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Chance verpasstVor 45 Jahren: Willy Brandt besucht als erster deutscher Bundeskanzler Israel
07.06.1973: Acht Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen reist Willy Brandt als erster deutscher Bundeskanzler zum Staatsbesuch nach Israel. Auf dem Flughafen in Tel Aviv wird Brandt mit allen Ehren von Israels Ministerpräsidentin Golda Meir empfangen. Nach einem Besuch der Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wendet man sich politischen Alltagsproblemen zu. Ein Hauptthema ist die latente Krise und Kriegsgefahr in der Region. * * * Es kam auch bei den skeptischen Israelis, Nachkommen von Shoa-Opfern und Shoa-Überlebenden gut an, dass Willy Brandt in Yad Vashem, der Mahnstätte des Völkermords, aus einem Psalm las, der in der Bibel steht und auch Teil der jüdischen Liturgie ist (Psalm 103,10: Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt auch nicht nach unserer Missetat). Heute wissen wir durch die Auswertung von Geheimdokumenten, die 2013 freigegeben wurden, dass Israels Ministerpräsidentin Meir bereit war, die im Sechstagekrieg (1967) auf der Sinai-Halbinsel eroberten Gebiete zu räumen. Weil sie dem Vermittlungswillen der Großmächte misstraute, bat sie den deutschen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger, in Ägypten persönlich Israels Friedenswillen zu betonen und geheime Gespräche anzubieten. Dies verweigerte Brandt jedoch (Quelle: DIE WELT - Wie Willy Brandt die Friedenskarte verspielte). Vier Monate später, am höchsten jüdischen Feiertag, hätten Ägypten und Syrien die Existenz Israels in einem Überraschungsangriff beinahe ausgelöscht (06.10.1973, Beginn des Jom-Kippur-Kriegs). Auch Ölkrise und der Schwenk vom Öl zur Kernenergie wären uns wohl erspart geblieben. Im deutsch-israelischen Verhältnis wird von deutscher Seite bis heute gerne die historische Verantwortung Deutschlands betont. Aber wo bleiben, abgesehen von Entschädigungszahlungen, die politischen Taten? Israel ist nicht ein Staat wie jeder andere. Er ist der einzige demokratische Staat im Nahen Osten und der Staat, in den Juden aus aller Welt flüchten. Uwe Schütz |