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Sieht man mit dem Zweiten besser?Vor 60 Jahren: Sendestart des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF)
01.04.1963: Um 19.30 Uhr nimmt mit kurzen Ansprachen vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger und vom Intendanten Karl Holzamer das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) aus einem provisorischen Studio in Eschborn seinen Sendebetrieb auf. Es folgt eine Unterhaltungsshow mit prominenten Gästen. Drei Jahre später (1966) beginnt man mit dem Bau des heutigen Sendezentrums auf dem Mainzer Lerchenberg. * * * Lockerer, bunter und vielfältiger als die ARD sollte alles sein und wurde es: So entwickelte das ZDF z.B. aus reiner Sportberichterstattung das aktuelle SportSTUDIO mit Studiogästen und Torwandschießen. Auch mit seinen großen Samstagabendshows stellte das ZDF die ARD immer wieder in den Schatten. Doch Wetten, dass war dann wohl die letzte große Unterhaltungsshow, die noch ganze Familien vor dem Fernseher versammelte. Mit dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch am 4.12.2010 verlor die letzte große Unterhaltungsshow des ZDF ihre Leichtigkeit. Und wie steht es um die Berichterstattung? Umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich soll sie laut Staatsvertrag sein - und Nachrichten und Kommentare klar voneinander getrennt. Davon haben sich die ZDF-Redaktionen meiner Meinung nach weit entfernt: Es geht immer mehr um die Befindlichkeiten und Gefühle unserer Regierungspolitiker als um ein kritisches Hinterfragen. Das ZDF war über viele Jahrzehnte der Sender, über den ich mich gerne informiert habe und der mich gut unterhalten hat. Aber was bietet der mit einem Jahresetat von über zwei Milliarden Euro teuerste Sender Europas noch? Was die Unterhaltung angeht, sind die Privatsender heute wesentlich kreativer als das ZDF. Als Bürgerfernsehen mit
Distanz zu Staat und Regierung wurde das ZDF
1961 gegründet. Doch davon ist meines Erachtens nichts mehr übrig.
Deshalb stellt sich mir
die Frage: Ist es vertretbar, neben der ARD noch einen 2. TV-Sender, der
kaum noch etwas Neues zu Meinungsvielfalt und Demokratie beiträgt,
noch aus Rundfunkgebühren zu finanzieren? Autor: Uwe Schütz |