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FremdherrschaftVor 65 Jahren: Beginn des Volksaufstandes in Ungarn
23.10.1956: In der ungarischen Hauptstadt Budapest ziehen Studenten durch die Straßen und fordern Meinungs- und Pressefreiheit, die Zulassung mehrerer Parteien und geheime Wahlen. Sie treffen damit den Nerv der Ungarn, und immer mehr Menschen schließen sich dem Demonstrationszug an. Als sie am Abend ihre Forderungen über den staatlichen Rundfunk verbreiten wollen, fallen die ersten Schüsse. Am nächsten Morgen rollen russische Panzer durch Budapest, doch der Widerstand wächst von Tag zu Tag. Entgegen der Befehle schießt die ungarische Armee nicht auf die Demonstranten, sondern auf die russischen Panzer. Ungarn erklärt schließlich seinen Austritt aus dem Warschauer Pakt und ruft die Sowjetarmee zum Verlassen des Landes auf. Aber am 4. November marschiert eine übermächtige Sowjetarmee in Budapest ein, sie schlägt den Volksaufstand blutig nieder und installiert wieder eine von ihr gesteuerte Regierung. Erst am 23.10.1989 endet die Fremdherrschaft. * * * Der Westen hielt sich damals zwar militärisch zurück, unterstützte den Aufstand in Ungarn aber verbal. Heute hagelt aus dem Westen viel Kritik. Dabei vertritt Ungarns nationalkonservative Regierung Positionen, die zum Zeitpunkt von Ungarns EU-Beitritt 2004 auch ganz normale CDU-Positionen waren: z.B. die klassische Ehe und Familie und der Schutz ihrer minderjährigen Kinder vor homosexueller Propaganda. Während bei uns heute fast alles auf den Prüfstand kommt, wollen die Ungarn offenbar ihre christlich-konservative Identität bewahren. Wir müssen diese Überzeugung nicht teilen, aber wir sollten sie respektieren, denn sie haben das Völkerrecht meines Erachtens auf ihrer Seite: Es besagt nämlich, dass ein Volk das Recht hat, frei über seine Staats- und Regierungsform und seine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zu entscheiden. Und der 23. Oktober ist ein guter Zeitpunkt, uns bewusst zu machen, dass es 1989 die Ungarn waren, die als erste den eisernen Vorhang öffneten und 700 DDR-Flüchtlingen den Weg in den Westen ermöglichten. Autor: Uwe Schütz Der Kalenderblatt-Autor auf Twitter |