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KW 8 / 2021

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Vor 485 Jahren: Hinrichtung von Jakob Hutter als Ketzer 

„Schwärmer“ - „Ketzer“ - „gefährliche Spinner“

Vor 485 Jahren: Hinrichtung von Jakob Hutter

Innsbruck: Blick von Süden aus der Herzog-Friedrich-Straße auf den Erker mit dem Godenen Dachl. Auf dem Platz davor wurde Jakob Hutter am 25.02.1536 hingerichtet.
Innsbruck: Blick von Süden aus der Herzog-Friedrich-Straße auf den Erker mit dem Godenen Dachl. Auf dem Platz davor wurde Jakob Hutter am 25.02.1536 hingerichtet.
Gedenktafel-Iinschrift: „Hier wurde am 25. Februar 1536 Jakobh Hutter, Haupt der Wiedertäufer in Tirol, auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.“
Gedenktafel-Inschrift: „Hier wurde am 25. Februar 1536 Jakob Hutter, Haupt der Wiedertäufer in Tirol, auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.“
Laut der Hutterischen Chronik richtete man allein in Tirol insgesamt 360 Täufer hin.

25.02.1536: Vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck wird Jakob Hutter öffentlich auf dem Scheiterhaufen als „Ketzer“ verbrannt.

Wohl während seiner Lehrzeit zum Hutmacher hört Jakob Hutter zum ersten Mal die Ansprache eines Wanderpredigers. Nach seinen Wanderjahren als Geselle lässt er sich in Spital in Kärnten nieder, schließt sich der Täuferbewegung an und lässt sich nach biblischem Vorbild taufen.

Nachdem man seine Gabe entdeckt, biblische Texte zu vermitteln, zieht Jakob Hutter als Wanderprediger durch das Pustertal. Mehrere Hausgemeinden entstehen, die nach dem Vorbild der Urgemeinde (Apg. 2, 42 ff) in Gütergemeinschaft leben.

Als 1529 die Obrigkeit von den Vorgängen erfährt, beginnt auch in Tirol die Verfolgung der „Täufer“. Nachdem Hutter die Lage in Mähren erkundet hat, wandern viele Tiroler Bauern dorthin aus. 1535 wird Jakob Hutter verhaftet. Da er trotz grausamster Foltermethoden weder seine Lehre widerruft noch die Namen weiterer Täufer preisgibt, wird er zum Feuertod verurteilt.

Die nach ihm benannten „Hutterer“ sind in Europa fortan Glaubensflüchtlinge.

Heute erinnert in Innsbruck eine Gedenktafel beim Goldenen Dachl an Jakob Hutter.

* * *

Lange vor den großen „Aufklärern“ traten die „Täufer“ für Glaubens- und Gewissenfreiheit, für Gewaltfreiheit und für die klare Trennung zwischen Kirche und Staat ein. Den Täufern war es wichtig, authentisch zu sein und ihren Glauben an Jesus Christus auch zu leben. Deshalb tauften sie nur die, die diese Entscheidung bewusst getroffen hatten.

Obwohl das für mich logisch klingt, hatten die Täufer nicht nur bei den sogenannten Reformatoren (Luther und Zwingli) einen schlechten Ruf. Bis heute finden sich in der theologischen Fachliteratur viele negative Urteile.

2020 plädierte der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann (Universität Göttingen) für eine Neubewertung und sagte: „Die Täufer haben die Reformation im Grunde ernster genommen als die Reformatoren selbst“.

Uwe Schütz

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1503 : Geburtstag von Nostradamus
1509 : Geburt von Johannes Calvin
1521 : Papst Leo X. exkommuniziert Martin Luther
1524 : Stadt Zürich ordnet die Kindertaufe an
1529 : Türken belagern zum 1. Mal Wien
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1553 : Calvin reinigt das Land von "Irrlehrern"
1555 : Augsburger Religionsfriede
1607 : Geburt des Liederdichters Paul Gerhardt
1607 : Erste Siedler kommen in die heutige USA

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