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Scheiter(-)haufenVor 465 Jahren: Calvin säubert das Land von Irrlehrern
Genf, Oktober 1553: Michel Servet (auch: Michael Servetus, aber eigentlich: Miguel Serveto y Reves, *1511), spanischer Jurist, Religionsphilosoph, Arzt und Entdecker des kleinen Blutkreislaufs, steht vor einem durch den protestantischen Reformator Johannes Calvin (1509-1564) einberufenen Inquisitionsgericht. Durch Bibelstudium war Michel Servet zu der Erkenntnis gekommen, dass die kirchliche Dreieinigkeitslehre kein überzeugendes Fundament in der Bibel habe. Am 27.10.1553 ergeht das Urteil, in dem Wunsch, die Kirche Gottes von solcher Ansteckung zu reinigen und von ihr dieses verfaulte Glied abzuschneiden ... im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes... an einen Pfahl gebunden und lebendig verbrannt zu werden. Das Urteil wird noch am selben Tag vollstreckt. * * *
Obwohl selbst wegen seines Glaubens aus Frankreich geflüchtet, verfolgte Johannes Calvin Andersdenkende. Gott die Ehre geben, das hieß für ihn, die ganze Welt muss der reinen Lehre - also seiner - untergeordnet werden, auch mit Gewalt. Die Tötung von vermeintlichen Gottesfeinden war fester Bestandteil von Calvins theologischem Denken. Heute bringen wir uns normalerweise nicht mehr gegenseitig um, aber wir rümpfen schnell unsere theologischen Nasen und grenzen Leute aus, oder? Wir sollten uns bewusst machen, dass auch unsere Erkenntnis Stückwerk ist (1. Korinther 13, 9) - und nicht nur die der anderen. Nur wenn wir Spannungen zulassen und aushalten, wird meines Erachtens Gemeinde Jesu und Glaube nicht in Orthodoxie erstarren, sondern lebendige Beziehung zu Gott sein und bleiben. Uwe Schütz |