Geburtsurkunde für Palästinenserstaat?
Große Mehrheit für palästinensischen UN-Antrag
auf Gaststatus
30.11.2012: Die UN-Vollversammlung hat gestern die palästinensische
Autonomie zum Beobachterstaat aufgewertet. Von 193 Mitgliedsstaaten
stimmten 138 der 193 UN-Mitglieder am gestrigen Donnerstag-Nnachmittag
für den Antrag, den der palästinensische Präsident
Mahmud Abbas zuvor in einer kämpferischen Rede verteidigt hatte.
Mit dieser Entscheidung gilt Palästina innerhalb
der Vereinten Nationen nun formal als Staat.
U.a. stimmten die USA und Israel gegen den Antrag, Deutschland
und enige andere EU-Staaten enthielten sich
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29.11.2012:
Großer Jubel in der palästinensischen Delegation
um Präsident Mahmud Abbas über die Abstimmung in
der UN-Vollversammlung
Foto: UN Photo/Rick Bajornas
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Neun Staaten stimmten
gegen den Antrag: die USA, Kanada, Panama, Nauru, Palau, Mikronesien,
die Tschechische Republik, die Marshallinseln und Israel. Europa
stimmte nicht einheitlich ab: Neben Deutschland enthielten sich
Großbritannien, die Niederlande, Estland, Lettland und Litauen
sowie Ungarn, Slowenien, Polen und Rumänien. Italien und Frankreich
hingegen unterstützten den Antrag, gemeinsam mit Österreich,
Spanien, Portugal, Norwegen, Dänemark und der Schweiz.
Die Reaktionen auf die UN-Entscheidung fallen sehr unterschiedlich
aus
Israels Premierminister
Benjamin Netanjahu lobte alle Staaten, die mit Nein gestimmt hatten.
Diese seien auf Seiten der Wahrheit und des Friedens gewesen,
teilte sein Büro mit. Die Rede von Abbas sei von Hass
und Gift gegen Israel sowie von Lügen über die israelische
Armee gespickt gewesen, sagte Netanjahu. So spreche niemand,
der Frieden will. Abbas hatte Israel in seiner weltweit im Fernsehen
übertragenen Rede Rassismus, Apartheid, Kolonialismus sowie
ethnische Säuberungen vorgeworfen. Nach der Abstimmung erklärte
er: Heute haben wir einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur
palästinensischen Unabhängigkeit gemacht. Im Westjordanland
feierten die Menschen auf öffentlichen Plätzen ihren diplomatischen
Erfolg.
Bundesaußenminister
Guido Westerwelle (FDP) bezeichnete die Entscheidung als einen Auftrag
für direkte Friedensverhandlungen: In der jetzigen Situation
kommt es darauf an, keine dauerhaften Verhärtungen zuzulassen,
um eine gerechte Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen. Er bedauere,
dass keine gemeinsame Haltung der Europäischen Union erreicht
werden konnte. Deutschland werde seine Verantwortung für Israel
und unser Engagement für einen lebensfähigen Staat
der Palästinenser als Ergebnis von Verhandlungen weiter entschieden
wahrnehmen.
Die scheidende US-Außenministerin
Hillary Clinton nannte das Abstimmungsergebnis unglücklich
und kontraproduktiv, berichtet die Zeitung Jerusalem
Post. Wir haben immer klar gesagt, dass die Palästinenser
und Israelis den Frieden, den sie beide verdienen, nur durch direkte
Verhandlungen erreichen können, erklärte sie bei
einer Rede in Washington. Spiegel Online zitiert indes
einen nicht näher genannten westlichen Diplomaten, der besonders
das Timing des palästinensischen Antrags kritisierte. Der Antrag
hätte Israel sowieso gereizt, aber ihn mitten im israelischen
Wahlkampf einzubringen, sei in etwa so diplomatisch wie ein
Fausthieb. Zudem bedeute die Aktion des palästinensischen
Präsidenten Abbas einen Schlag ins Gesicht von US-Präsident
Obama.
Palästinenser-Präsident Abbas sprich von der Geburtsurkunde
für den Palästinenserstaat
Die Anerkennung als UNO-Beobachterstaat,
die Abbas als Geburtsurkunde für den Palästinenserstaat
bezeichnete, bietet den Palästinensern innerhalb der Vereinten
Nationen mehr Rechte. Sie können in Ausschüssen mitarbeiten
und dürfen beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag
als Kläger auftreten. Ein Stimmrecht in der Vollversammlung
erhalten sie aber nicht. Die Abstimmung erfolgte am 65. Jahrestag
der Annahme des Teilungsplanes durch die Vereinten Nationen, der
einen jüdischen und einen arabischen Staat im Mandatsgebiet
Palästina vorsah. Der Beobachterstatus, wie ihn beispielsweise
auch der Heilige Stuhl innehat, gilt als Sprungbrett zur Vollmitgliedschaft.
Quelle: israelnetz.com-Newsletter
vom 30.11.2012
Autor dieser Webseite:
Uwe Schütz
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