Hoffnung für die Hoffnungslosen
Vor 75 Jahren : Kardinal Frings legitimiert Diebstahl aus Not
|
Köln, 31.12.1946:
Seit Wochen herrscht in Deutschland arktische Kälte mit Temperaturen
unter minus 20 Grad. Besonders die Bevölkerung, die in den
Ruinen der zerbombten
Großstädte überwintern muss, hungert und friert.
In der fast völlig
zerstörten Stadt Köln spricht der junge Kardinal Josef
Frings in seiner Silvesterpredigt (in St. Engelbert
in Köln-Riehl) über das Gebot Du sollst nicht
stehlen (2.Mose 20, 15) und sagt:
Wir leben in
Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen,
was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig
hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch
Bitten, nicht erlangen kann.
* * *
|
"Fringsen"
im Nachkriegsdeutschland: Wo ein mit Kohlen beladener Güterzug
oder Lkw anhält, machen sich Menschen mit Säcken und Handkarren
daran, Kohlen für sich abzuzweigen. |
|
Josef
Kardinal Frings
*06.02.1887, +17.12.1978
|
Weil die Besatzungsmächte
die Versorgung nicht in den Griff bekamen, legitimierte Kardinal Frings
für die notleidende Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland den
Diebstahl an den Besatzern. In der Umgangssprache entstand aus dem Namen
des Kardinals das Wort Fringsen als Synonym für moralisch
vertretbaren Diebstahl aus Not.
Unsere Gesellschaft lebt offensichtlich
nicht von Bürokraten und ihren Vorschriften, sondern von Leuten,
die Regeln und Anweisungen in Frage stellen und diese Grenzen unter Umständen
überschreiten - auch die ihrer Kirche.
Auch darin ist Jesus ein großes
Vorbild.
Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller
Der Kalenderblatt-Autor auf Twitter
Dies ist das
letzte Kalenderblatt dieses Jahres.
Für 2022 wünsche
ich Ihnen / euch den Frieden Gottes, der ja höher ist als alle Vernunft
(Philipper 4, 7).
Ich würde mich freuen, Sie / euch auch durch das neue Jahr mit der
elektronischen Zeitreise begleiten zu dürfen.
Uwe Schütz
|