"Peace man" und "Hope man"
Israelisch-palästinensischer Weblog "Geschrieben von
zwei Freunden"
22.02.2008: Ein Israeli aus Sderot und ein Palästinenser aus
Gaza schreiben seit Januar einen gemeinsamen Weblog im Internet.
Die beiden Freunde wollten damit zeigen, was zwei friedfertige Menschen
"auf beiden Seiten der irrsinnigen Situation denken, fühlen
und durchmachen". So hieß es im ersten Beitrag.
Sie nennen sich "Peace man" (Friedensmann) und "Hope
man" (Hoffnungsmann). "Peace man" lebt im Flüchtlingslager
Sadschaia in Gaza, "Hope man" in der israelischen Stadt
Sderot. Die beiden geben keine Interviews und wollen anonym bleiben.
Deshalb sprach Danny Gal für sie mit einem "Ha´aretz"-Reporter.
Gal ist Mitarbeiter des "Center for Emerging Futures",
durch das sich die beiden Blogger kennenlernten.
Der "Peace man" lebt in Gaza
Er beschreibt "Peace man", den Blogger aus Gaza, als
"lustigen Kerl". Er sei etwa 30 Jahre alt und hat als
Lehrer gearbeitet, bis seine Schule geschlossen wurde. "Am
meistens schmerzt ihn, dass er Gaza nicht verlassen kann",
sagt Gal. "Peace man" habe im Ausland ein Masterstudium
begonnen, das er nun nicht fortsetzen kann.
"Hope man" lebt im israelischen Sderot
"Hope man", der Schreiber aus Sderot, "liebt seine
Region" und "ist seiner Heimat verbunden", sagt Gal.
Er sei etwa 40 und arbeite in der Hightech-Branche. Früher
traf er sich mit einer Gruppe von Palästinensern und Israelis,
die einen Dialog schaffen wollten, um Vorurteile zwischen beiden
Seiten zu überwinden. Vor etwa zwei Jahren versammelten sie
sich in Jerusalem zum ersten Mal. Danach kamen sie an verschiedenen
Orten zusammen, unter anderem im Haus von "Hope man" in
Sderot.
Sie haben den Weblog begonnen, weil sie sich nicht mehr treffen
können
Seit sechs Monaten hat sich die Gruppe nicht mehr getroffen. "Wir
haben aufgegeben, die Behörden zu überreden", dass
die Teilnehmer aus Gaza ihr Gebiet verlassen dürfen, sagt Gal,
der den Dialog mit organisierte. "Also entschieden wir uns,
uns online zu treffen und die Welt eine andere Stimme hören
zu lassen, sowohl aus Gaza, als auch aus Sderot." So begannen
"Peace man" und "Hope man" im Januar dieses
Jahres einen gemeinsamen englischsprachigen Weblog unter dem Titel
"Das Leben in Gaza und Sderot muss weitergehen".
Der israelische Blogger schreibt über die häufigen Raketenalarme
in Sderot
Die beiden Blogger berichten unmittelbar aus ihrem Leben. So schreibt
"Hope man" über einen der häufigen Raketenalarme
in Sderot: "Ich war zufällig schon in unserem Schutzraum
und einige andere kamen herein, als eine sehr starke Explosion zu
hören war. Ich wartete einige Sekunden und dann stürmte
ich hinaus, denn es war eindeutig nah. Ich sah eine große
Rauchwolke mitten auf unserer Straße. (
) Ich sah meine
Nachbarin aus ihrem Haus kommen, die schrie: 'Es hat mein Haus getroffen.'"
Es war das erste Mal, dass eine Rakete in ein Haus auf "Hope
mans" Straße einschlug. Er schreibt, es sei "ein
schreckliches Gefühl, dass kein Ort sicher ist" und fordert
ein Ende der Gewalt auf beiden Seiten: "Jeden Tag werden unschuldige
Menschen verletzt und das Einzige, was uns in Gang hält, ist
die Hoffnung, dass es sich eines Tages ändern wird."
Der palästinensische Blogger schreibt über Warenknappheit
in Gaza und Hamsterkäufen
Auch "Peace man", der Schreiber aus Gaza, lässt
die Leser des Blogs an seinen Erlebnissen Anteil haben. Nach der
Sprengung der Grenze zu Ägypten im Januar schrieb er über
einen Tag dort: "Ich wollte nicht hingehen, aber meine Freunde
überzeugten mich, denn sie wollten einige Waren kaufen, die
es hier in Gaza nicht mehr gibt. (
) Man muss 30 Kilometer
zwischen Feldern und Wüsten laufen, aber die Leute waren fröhlich,
weil dies das erste Mal seit einem Jahr ist, dass sie Gaza verlassen."
Ziele: Der Welt zeigen, dass Menschen auf beiden Seiten Ende der
Gewalt suchen
Der Blog wurde ins Leben gerufen, um der Welt eine persönliche
Sicht auf die Geschehnisse in und um Gaza zu geben, schreibt "Hope
man". Außerdem wolle man zeigen, dass es auf beiden Seiten
Menschen gibt, die ein Ende der Gewalt suchen.
Der Weblog erhält bereits Resonanz aus aller Welt. So gibt
es auf der Internetseite Kommentare von Menschen aus Argentinien,
Italien, Kanada, Deutschland und anderen Ländern.
Quelle: Israelnetz.de-Newsletter vom 20. Februar 2008
Autor dieser Webseite: Uwe Schütz
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