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ErziehungVor 135 Jahren: Geburt des Reformpädagogen Alexander S. Neill
17.10.1883: In der schottischen Stadt Forfar wird der spätere Reformpädagoge Alexander S. Neill geboren. Er wächst mit 7 Geschwistern auf. Seine Ausbildung zum Buchhalter bricht er ab und wird an der Schule seines Vaters Hilfslehrer. Danach arbeitet er fünf Jahre lang an verschiedenen Dorfschulen. Da ihm die üblichen harten Erziehungsmethoden zuwider sind, nimmt er zur Erlangung der Hochschulreife nebenbei Privatunterricht. Ab 1908 studiert er (an der Universität Edinburgh) zunächst Agrarwissenschaften, wechselt jedoch bald auf Anglistik und Literatur. Während des 1. Weltkriegs vertritt er den Leiter der Gretna Public School. Dort entwickelt Neill (wegen des Krieges weitestgehend unkontrolliert) neue Ideen in der Schulerziehung, probiert sie aus und veröffentlicht sie als Buch. Statt auf Zwang und Bestrafung setzt er auf Spiel und Freude. Nach mehreren vergeblichen Schulversuchen im Ausland gründet er mit seiner Frau (Lilian Neustätter) 1921 in Südengland ein Internat. Sie spezialisieren sich auf Kinder, die an anderen Schulen als schwierig, faul oder antisozial gelten. Weltweit bekannt wird Neill, als 1960 sein Buch Summerhill: Ein radikaler Denkansatz zur Kindererziehung erscheint. Am 23.09.1973 stirbt er im Alter von fast 90 Jahren. * * * Alexander Neill gab den Kindern in seinem Internat viel Freiheit, aber es gab auch Regeln. Sie wurden jedoch (im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten) von der Vollversammlung der Schule beschlossen.
Vor allem bei uns wurde Neill viel missverstanden wahrscheinlich, weil sein Buch Summerhill in Deutschland unter dem irreführenden Titel Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung erschien. Der Titel spielte der Studentenbewegung in die Karten, die sich die Zerstörung der Familie auf die Fahnen geschrieben hatte (APO). Und heute? Nach Kita-Platz-Ausbau (Kinderförderungsgesetz) will das Bundesfamilienministerium die Rechte der Kinder stärken. Doch wozu? Kinder genießen ja die gleichen Grundrechte wie alle Bundesbürger. Vor wem brauchen sie zusätzlichen Schutz? Nach aktueller Rechtslage sind Pflege und Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern (§ 6, Abs. 2 GG), d.h. wir Eltern entscheiden, wie wir sie erziehen, welche Werte wir weitergeben, was wir ihnen erlauben oder verbieten. Nur aufgrund eines Gesetzes darf ein Kind von der Familie getrennt werden (§ 6, Abs. 3 GG). Meinen Politiker, die Kinderrechte fordern, man könne Neills Internatsmodell auf unsere gesamte Gesellschaft abbilden? Alexander S. Neill hat sich jedenfalls nie als Bildungspolitiker verstanden, er wollte vor allem die Eigenverantwortung der Kinder stärken. In seine Autobiografie schrieb Neill: Wenn man
sich überhaupt an mich erinnern wird, dann, so hoffe ich, deshalb,
weil ich versucht habe, Uwe Schütz |