wurde im Juni 2006 von der bis
dahin unbekannten Gruppierung "Armee des Islam" entführt,
um mit ihrer Geisel palästinensische Gefangene von Israel freizupressen
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