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Das Kalenderblatt

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KW 44 / 2023

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Hörfunk

Vor 100 Jahren: 1. Radio-Programm in Deutschland

1. Sender auf dem Dachbodn des Vox-Hauses, über den das 1. deutsche Radioprogramm gesendet wurde. Leistung: 250 Watt (LW, 400 m) Zeichung des Vox-Hauses in der Nähe des Potsdamer Platzes in Berlin. Die Antenne war zwischen zwei Masten auf dem Vox-Haus und dem Hotel Esplanade aufgespannt.
1. Sender auf dem Dachboden des Vox-Hauses, über den das 1. deutsche Radioprogramm gesendet wurde. Leistung: 250 Watt (MW, 400 m, 750 kHz)
Foto: radiomuseum.org

Zeichung des Vox-Hauses in der Nähe des Potsdamer Platzes in Berlin. Die Antenne war zwischen zwei Masten auf dem Vox-Haus und dem Hotel Esplanade aufgespannt.
Radio in Zigarrenkiste, Radiohören über Kopfhörer
Selbstgebasteltes Radio in Zigarrenkiste, Radiohören über Kopfhörer

29.10.1923: Um 20 Uhr beginnt das erste deutsche Radioprogramm:
„Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 Meter“ (O-Ton im Radio-Beitrag)

Die Aktiengesellschaft „Funk-Stunde AG“ sendet zunächst eine Stunde pro Tag. Alles geht live über Mikrofon – nicht nur der Sprecher, sondern auch die Musik kommt live von Musikern im Studio oder über das Mikrofon vor dem Grammophon-Trichter, denn es gab noch keine Schallplattenspieler mit elektrischem Tonabnehmer.

* * *

Die Geburtsstunde des Radios fiel in die wirtschaftlich und politisch schwierige Zeit nach dem 1.Weltkrieg. Die meisten konnten sich – auch wegen hoher Inflation - kein Radio leisten und benutzten selbst gebastelte Empfänger, häufig ein simpler „Detektor“-Empfänger, der aus Spule, Kondensator, Diode und Kopfhörer bestand und ohne Stromversorgung auskam!

Steif, trocken und technisch klangen die ersten Worte, die 1923 „durch den Äther“ gingen. Kritiker nannten das Radio damals die „Modetorheit Rundfunk“. Aber Radio war das erste Medium, das Nachrichten und Information live in die Haushalte brachte und es schuf für die breite Bevölkerung einen einfachen Zugang zu Kultur, vor allem zur Musik. Und so wurde es schnell ein Massenmedium der „wilden 20-er-Jahre“.

Was ist bis heute das Besondere am Radio? Es sei „das emotionalste Medium“, sagte eine Moderatorin am Rande der Verleihung des Deutschen Radiopreises 2023 in einem Interview (radioszene.de). Für mich ist Radio trotz neuer Medien immer noch ein gutes Informations- und Unterhaltungsmedium. Einen Moderator, der im Sender sitzt und mit Leidenschaft seinen Job macht, den lade ich gerne in mein Auto oder mein Haus ein.

100 Jahre nach der 1. Radiosendung diskutieren Medienmacher nun aber, den Moderator in Zeiten schwacher Einschaltquoten durch „künstliche Intelligenz“ (KI) zu ersetzen. Damit würde ein Radiosender im Vergleich zu anderen Medien aber sein wichtigstes Alleinstellungsmerkmal aufgeben: Ein Mensch, der mich durch den Tag oder durch die Nacht begleitet.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller
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2:15 s, mp3, 64 kbit/s, 1.079 KB