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Wer Ohren hat, ...Zum 25. Todestag von Hermann Hoffmann, dem Urvater der Radiocomedy08.04.1997: In Hannover stirbt Hermann Hoffmann, der Urvater der Radiocomedy. Er erblickt am 22.2.1928 in Heibronn als Schwabenjunge mit ostfriesischen Eltern das Licht der Welt. Schon mit 4 Jahren drückt er auf Klaviertasten herum. Als mit 9 sein Vater stirbt, zieht die Mutter zurück ins elterliche Pfarrhaus nach Leer in Ostfriesland. Hermann lernt Plattdeutsch und improvisiert gerne am Klavier. Die Schule ist nicht so sein Ding, aber der Jazz. Auch sein Musikstudium tauscht er nach einem Jahr gegen eine Anstellung als Kapellmeister am Oldenburger Staatstheater. Tagsüber Klassik, nachts Jazz am Keyboard bei den 3 Hoffmannstropfen in den Bars. Er möchte zum Radio und richtet sich ein kleines Tonstudio ein. 1952 geht er mit Aufnahmen seiner Kompositionen zum Nordwestdeutschen Rundfunk, doch der Unterhaltungschef lässt ihn abblitzen. Beim TV-Talentwettbewerb Wer will, der kann mit Peter Frankenfeld verliert er gegen seinen Mitbewerber Dieter Thomas Heck, aber er bleibt entschlossen: Ich hatte
keine Möglichkeit, am Radio zu arbeiten, da hab ichs selbst gemacht.
Und so geht 1955 aus Hoffmanns Dachkammer in Celle der Sender Zitrone als erster deutscher Piratenfunk auf Sendung. Alles macht er selbst, sogar die Musik - 9 Monate lang, dann wird er unter großem Presserummel verurteilt - und bald darauf endlich vom WDR engagiert.
Ende 1962 wird die erste Folge seiner Kleinen Dachkammermusik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgestrahlt; es sollen noch über 500 weitere folgen. Hermann Hoffmann schafft ein Programm zum Zuhören. Er macht Klamauk und Musik, Otto de Vries, Schräuble und Schlotterbeck - alles in einer Person. Seine jetzt professionelle Tontechnik erlaubt fingierte Gesprächsrunden mit Stars und Politikern, manche lässt er sogar singen, wie Franz Josef Strauß: Das Lied vom Sozialklimbim. In den 1990er-Jahren wird seine Sendezeit stark gekürzt und schließlich ganz aus dem Programm gedrängt. Hermann Hoffmann bemerkt dazu: Ja, ich fürchte, das Radio in dem Sinne, wie ichs gemacht habe 30 Jahre lang, ist vorbei, weil heute keiner mehr länger als 2 Minuten zuhören möchte. * * * Wenn wir das Zuhören immer mehr verlernen, gefährden wir meines Erachtens auch immer mehr unsere Beziehungen. Die zu unseren Mitmenschen, aber auch die zu unserem Schöpfer. Lassen wir es nicht so weit kommen. In einem alten Brief an die Christen, die ihre erste Begeisterung verloren hatten, heißt es: Wenn ihr
heute die Stimme Gottes hört, dann verschließt euch seinem
Reden nicht! Autor und Sprecher: Heiko Müller |
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1996 : Attentat
auf israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin |
1887
: Erfindung der
Schallplatte |
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